Interessantes aus KW 3/2017

An dieser Stelle präsentieren wir regelmäßig Links, die wir unter der Woche entdeckt haben, zu denen wir selbst nicht mehr viel schreiben müssen und die wir teilenswert finden. Viel Spaß beim Lesen und Anschauen!

1. Harald Lesch lohnt es sich ja immer wieder zuzuhören. In einem fünfminütigen Ausschnitt aus einem Gespräch mit Christop Süß in der Sendung quer des Bayrischen Rundfunks geht es um SUVs, für die Lesch gar kein Verständnis hat und dies auch treffend begründet. Sein Exkurs zur mittlerweile fast ausschließlich renditeorientierten Forschungspraxis an Hochschulen ist zudem auch noch sehr hörenswert. [Karl]

2. In einem ausführlichen Artikel für die junge Welt beschäftigt sich Götz Eisenberg mit dem Populismus und hinterfragt, warum immer mehr Menschen den einfachen Parolen der Rechten hinterherlaufen, wohingegen die Linke diesen anscheinend nichts entgegenzusetzen hat. Seine Analyse ist sehr interessant, denn er schildert, wie das Unbehagen vieler Menschen zustande kommt, die das Gefühl haben, mit einer sich immer schneller wandelnden Realität nicht mehr Schritt halten zu können, und was die Linke machen müsste, um Angebote zur Beseitigung dieses Unbehagens nicht nur den Rechten zu überlassen. Hochinteressant! [Karl]

3. In der Frankfurter Rundschau findet sich ein interessantes Interview mit dem Energieexperten Mycle Schneider, in dem dieser nicht nur erläutert, warum es mit der Atomenergie immer mehr bergab geht, sondern auch interessante Ideen vorstellt, wie Energieversorgung komplett neu konzeptioniert werden kann, z. B. durch die gezielte vermehrte Nutzung von Tageslicht. Neben der Energieersparnis ergeben sich so zudem noch weitere positive Effekte auf die Lebensqualität der Menschen. [Karl]

4. Im Onlinejournalismus geht es immer mehr darum, etwas als Erster zu verkünden, auch wenn dabei die journalistische Korrektheit auf der Strecke bleibt. Dass dies ein weit verbreitetes Phänomen ist, darüber berichtet ein Meedia-Artikel von Stefan Winterbauer, in dem es um die zahlreichen Meldungen deutscher sogenannter Qualitätsmedien ging, dass das Bundesverfassungsgericht die NPD verboten hätte – was allerdings gar nicht der Fall war, da die berichtenden Journalisten die Verlesung des Antrags mit der Urteilsverkündung verwechselten und danach noch fleißig voneinander abschrieben. Eile statt Qualität – leider nur allzu bezeichnend für unsere „Qualitätsjournalismus“. [Karl]

5. Und noch mal was zum NPD-Verbotsverfahren, diesmal aber mehr zum eigentlich Vorgang: Jens Berger befasst sich in einem Artikel auf den NachDenkSeiten mit dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts und findet die Entscheidung, die NPD nicht zu verbieten, richtig. Seine Argumentation ist m. E. nachvollziehbar: Zum einen schafft man mit so einem Verbot nicht das rechte Gedankengut der Menschen aus der Welt, zum anderen wird der NDP so kein weiterer Opfermythos ermöglicht, sondern im Gegenteil die Partei mit dem Verweis auf ihre Unbedeutendheit lächerlich gemacht. [Karl]

6. Juli Zeh hat einen Artikel für die Allegra verfasst (zu finden auf deren Facebook-Präsenz), in dem sie sich mit dem Widerspruch beschäftigt, dass immer mehr Menschen zwar richtig viel Geld für Biolebensmittel ausgeben, aber ihre Kleidung im Billigladen kaufen. Ihre These: Ernährung dient der eigenen Gesundheit, sodass dort viel Wert auf Qualität gelegt wird, bei Fairtrade-Klamotten profitieren vor allem andere, nämlich die Hersteller der Sachen, sodass dies nicht so populär für den neoliberal geschulten Selbstoptimierer ist. Sehr pointiert geschrieben! [Karl]

7. In Syrien droht gerade ein Massaker, und zwar in der Stadt Deir ez-Zor, die vom IS eingenommen zu werden droht. Darüber bekommt man allerdings kaum Informationen in unseren sogenannten Leitmedien, sondern höchstens mal in einem Telepolis-Artikel, der die Lage dort beschreibt. Dieses Schweigen sowohl der deutschen Medien als auch Politiker, wenn in Syrien Dinge geschehen, die nicht ins eigene Narrativ passen (böser Assad mit bösen Russen gegen gute Rebellen), kritisiert Götz Aly mit deutlichen Worten in einem Kommentar für die Berliner Zeitung. [Karl]

8. Ja, so sind sie, die menschenfreundlichen Deutschen: Laut einem Artikel in der taz haben sich Anwohner und Gewerbetreibende gegen eine Essensausgabe der Berliner Obdachlosenhilfe im Moabiter Hansaviertel beschwert, sodass diese nun nicht mehr auf einem REWE-Parkplatz stattfinden darf. Ein lokaler SPD Politiker lieferte dabei Unterstützung, damit sich die Inhaber von neuen Eigentumswohnungen nicht durch die Anwesenheit von Obdachlosen gestört fühlen. Neoliberale Entsolidarisierung in Reinkultur … [Karl]

9. Im Tagesspiegel findet sich ein treffendes Statement von Harald Schumann zur Irrationalität nationalistisch-protektionistischer Wirtschaftspolitik in einer global funktionieren Weltwirtschaft. Und in der Tat interessant, dass nun gerade in den USA und Großbritannien, wo das neoliberale Zerstörungswerk der Sozialstaatlichkeit seinen Anfang nahm, diese Wende als Erstes so deutlich vollzogen [Karl]

10. Auch Rayk Anders beschäftigt sich in seinem neusten Headlinez-Video mit den neuen US-amerikanischen Präsidenten Donald Trump. Dazu entwirft er vier Szenarien, wie dessen Amtszeit verlaufen könnten – von sehr positiv bis absolut negativ – und gibt eine Prognose zur Eintretenswahrscheinlichkeit ab. Wie immer unterhaltsame fünf Minuten. [Karl]

11. Und in einem dreiminütigen Beitrag von Emran Feroz auf Deutschlandradio Kultur (dort auch in transkribierter Form vorliegend) geht es ebenfalls mehr oder weniger um Trump – oder vielmehr um das Erbe, dass er von seinem Vorgänger Barack Obama in Form des Drohnenkrieges bekommt. Nach wie vor werden aufgrund einer wöchentlich vom US-Präsidenten persönlich unterzeichneten Todesliste Menschen überall auf der Welt durch Drohne getötet – und zwar nicht nur Terroristen, sondern eben auch viele, die einfach nur zur falschen Zeit am falschen Ort sind. Ein Thema, das viel zu wenig Beachtung in den Medien findet. [Karl]

12. In einem achtminütigen Bericht der ARD-Sendung Monitor geht es um die deutschen Polit-Talkshows. Es wurde untersucht, wie oft klassische AfD-Themen dort behandelt wurden. Das Resultat: In über 50 Prozent der Sendungen war dies der Fall. Auf diese Weise wird nicht nur den Rechtspopulisten eine Bühne geboten, auf der sie ihre gezielten Provokationen ablassen können, sondern es wird diesem Themenbereich eine höhere Relevanz eingeräumt, als es tatsächlich in der Lebensrealität der meisten Menschen der Fall ist. So schafft man Ängste, wo noch keine vorhanden sind. [Karl]

13. Björn Höckes (AfD) Rede bei der Jungen Alternativen, der Nachwuchsorganisation der AfD, in Dresden hat für einiges Aufsehen gesorgt ob der offen zutage tretenden neonazistischen Gesinnung Höckes. In seiner Kolumne auf Spiegel Online beschäftigt sich nun auch Sascha Lobo mit den Verbalausfällen Höckes und appelliert daran, hier nicht mehr wegzusehen. Schließlich ermöglicht uns das Internet, solche Dinge auch vor Augen geführt zu bekommen. Doch leider werden die meisten dennoch das ignorieren und darüber hinwegsehen, ganz abgesehen von den AfD-Jüngern, denen Höckes Aussagen zu rechtsradikal sind, die sich dann aber von seiner einen Tag später nachgeschobenen Relativierung wieder beruhigen lassen. [Karl]

14. Ein Artikel von LobbyControl berichtet über einen bisher einmaligen Vorgang in Deutschland, nämlich das ein amtierender Oberbürgermeister dem Haftrichter vorgeführt wird. Dies hat sich in Regensburg zugetragen, und es geht bei dem betroffenen Joachim Wollberg (SPD) um Korruption und Verstoße gegen das Parteispendengesetz, da Spenden eines Bauunternehmens wohl gezielt verschleiert wurden. Leider geht aus dem Artikel auch hervor, dass es sich hier nicht um einen Einzelfall handelt, sondern dass derartige Korruption Methode zu haben scheint und jetzt nur mehr oder weniger zufällig in Regensburg aufgeflogen ist. [Karl]

15. Noch mal LobbyControl: Ein Artikel auf der Webseite der NGO stellt eine Studie vor, die sich mit Stiftungen großer Unternehmen beschäftigt hat und untersuchte, wie es bei diesen ja immer steuerbegünstigten Institutionen um die Transparenz und das Durchsetzen verdeckter Unternehmensinteressen bestellt ist. Das Resultat überrascht nun nicht so sehr: Transparenz bezüglich der Mittelverwendung liegt bei den meisten Stiftungen nicht vor, zudem wird oft mehr oder weniger offensichtlich Lobbyarbeit für das eigene Unternehmen betrieben, gesetzliche Regelungen, die das verhindern könnten, gibt es nicht. Kein Wunder also, dass Unternehmensstiftungen in den letzten Jahren so sehr boomen … [Karl]

16. In einem Dorf bei Kaiserslautern wurde entdeckt, dass zwei junge Männer eine große Menge Explosivstoffe gebunkert haben. Allerdings hat man in überregionalen Medien davon kaum etwas vernommen. Roberto J. De Lapuente mutmaßt nun in einem Artikel im neuen deutschland, dass die wohl anders gewesen wäre, wenn diese beiden Männer, die wohl einen rechtsradikalen Hintergrund haben, Muslime gewesen wären. Diese selektive Verbreitung von Informationen bezeichnet Lapuente als „Lückenpresse“ und bezieht sich dabei auf ein Buch gleichen Titels von Ulrich Teusch, auf das er in dem Artikel auch noch näher eingeht. [Karl]

17. In einem Artikel auf Über Medien nimmt sich Stefan Niggemeier des Themas Fake News an, was ja zurzeit recht heiß diskutiert wird. Treffend zeigt er auf, dass es im Grunde lächerlich ist, sich über die Beeinflussung der Bundestagswahl in diesem Jahr durch Fake News zu sorgen, da die BILD schon seit vielen Jahren relativ unsanktioniert mit genau dieser Methode arbeitet, um Stimmung zu machen und Einfluss auszuüben. Hierfür liefert Niggemeier einige treffende Beispiele und fragt zu Recht, wie ernst ein Kampf gegen Fake News sein kann, wenn es dabei nicht um die Inhalte geht, sondern vor allem um den Absender solcher Falschmeldungen: Die einen sollen zensiert werden, von den anderen (wenn sie denn zu den sogenannten Leitmedien gehören) wird sogar noch abgeschrieben, sodass sich deren Fake News noch weiter verbreiten. [Karl]

18. Gewalt in Pflegeheimen ist ein Tabuthema, das aber wohl leider sehr weit verbreitet ist, wie aus einem Artikel in der Süddeutschen Zeitung hervorgeht. Der Grund hierfür liegt in den meisten Fällen wohl in der permanenten Überarbeitung der Pflegekräfte, denn auch mit Altenpflege soll möglichst viel Profit gemacht werden, sodass Personalkosten so klein es geht gehalten werden sollen. Eine besonders unappetitliche des Marktradikalismus, die viele von uns irgendwann zukünftig noch leidvoll zu spüren bekommen werden … [Karl]

Print Friendly, PDF & Email

Kollektiv

Gemischte Beiträge mehrerer Autoren.

Schreibe einen Kommentar