Europas dreckige Ernte

Die 44-minütige Reportage „Europas dreckige Ernte“ in der ARD beschäftigte sich mit unserem Obst und Gemüse, das wir alltäglich in unseren Supermärkten angeboten bekommen, genauer gesagt mit dem aus Spanien und Italien. Die Journalisten Vanessa Lünenschloß und Jan Zimmermann gingen der Frage nach, wieso es sein kann, dass die Produkte von dort so extrem günstig sein können. Die Antwort darauf ist dann weniger erfreulich …

Obwohl Spanien und Italien zur EU gehören und insofern erst mal wenig Verdacht aufkommt, dass dort Ausbeutung bis hin zu skalvereiähnlichen Zuständen herrschen könnte, leben die Arbeiter dort oftmals unter entsetzlichsten Umständen, von denen man kaum glauben mag, dass so etwas in Europa möglich ist. Häufig handelt es sich dabei um Flüchtlinge aus Afrika, die in Italien und Spanien landen, sich daraufhin oftmals illegal im Land aufhalten und so entsprechend von skrupellosen Landwirten und Agrarunternehmen ausgebeutet werden. Papiere, Sozialversicherung und regelmäßige adäquate Entlohnung gibt es ebenso wenig wie entsprechende Schutzmaßnahmen, beispielsweise beim Umgang mit Pestiziden.

Diese Reportage hat mich sehr wütend gemacht, denn sie zeigt auf, wie der Kapitalismus funktioniert: Wer Geld hat, kauft sich eben Recht, und je mehr Geld er hat, desto mehr Unrecht kann derjenige unsanktioniert ausüben. Das geht so weit, dass der zuständige EU-Kommissar jede Anfrage der beiden Journalisten einfach ignoriert – für mich sieht es so aus, als ob er sich eben entsprechend hat kaufen lassen, um nichts an diesen Zuständen zu ändern.

So bekommt die Wirtschaftspolitik der EU noch eine perversere Logik, als sie es eh schon hat: Sie verursacht durch EPA-Abkommen und Konzernpatronage Fluchtgründe für Menschen in Afrika, denen so die Lebensgrundlage entzogen wird, und wenn diese dann in den südeuropäischen Ländern landen (oder, wie auch ein Beispiel in dem Film zeigt, wieder dorthin zurückgebracht werden – Dublin lässt grüßen), dürfen sie dort dafür sorgen, dass sich die Gewinne der Agrarunternehmen schön weiter mehren und wir billiges Obst und Gemüse im Discounterregal vorfinden. Einfach nur noch ekelhaft, wie die neoliberal ausgeformte Globalisierung ihre Menschenverachtung immer deutlicher offenbart.

Mal wieder eine Reportage, die keine gute Laune macht, aber dennoch ein ausgesprochen wichtiges Thema, da aufgezeigt wird, wie wir Tag für Tag aufgrund unseres Konsums auf Kosten von anderen Menschen leben.

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Karl

Jahrgang 1969, ist nach einem Lehramtsstudium und diversen beruflichen Tätigkeiten seit 2002 freiberuflicher Lektor (Auf den Punkt). Nach vielen Jahren in Hamburg, lebt er nun seit November 2019 in Rendsburg. Neben dem Interesse für politische Themen ist er ein absoluter Musikfreak und hört den ganzen Tag Tonträger. An den Wochenenden ist er bevorzugt in Norgaardholz an der Ostsee und genießt dort die Natur.

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