Es könnte alles so einfach sein, dachte ich immer

Wer wirklich etwas ändern will, muss anders wählen als bisher. Oder anders ausgesagt: Wer so wählt wie bisher, der will auch nichts wirklich ändern. Wie einfach ist doch die Welt der Wahlen, dachte ich bisher im Kopf. Im Bauch war mir längst anderes klar geworden.

Wer die CDU/CSU und ihr „liberales“ Anhängsel FDP wählt …

… der wählt das Primat der Wirtschaft, und das ist ihm und ihr auch völlig klar.

Wer die CDU/CSU wählt, wählt die Vorstände und Aufsichtsräte der großen Konzerne, bringt ihre Lobbyisten direkt und indirekt an die Macht. Wer die FDP wählt, wählt das Primat der Wohlhabensten unter uns. Das macht kaum einen Unterschied, wenn man es genau betrachtet. Soziales und Klima sind Fehlanzeige, müssen sich immer diesem Primat unterordnen. Hatten wir, hat außer Absurditäten nicht viel gebracht, wie etwa Tafeln, Wohnungsnot, prekäre Arbeit und immer mehr Klimaschaden, wie das Spielen auf Zeit in allen wirklich wichtigen Fragen, wie die AfD, die davon profitieren konnte, die alles nur noch schlimmer würde werden lassen, wenn sie dürfte, wie sie wollte. Dies alles und noch viel mehr hätte uns längst klar sein müssen. Denen, die sie wählen, scheint dies auch klar zu sein. Sie wollen es nicht anders!

Wer die SPD wählt …

… und das, ohne dass sich die SPD auch nur einen Schritt weg vom Neoliberalismus bewegt hat, also in ihrem derzeitigen Zustand, der kann auch gleich die CDU/CSU oder die FDP wählen. Macht kaum einen Unterschied, macht es nur ehrlicher am Ende. Auch bei der SPD hat das Primat der Wirtschaft alles im Griff, spielen Wirtschaft und Gewerkschaft gemeinsam auf der Laier der Wettbewerbsfähigkeit, die über allen und allem stehen muss. Länger sich mit ihr aufzuhalten lohnt sich deshalb hier auch nicht.

Wer die Grünen wählt …

… und ihnen nicht dabei sagt, dass die Beliebigkeit des Jeder-mit-Jedem nichts, aber auch gar nichts verändern würde an diesem eingeschlagenen Kurs, wird nur Lippenbekenntnissen aufsitzen, maximal Freiwilligkeit durchsetzen können, im Grunde damit ebenso dem Primat der Wirtschaft eine weitere Runde ermöglichen, im Parlament und außerhalb Schaden anrichten zu können. Wer die Grünen wählt, diese Grünen derzeit, sollte sich klarmachen, dass das, was sie versprechen, mit Union und FDP nicht einmal ansatzweise erreichbar sein würde, das Soziale wahrscheinlich sogar ganz geopfert werden würde, nur um ein wenig Klima zu erreichen, weniger allerdings, als notwendig wäre, da bin ich auch ganz sicher. Wer die Grünen wählt, sollte sich auch klarmachen, dass er damit die Konservativen und Wirtschaftsliberalen bei Grün mitwählt, die, die schon lange gemeinsame Sache mit der Wirtschaft machen, deren Primat längst anerkannt hatten.

Last but not least, die Partei Die Linke

Nun, wer die wählt, so wie sie derzeit sich darstellt, zahnlos und orientierungslos, der kann zumindest eines für sich in Anspruch nehmen: Hier ist nicht ganz klar, wo die Prioritäten liegen, hier könnte die Wirtschaft wirklich am Ende ihr Primat zumindest ein wenig verlieren. Konjunktiv, denn ganz genau weiß man es dann doch nicht, fehlen doch die Erfahrungen, und die Erfahrungen, die wir sammeln konnten, zeichnen sich nicht unbedingt dadurch aus, dass dem Primat der Wirtschaft hier Grenzen gesetzt worden seien.

Ja, es könnte so einfach sein, ist es aber nicht, leider!

Was also tun, um nicht gleich in Depressionen zu verfallen?

Nur auf die Kids und die sie unterstützenden Wissenschaften und Wissenschaftler zu vertrauen wird wohl nicht ausreichen, denke ich. Viel anderes aber wird uns wohl derzeit nicht übrig bleiben; es sei denn, man glaubt wirklich, mit den genannten Parteien etwas hin zum Besseren bewegen zu können. Ich habe diesen Glauben leider vollends verloren. Ich bin auf der Suche nach Alternativen zu den Parteien, anderen als die, die hier genannt worden sind, die diese Welt mitgeschaffen hatten, im Bund, in den Ländern und in Europa.

Ich bleibe deshalb im Forderungsmodus wie die Kids, denn einen Lösungsmodus sehe ich nicht, nicht einmal am Horizont.

Und was macht Ihr? Wie werdet Ihr Euch verhalten?

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Heinz

Jahrgang 1958, am Leben interessiert, auch an dem anderer Menschen, von Rückschlägen geprägt. Nach diversen Tätigkeiten im Außendienst für mehrere Finanzdienstleister und zuletzt als Lehrkraft auf der Suche nach einer neuen Herausforderung. Ökonomie und Gesellschaft, den Kapitalismus in all seinen Formen zu verstehen und seit Jahren zu erklären ist meine Motivation. Denn ich glaube, nur wer versteht, wird auch Mittel finden, die Welt zu einer besseren Welt zu machen. Leid und Elend haben ihre Ursache im Unverständnis.

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