Interessantes aus KW 46/2017

An dieser Stelle präsentieren wir regelmäßig Links, die wir unter der Woche entdeckt haben, zu denen wir selbst nicht mehr viel schreiben müssen und die wir teilenswert finden. Viel Spaß beim Lesen und Anschauen!

1. Auf die Machenschaften und Mauscheleien der CDU-Bundestagsabgeordneten Karin Strenz, die sich allem Anschein nach vom aserbaidschanischen Regime hat schmieren lassen, haben wir ja schon das eine oder andere Mal hingewiesen. Nun berichtet ein Artikel auf abgeordnetenwatch.de, dass Stenz auch noch dreist gelogen hat, als sie angab, dass sie allen Transparenzanforderungen bezüglich dieser Zahlungen nachgekommen wäre. Allerdings hat sie deswegen wohl keine Konsequenzen zu befürchten, da so was nun als leichte Fahrlässigkeit gilt. Und die meisten Wähler interessiert so was ja sowieso nicht. [Karl]

2. Dass Fernseh-Talkshows in der Regel nicht eben ausgeglichen besetzt und unparteiisch moderiert werden, ist ja leider nichts ganz Neues. Nun gab es gerade wieder ein besonders dreistes Beispiel für so ein Format, über das ein Artikel im Kölner Stadt-Anzeiger berichtet: Bei der ARD-Sendung Hart aber fair zum Thema Zukunft des Autos waren nicht nur die Pkw- und SUV-Befürworter von vornherein in der Mehrzahl, sondern Moderator Frank Plasberg hat auch noch recht eindeutig Stellung für diese bezogen, indem er sich selbst als SUV-Fahrer outete und dabei von männlichem Prestigegewinn schwafelte. Peinlich, peinlich … [Karl]

3. In einem Kommentar in der Süddeutschen Zeitung befasst sich Heribert Prantl mit den Sondierungsgesprächen für eine Jamaika-Koalition nach der Bundestagswahl, bei der es CDU/CSU und FDP nun darum geht, den Grünen die Zustimmung zu einer Obergrenze für Flüchtlinge abzuringen. Diese kommt nur unter einem anderen Namen daher, nämlich „Richtwerte“, wäre aber dennoch nach wie vor verfassungswidrig. Auch das Bundeskanzlerin Merkel im Wahlkampf von einer solchen Grundrechtseinschränkung nicht wissen wollte, ist auf einmal Schnee von gestern. Prantl treffend an die Grünen adressiert: „Sie wären betrunken oder verrückt, wenn sie das täten.“ [Karl]

4. Roberto J. De Lapuente geht in einem Artikel auf neulandrebellen mit Christoph M. Schmidt, Ökonom und sogenanntem Wirtschaftsweisen, der in der letzten Woche forderte, dass der Arbeitstag nicht mehr am Feierabend enden und die Menschen 48 Stunden in der Woche arbeiten sollten, hart ins Gericht. Zudem weist De Lapuente zu Recht auf die Schlagseite des überwiegenden Teils der medialen Berichterstattung zu diesem Thema hin, die zunächst mal den absurden Vorschlägen Schmidts Platz bieten und die berechtigte Kritik daran hintenanstellen. In Schweden ist man da schon weiter, wie ein taz-Artikel berichtet, denn dort wurde teilweise schon der 6-Stunden-Tag (bei vollem Lohnausgleich) eingeführt – und das mit durchweg positiven Folgen: höhere Produktivität, bessere Wirtschaftlichkeit, geringerer Krankenstand beim zufriedeneren Personal, bessere Leistungen für Patienten und Kunden. Aber solchen Erkenntnissen dürften sich neoliberale Betonköpfe wie Schmidt ohnehin von vornherein verschließen. [Karl]

5. Der YouTube-Kanal acTVism bietet hochwertige Interviews mit Kritikern der herrschenden Klassen, sogenannten Whistleblowern und anderen Querdenkern (z. B. Gerald Hüther oder Yanis Varoufakis). Es geht teilweise um einfache Frage, deren Antworten mitunter doch lang und komplexer sind. Es geht fast immer um globale Ereignisse und aktuelles Zeitgeschehen. Dieses zehnminütige DemocracyNow-Video stellt investigativen Journalisten die einfach Frage, warum Kriegsopfer (oder Opfer des imperialistischen und kapitalistischen Terrors) nicht die gleiche Aufmerksamkeit bekommen wie sogenannte Opfer des Terrors. [Dirk]

6. Eine echte Horrovision hat die Sendung nano diese Woche auf die 3sat Bildschirme gebracht: die Welt komplett in VR (virtuelle Realität). In einem fünfeinhalbminütigen Bericht wird gezeigt, was heute möglich ist und was einige Leute sich als Zukunft vorstellen oder sogar wünschen (komplette Ferien in der VR!). Dann können wir uns den Umweltschutz ja endlich sparen, und man muss sich auch nicht mehr mit seinem sozialen Umfeld arrangieren: Man sucht sich einfach ein neues Umfeld, wenn das derzeitige nicht auf einer Wellenlänge liegt! Der blanke Horror … [Dirk]

7. In seinem Blog Augen auf und durch … kommentiert der Autor Ulrich Teusch („Lückenpresse“) einen Beitrag aus der ZEIT von Medienwissenschaftler Bernhard Pörksen. Es geht um Medienkritik, den Umgang mit den Kritikern und die Wanderung von extremeren Meinungen in die Mitte der Gesellschaft. Schon der Beitrag in der ZEIT ist lesenswert, aber dessen Schwächen werden durch den Kommentar von Ulrich Teusch klar demaskiert. Aber nur zusammen ergibt sich ein facettenreiches Bild. [Dirk]

8. Ja, ja, das ist immer so eine Sache mit den Fake News: Man biegt sich Dinge halt so zurecht, um die eigene Ideologie rechtfertigen zu können. Besonders tut sich damit mal wieder die FDP hervor, und zwar was den Bereich der Klimaschutz und Energieversorgung angeht. In einem Artikel in der taz werden einige diesbezüglich Aussagen von Lindners Klienteltruppe mal ein wenig unter die Lupe genommen – mit dem Resultat, dass da nichts dran ist an deren Panikmache und teilweise sogar wohl bewusst falsche Zahlen und Angaben gemacht werden. Na ja, Rechtspopulisiten und die Realität, das ist ja auch immer so eine Sache … [Karl]

9. Äußerungen von Sigmar Gabriel (SPD) haben wir ja schon öfter kritisch kommentiert. Nun hat er aber tatsächlich in der ZDF-Talkshow Illner etwas gesagt, was erstaunlich und zutreffend ist, wie ein Artikel auf den NachDenkSeiten berichtet, und dann soll das ja auch mal erwähnt werden. Der Noch-Außenminister benannte nämlich recht deutlich die politischen, wirtschaftlichen und medialen Eliten als Schöpfer von Fake News, die es nicht erst seit US-Präsident Donald Trump gibt. Wow – sehr klare Worte! [Karl]

10. Beim ehemaligen hessischen Ministerpräsidenten Roland Koch (CDU) fallen einem ja vor allem Stichworte wie Korruption, Sozialstaatsabbau und rechte Stimmungsmache ein. Da mutet es wie ein Hohn an, dass so ein Mensch nun die Wilhelm-Leuschner-Medaille erhalten soll, denn der Namensgeber dieser Auszeichnung war ein Gewerkschafter mit großem Sinn fürs Soziale, der sich dem Widerstand gegen das Nazi-Regime anschloss und dafür 1944 von den Faschisten ermordet wurde. Zum Glück gibt es auch kritische Stimmen zu diesem ungeheuerlichen Vorgang, wie ein Artikel auf fuldainfo berichtet. [Karl]

11. Das Journalisten von Polizisten an der Berichterstattung gehindert werden, war ja im Zuge von G20 vor nicht allzu langer Zeit ein viel diskutiertes Thema. Dass es derartige Übergriffe auch bei alltäglichen Ereignissen gibt, wird in einem etwa fünfminütigen Beitrag des NDR-Magazins ZAPP dargestellt, in dem einige Journalisten berichten, wie sie trotz vorgezeigten Presseausweises teilweise unter Gewaltandrohung genötigt wurden bzw. werden sollten, ihr gefilmtes Material herauszugeben und zu löschen. Erdogan-Style mitten in Deutschland … [Karl]

12. In einem Artikel für die Kontext: Wochenzeitung befasst sich Raul Zelik mit der katalanischen Unabhängigkeitsbewegung und der medialen Berichterstattung darüber in Deutschland, die er als recht einseitig bezeichnet. So werde das Unabhängigkeitsreferendum am 1. 10. nicht im gebotenen historisch-politischen Kontext dargestellt, sodass ein parteiisches Bild entsteht: Die Katalanen seien Nationalisten, die ihren Wohlstand nicht mit den ärmeren Regionen Spaniens wollen. Dass diese dem aktuellen Konflikt keineswegs gerecht wird, wird nach der Lektüre dieses erhellenden Artikels sehr deutlich. [Karl]

13. Auf Deutschlandfunk Nova findet sich ein etwa vierminütiges Wissensgespräch zu Bio-Lebensmitteln, das sich mit einer Studie von Schweizer Wissenschaftlern beschäftigt. Diese haben gerade modellhaft durchgerechnet, dass es möglich wäre, im Jahre 2050 eine Weltbevölkerung von neun Milliarden Menschen komplett mit mit Lebensmitteln aus Bio-Landwirtschaft zu ernähren. Dazu wären zwei Bedingungen notwendig: Es müssten deutlich weniger Nahrungsmittel weggeschmissen werden und es dürfte nicht mehr so viel Fleisch gegessen werden. Es liegt also auch an uns Verbrauchern, hier entsprechend einen Wandel herbeizuführen. [Karl]

14. Auch wenn Griechenland seit einiger zeit aus dem medialen Fokus verschwunden ist, sollte man immer mal wieder schauen, was dort zurzeit los ist und welch verheerende Folgen die dem Land aufgezwungene Austeritätspolitik hat. So beschäftigt sich ein Artikel in der jungen Welt mit dem griechischen Gesundheitssystem und lässt den Arzt und Gründer eines Sozialkrankenhauses Giorgos Vichas von den katastrophalen Zuständen berichten. Erschreckende Zahlen! [Karl]

15. In seiner Kolumne auf Spiegel Online erinnert Thomas Fricke daran, dass vor 40 Jahren ein Wechsel der Wirtschaftspolitik in Deutschland eingeleitet wurde, der bis heute anhält, mittlerweile aber reichlich antiquiert wirkt: die Stärkung der Angebotsseite als Dogma anstatt dem Versprechen, möglichst viel Wohlstand für alle zu schaffen. Doch gerade die sogenannten Wirtschaftsweisen beweisen immer wieder, dass sie diesem alten Denken bedingungslos anhängen und propagieren so immer wieder Maßnahmen, die sich schon längst als falsch erwiesen haben. Na ja, neoliberale Ökonomen und Politiker haben’s ja nicht so damit, mal konstruktive Lehren aus der Realität zu ziehen. [Karl]

16. Ein neuer Vortrag von Prof. Rainer Mausfeld, auf den NDS als Video oder in Textform aufzurufen, in dem er wieder deutlich macht, wie weit die Manipulationen der herrschenden Eliten reichen. Ziemlich erschütternd, aber unbedingt wichtig diese Zusamenhänge bewusst zu machen und weiter zu verbreiten! [Gerald]

Kollektiv

Gemischte Beiträge mehrerer Autoren.

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