Der ehemalige Finanzminister von Griechenland, Yanis Varoufakis, schreibt nun erfolgreich Bücher über die Wirtschaft im weitesten Sinne. Vor allem seine Erfahrungen mit der europäischen Ökonomie sind dabei ein Thema, das ihm (verständlicherweise) sehr am Herzen liegt: Kaum ein Land hat so harte Sparmaßnahmen durch die sogenannte Troika auferlegt bekommen und auch umgesetzt wie Griechenland.
Das vorliegende Buch trägt den Untertitel „Wie ich meiner Tochter die Wirtschaft erkläre“ und ist auch entsprechend geschrieben: In kleinen Happen und mit einigen Ausflügen und Anekdoten erklärt der Autor die Entstehung des Kapitalismus in einer Zeit, als die Baumwolle begehrtes Handelsgut wurde. Er klärt über geschichtliche Zahlungssysteme auf und demaskiert die Mythen der Banker und Ökonomen, die noch immer von einer „unsichtbaren Hand“ schwadronieren, die den Markt (Angebot und Nachfrage) von allein regelt (lachhaft!).
Wenn Varoufakis in diesem Buch den Verkauf insolventer Banken vorschlägt oder aufzeigt, wie Kapital einen stärkeren Einfluss auf die Politik hat als das gemeine Volk, dann schlägt auch mein vom Kapitalismus gebeuteltes Herz höher! Die bittere Pille, dass die ganzen Maschinen nicht die Arbeit reduziert haben, sondern wir mittlerweile arbeiten, um diese Maschinen am Laufen zu halten, ist auch für den Autor nur schwer zu schlucken (denn anstatt die Arbeit zu reduzieren, werden durch sie die Gewinne einiger weniger nur immer weiter gesteigert).
Ich würde dieses Buch als leichte Lektüre für unterwegs empfehlen, da man jederzeit wieder in die kurzen Abschnitte einsteigen kann und die Zusammenhänge eben entsprechend leicht zu begreifen sind. Die ständigen Wiederholungen können einem, in eins durchgelesen, sicherlich schon auf die Nerven gehen! Ich fühlte mich schon das ein oder andere Mal von oben herab belehrt, da das vorliegende Buch eben genau diese Position einnimmt: Ein Vater erklärt seiner minderjährigen Tochter die Wirtschaft. Alles in allem war es aber so bild- und lebhaft erzählt, dass es mir gut gefallen hat. Vor allem seine Ausflüge in zeitgenössische Filme wie z. B. Matrix waren anschaulich und unterhaltsam zugleich.
Sein gerade erschienenes Buch „Die ganze Geschichte“ wird sicher auch bald von mir gelesen werden – und dann mal schauen, was da noch so in Yanis Varoufakis köchelt.
„Time For Change“ von Yanis Varoufakis
Im Verlag Carl Hanser im Jahr 2015 erschienen
(Original 2013 in Athen bei Patakis, S., S.A.)
ISBN: 978-3-446-44524-6