Interessantes aus KW 17/2017

An dieser Stelle präsentieren wir regelmäßig Links, die wir unter der Woche entdeckt haben, zu denen wir selbst nicht mehr viel schreiben müssen und die wir teilenswert finden. Viel Spaß beim Lesen und Anschauen

1. Tom Wellbrock macht sich in einem Artikel auf neulandrebellen ein paar Gedanken zum Thema Freiheit – und stellt dabei fest, dass dieser vielbeschworene Begriff mittlerweile zu einer ziemlichen Farce für viele Menschen geworden ist. Ausgehend von einer SWR-Doku über Leiharbeiter, fragt Wellbrock, was es denn mit den diversen Freiheiten (Pressefreiheit, Meinungsfreiheit, Reisefreiheit, freie Wahl des Arbeitsplatzes …), die eigentlich konstituierend für unser Wertesystem sind, noch so auf sich hat. Das Resultat ist dann schon ein wenig ernüchternd. [Karl]

2. Das Referendum zur türkischen Verfassungsreform erzielte bei den in Deutschland lebenden Türken 63 % Zustimmung. Deswegen wird nun eine Debatte von rechten Kreise über gescheiterte Integration und Abschaffung der doppelten Staatsbürgerschaft losgetreten. Wenn man allerdings mal etwas genauer hinschaut, wie es ein Telepolis-Artikel macht, der sich vor allem der hohen Zahl an türkischen Nichtwählern widmet, dann kommt man zu einem anderen Schluss. Viele, die mit Nein gestimmt hätten, gaben ihre Stimme nicht ab, gerade weil sie gut integriert sind und sich mehr als Deutsche denn als Türken fühlen, bei anderen war die Angst vor Repressionen beim Gang in die türkischen Konsulate groß, sodass auf die Stimmabgabe verzichtet wurde. [Karl]

3. Als er vor zwei Jahren sein Amt als EU-Kommissionspräsident antrat, gab er das Ziel vor, dass die Mitglieder der Kommission sich ausgewogen mit Vertretern von Unternehmen/Verbänden, der Zivilgesellschaft und anderen treffen sollten. Leider muss ein Artikel von LobbyControl berichten, dass eine derartige angestrebte Ausgewogenheit nach wie vor eher die Ausnahme als die Regel ist. Das liegt zum Teil auch daran, dass die EU-Generaldirektionen nicht hinreichend gut mit Mitarbeitern und Mitteln für interne Expertise ausgestattet sind, sodass sich bei dem Einholen von externer Expertise oft die finanzstärksten Konzernlobbyisten durchsetzen. [Karl]

4. In einem Artikel in der Süddeutschen Zeitung geht es um eine Studie im Auftrag des Auswärtigen Amtes, die den Zusammenhang vom Klimawandel und dem Erstarken von Terrororganisationen und dem Anstieg krimineller Gewalt belegt. Durch Veränderungen des Weltklimas wird die Versorgung der Bevölkerung in immer mehr Regionen des globalen Südens zunehmend schwierig, woraus Ressourcenkämpfe und Fluchtbewegungen entstehen, die terroristische und kriminelle Organisationen für sich zu nutzen wissen. Der Kampf gegen den Terror beginnt also schon bei unserem alltäglichen Konsum. [Karl]

5. Dass die Zahl der straffälligen Migranten laut Kriminalitätsstatistik gestiegen ist, wird gerade vom rechten Rand sehr ausgeschlachtet und für Stimmungsmache genutzt. Da tut ein Beitrag wie das etwas zehnminütige Interview mit dem Kriminologen Thomas Feltes im Deutschlandfunk (auch in transkribierter Form dort vorliegend) gut, der diese Aussage mal ein bisschen in einen größeren Kontext setzt und aufzeigt, was die Schwächen einer solchen Statistik sind. [Karl]

6. Am Umgang mit dem Nahostexperten Michael Lüders, der nach seinen Aussagen zum Giftgas-Angriff in Syrien in der ZDF-Talkshow Markus Lanz unter starken medialen Beschuss geriet, indem man seine Glaubwürdigkeit massiv anzweifelte, zeigt Marcus Klöckner in einem Telepolis-Artikel auf, wie einseitig ein Großteil unserer Medien mittlerweile agiert. Bei Lüders wird eine kleine Ungenauigkeit in seinen Aussagen dazu genutzt, um ihn als komplett unglaubwürdig darzustellen, während Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) bei Anne Will Lügen verbreiten darf, ohne dafür kritisiert zu werden. Es geht also darum, Meinungen, die von der offiziellen Regierungslinie abweichen, zu diskreditieren. Mal wieder ein journalistisches Armutszeugnis … [Karl]

7. Die politische motivierte Nutzung von Bildmaterial ist nicht immer durch die Lizenzmodelle der Anbieter gedeckt. Besonders wild treibt es da mal wieder die wenig professionell agierende AfD bei ihren Facebook-Auftritten, wie schon letzte Woche erwähnt. Dazu gibt es einen sechseinhalb Minuten langen Bericht beim Medienmagazin ZAPP im NDR. Sorgt leider für mehr Klicks als für Ärger … [Dirk]

8. In der Sendung quer im BR zeigt sich mal wieder, was Investoren als Vermieter taugen: null. Ein kurzer Bericht über Mieter, die seit Jahren ganze Winter ohne Heizung durchleben dürfen. Es ist für mich unfassbar, dass so ein „Vermieter“ gesetzlich kaum etwas zu befürchten hat. Und wieder einmal sind wir der Politik dankbar, dass das Recht des Stärkeren konsequent umgesetzt wird: Wen interessieren schon Bürger (Mieter), wenn man die Investoren und Vermieter schützen muss?! [Dirk]

9. Auch Rayk Anders ist diese Woche mal wieder mit seinem Videoblog dabei. Die Reaktionen von uninformierten Menschen sind immer die gleichen: Beleidigungen und stumpfes Nachplappern von leeren Parolen (ob Trump-Wähler, besorgte Bürger oder Erdogan-Anhänger). So sehen es die uninformierten Menschen auch in diesem Fall mal wieder: Die Türkei ist „stark“, wenn der Präsident möglichst ungehindert sein Ding durchziehen kann. Dass dieser Umstand nirgends auf der Welt „für das Volk“ funktioniert, wird da einfach ausgeblendet. Kinder brauchen autoritäre Führer, Erwachsene entscheiden selbst … [Dirk]

10. Das wurde aber auch Zeit! An den Universitäten regt sich langsam, aber sicher stetig zunehmender Protest von Studenten, Angestellten und Wissenschaftlern gegen die Ökonomisierung des Bildungswesens und damit auch der Hochschulen, wie ein Spiegel-Artikel berichtet. Das lässt ein bisschen Hoffnung aufkommen, dass die kommende Generation tatsächlich politische aktiv wird, um Alternativen zum angeblich alternativlosen Neoliberalismus aufzuzeigen. Gern mehr davon! [Karl]

11. Und auch die BILD wird ihrem Ruf als niederträchtiges Schmierblatt mal wieder mehr als gerecht. So berichtet Jens Berger in einem Artikel auf den NachDenkSeiten darüber, wie Springers Hetzpostille sich mokiert, dass angeblich beim Confedearations Cup in Russland Journalisten zensiert würden in ihrer Berichterstattung. Dabei handelt es sich bei dem beschriebenen Verfahren um eine bei FIFA-Turnieren übliche erleichterte Vergabe von Arbeistsvisa für Sportjournalisten. Was für eine perfide Verdrehung der Tatsachen – und etliche der sogenannten Qualitätsmedien schreiben den Mist auch noch 1 : 1 einfach so ab. [Karl]

12. Ein Artikel in der jungen Welt bringt recht knapp und deutlich auf den Punkt, warum Kriege geführt und toleriert werden: weil sie sich rechnen. Als Beispiel werden dafür die Umsätze von deutschen Rüstungskonzernen mit Saudi-Arabien den im Verhältnis ausgesprochen bescheidenen Hilfszahlungen für die humanitäre Katastrophe im Jemen, die mit genau diesen Rüstungsgütern verursacht wird, gegenüberstellt. Tja, Rüstungskonzerne haben eben das Geld, um Lobbyisten zu bezahlen – verhungernde Kinder verfügen nicht über solche Möglichkeiten. [Karl]

13. Glyphosat und kein Ende: Wie unsauber es bei der Bewertung bezüglich des Krebsrisikos des Monsanto-Pestizids zugeht, stellt ein Telepolis-Artikel dar. Eine um Objektivität bemühte wissenschaftliche Prüfung sieht in jedem Fall anders aus, aber für Monsanto geht es dabei eben um sehr, sehr viel Geld, wenn nicht sogar um einen existenziellen Pfeiler der Geschäftsmodells. Und dafür werden dann massive Gesundheitsrisiken auch gern mal in Kauf genommen … [Karl]

14. Was soll man da noch glauben? Erst recht, wenn es um ein Land am anderen Ende der Welt geht, so wie Venezuela. Ein Artikel der jungen Welt (leider nicht mehr frei lesbar) greift nun massiv die Berichterstattung zu den derzeitigen Unruhen in dem südamerikanischen Land an, die von einseitiger Stimmungsmache gegen die linke Regierung und von Parteinahme für die rechte Opposition geprägt sei. Um ehrlich zu sein: Ich kann nicht beurteilen, was dort gerade abgeht, aber so richtig unplausibel finde ich die Vorwürfe gegen die hiesigen sogenannten Leitmedien auch nicht. [Karl]

15. Im Zuge der Präsidentschaftswahlen in Frankreich und auch der Pulse-of-Europe-Bewegung werden ja kritische Stimmen in letzter Zeit oft als „Europagegner“ gebrandmarkt. Wie substanzlos dieser Vorwurf ist, wird von Jens Berger in einem Artikel auf den NachDenkSeiten erläutert. Schließlich sind die Kritiker an der derzeitigen EU-Praxis durchaus progressive Europäer – ganz im Gegensatz zu denjenigen, die unter dem proeuropäischen Mäntelchen die Spaltung des Kontinents und der EU weiter vorantreiben wollen. Wichtige und lesenswerte Analyse! [Karl]

 

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Gemischte Beiträge mehrerer Autoren.

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