Anna von Hausswolff: Ceremony

Eine junge Schwedin Mitte 20 mit einer Kirchenorgel – wenn man diese beiden Zutaten hört, vermutet man nicht unbedingt, dass so ein Album wie Anna von Hausswolffs Ceremony dabei herauskommt. Natürlich ist die Kirchenorgel nicht das einzige Instrument auf dem Album, aber es ist schon deutlich präsent (und auch das Cover zeigt schließlich nichts als ein paar Orgelpfeifen in Großaufnahme).

Schon beim ersten Track, dem instrumentalen Epitaph Of Theodor, wird deutlich, dass man es hier weder mit klassischer Kirchenmusik noch mit momentan so angesagtem Singer/Songwriter-Folk zu tun hat, sondern ein wahrlich dunkles Werk darauf wartet erschlossen zu werden. Nach etwa zehn Minuten des Albums ertönt dann nach dem Einstieg von Slow-Motion-Drums und einer wirklich bösen E-Gitarre im zweiten Song Deathbed das erste Mal die Stimme der Chanteuse – und nimmt einen sogleich gefangen. Ein bisschen an die junge Kate Bush erinnern, führt sie einen durch diesen achteinhalbminütigen Monolithen der Dunkelheit.

Doch von Hausswolff kann auch anders: Red Sun, wieder eher spartanisch mit Kirchenorgel instrumentiert, ist ein wunderschöner 3-Minuten-Song mit herrlicher Melodik. Dann finden sich auch noch Lieder ohne oder mit nur sehr wenig Kirchenorgel auf dem Album, wie zum Beispiel Harmonica, das mit an Wüstenrockgitarre daherkommt und auch gut in einen Tarentino-Film passen würde. Und zwischendurch sorgen instrumentale Stücke für Auflockerung, obwohl diese im Fall der schrägen Geräusche, die das Stück No Body ausmachen, nicht so ganz im herkömmlichen Sinne zu verstehen ist.

Nach 13 Tracks und gut einer Stunde bleibt man nach dem ersten Hören zunächst ein bisschen ratlos zurück, da die Musik auf Ceremony nicht ganz einfach einzuordnen ist. Ein bisschen Kate Bush mit der Schwermut Nicos, ein wenig Bat For Lashes, manchmal etwas von den ruhigeren Momenten einer Siouxsie – aber so richtig trifft es das alles nicht. Am besten mal reinhören, um dieses wirklich fantastische Album kennenzulernen. Anspieltipp: Deathbed.

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Karl

Jahrgang 1969, ist nach einem Lehramtsstudium und diversen beruflichen Tätigkeiten seit 2002 freiberuflicher Lektor (Auf den Punkt). Nach vielen Jahren in Hamburg, lebt er nun seit November 2019 in Rendsburg. Neben dem Interesse für politische Themen ist er ein absoluter Musikfreak und hört den ganzen Tag Tonträger. An den Wochenenden ist er bevorzugt in Norgaardholz an der Ostsee und genießt dort die Natur.

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