Thomas Meik: Sorry Kids! Wir haben es versaut

Thomas Meik ist 1949 geboren worden und bezeichnet sich daher in Abgrenzung zu den 68ern als 69er, wenn es im Untertitel seines Buches, dass er über einen Books-on-demand-Anbieter veröffentlicht hat, heißt: „Die 69er möchten sich entschuldigen … Vielleicht nicht alle … Aber zumindest einer.“ Er sieht nämlich das, was seine Generation in der Zeit, als sie selbst erwachsen war und damit das politische Geschehen in Deutschland beeinflussen konnte, vollbracht hat, ausgesprochen kritisch.

Um dies zu begründen, stellt er zunächst einmal da, wie die Lebenssituation der Menschen in Deutschland um 1969 herum aussah, und das ist eben in vielen Bereichen deutlich positiver, als dies heute der Fall ist: Es gab beispielsweise keine Massenarbeitslosigkeit, die Sozialsysteme funktionierten noch und die Parteien hatten jeweils deutlich eigene Profile. Dass dies mittlerweile nicht mehr so ist, kreidet Meik sich und seinen Altersgenossen an, die eben diese Entwicklung oft viel zu passiv begleitet haben.

Herausgekommen ist dabei dann ein Buch, dass viele Themengebiete streift und dabei einen recht kurzweiligen Überblick über die politische und wirtschaftliche Geschichte der Bundesrepublik Deutschland bietet. Da findet sich dann natürlich einiges, was man schon kennt, aber für jeden Leser sollten sich auch genügend neue Aspekte finden, die die Lektüre dann interessant gestalten.

Meik pflegt einen recht lockeren Ton beim Schreiben, auch wenn er zuweilen durchaus eine ganze Menge an Fakten liefert. Das macht die Lektüre angenehm und nicht allzu trocken. Die Analysen, warum bestimmte Entwicklungen stattgefunden haben, sind m. E. zumeist stimmig, bei den Lösungen für die diversen Dilemmas stimme ich zuweilen zwar nicht mit dem Autor überein (z. B. bei seiner Vorstellung einer Einkommensteuer, die für alle den gleichen prozentualen Wert beträgt), aber das sind ja alles Dinge, über die man trefflich diskutieren könnte.

Im Kern benennt Meik die Ursachen der derzeitigen Missstände nämlich schon richtig: den neoliberal radikalisierten Kapitalismus mit immer offensichtlicher durch Lobbyisten beeinflussten sowie für Konzerne und Vermögende agierenden Politikern. Auch das omnipräsente Wachstumsdogma sieht er durchaus kritisch, was ja den meisten Lesern dieses Blogs recht ähnlich gehen sollte.

So ist das Buch für mich eine recht runde Sache, die einerseits einen guten Überblick über die Verwerfungen des Neoliberalismus bietet, andererseits aber auch gezielt einzelne Themen anspricht, ohne in allzu große Detailtiefe zu geraten (was bei 180 Seiten auch allein vom Platz her schlecht möglich gewesen wäre). Für Einsteiger in politische Themen finde ich das sehr gut geeignet, aber auch „alte Hasen“ dürften ob des lockeren Schreibstils ihre Freude an der Lektüre haben.

Zwei Sachen habe ich allerdings noch zu bemängeln: Zum einen wäre es sinnvoll gewesen, wenn der Autor das Manuskript jemandem zum Redigieren gegeben hätte, denn es finden sich doch recht viele Fehler in dem Text. Zum anderen hätte ich mich über Quellenangaben gefreut, um so die Aussagen auch besser nachvollziehen zu können.

Das soll allerdings den generell positiven Gesamteindruck nicht schmälern. Und für einen Zehner ist man ja auch recht günstig dabei, wenn man das Buch entweder beim Verlag selbst bestellt (https://www.twentysix.de/shop/sorry-kids-wir-haben-es-versaut-thomas-meik-9783740744236) oder – noch besser – beim Buchhändler um die Ecke ordert.

 

Thomas Meik

Sorry Kids! Wir haben es versaut

TWENTYSIX – Der Self-Publishing-Verlag, 2018

ISBN: 978-3-7407-4423-6

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Karl

Jahrgang 1969, ist nach einem Lehramtsstudium und diversen beruflichen Tätigkeiten seit 2002 freiberuflicher Lektor (Auf den Punkt). Nach vielen Jahren in Hamburg, lebt er nun seit November 2019 in Rendsburg. Neben dem Interesse für politische Themen ist er ein absoluter Musikfreak und hört den ganzen Tag Tonträger. An den Wochenenden ist er bevorzugt in Norgaardholz an der Ostsee und genießt dort die Natur.

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