Gegenschlag

Die konservativen und ewiggestrigen Kräfte holen zum Gegenschlag aus:

Bild lässt einen (unseriösen) Professor behaupten, Greta wäre eine Gefahr für unsere Zukunft, Agenda-2010-Befürworter Wolfgang Thierse, SPD-Politiker und ehemaliger Bundestagspräsident, unterstellt Greta Thunberg, ihre Aussagen hätten einen antidemokratischen Effekt, Mario Barth ätzt gegen Fridays for Future, behauptet, sie würden alles zumüllen und wären in den Ferien nicht demonstrieren gewesen, obwohl eine einfache Google-Abfrage binnen Sekunden zahllose Gegenbeweise liefert. Das alles findet statt, kurz bevor man Entscheidungen der Politik erwartet, etwas gegen den Klimawandel unternommen werden soll.

Das Ergebnis ist jetzt auch schon klar:  Zu wenig!

Politik, Wirtschaft und alle die vom klimaschädlichen Verhalten profitieren, werden herumeiern, das Problem herunterspielen und Lösungen anbieten, die wahrscheinlich den Verursachern, nämlich Industrie, Konzernen und dem Finanzsektor, weitere Milliarden in die Taschen spülen werden. Parallel werden Klimaschützer weiter radikalisiert werden, und der deutsche Michel wird das alles schlucken und glauben.

Es wird Zeit noch lauter und noch heftiger gegen die Zerstörung unserer Zukunft vorzugehen, und es ist zu hoffen, dass Fridays for Future das auch machen werden und sich nicht von den fadenscheinigen Versprechungen der Politik einlullen lassen werden. Aber das haben sie zum Glück bisher auch nicht getan – im Gegenteil.

Mit der Mehrheit der Bevölkerung wird man aber die nächste Zeit wohl nichts herumreißen können, gerade 41 % haben überhaupt Angst davor, dass der Klimawandel dramatische Folgen haben könnte, und das, obwohl fast alle Wissenschaftler immer wieder gebetsmühlenartig das Gegenteil erklären und auch die Realität zeigt, dass die Erderwärmung bereits viel weiter fortgeschritten ist, als ursprünglich befürchtet. Es wird wohl noch lange dauern, bis man wieder Verstand in die Köpfe der meisten Menschen bekommt. Aber wenn man sieht, wie sie auf soziale Einschnitte reagiert haben, ist die Hoffnung, dass das  überhaupt passiert eigentlich sehr gering. Und wenn der Klimawandel dann doch noch früher zuschlägt, werden sie genau das rufen, was sie immer gerufen haben. Wenn sie dann in Rente gehen und feststellen, dass sie jetzt plötzlich arm sind: „Das haben wir nicht gewusst.“

Doch das habt Ihr!

Das Rentenproblem, das auch wirklich jeden, der nicht schon ausgesorgt hat, persönlich treffen wird, ist seit vielen Jahren bekannt, der Klimawandel sogar noch viel länger. Aber man hört dann doch lieber auf die Sprüche eines Mario Barth oder eines Dieter Nuhr (dem Mario Barth für Abiturienten) und dem was in der Bild steht, denn dann kann alles bleiben wie es ist. Bis es dann zu spät ist. Und wenn? Egal, das können dann zukünftige Generationen ausbaden. So what?

Hauptsache, wir können noch mal so richtig auf den Putz hauen.

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Markus

Jahrgang 1967, Informatiker, pflegt und entwickelt 3-D-CAD-Software in einem kleinen Unternehmen. Träumt von einer progressiven, sozial gerechten und ökologischen Gesellschaft und verzweifelt manchmal an der Frage, warum die meisten Menschen das nicht auch wollen.

2 Gedanken zu „Gegenschlag“

  1. Das war zu erwarten und auch, wer sich da jetzt hervortun wird, ist wohl kaum überraschend. Nichtsdestotrotz dürfen wir uns davon nicht entmutigen lassen. Gegenschläge sagen nämlich aus, dass wir Treffer gesetzt hatten und dass diese Wirkung zeigten, dass es sich lohnt, weiterhin Treffer zu setzen.

  2. So ist er eben, der Mensch: Die Ampel springt auf gelb und man gibt noch schnell Gas, um über die Ampel zu huschen (um dann auf der anderen Seite vor der nächsten Ampel zu stehen). Da wird nicht an die nächste Ampel gedacht oder die erhöhte Unfallgefahr oder den zusätzlichen Spritverbrauch oder oder oder … Augen zu und durch!
    Ich sehe das generell natürlich wie Heinz (anderer Kommentar) oder Andy (aus dem Film „Shawshank Redemption“): Man sollte die Hoffnung nicht aufgeben! Aber Zyklen des Pessimismus oder gar der kompletten Aufgabe gehören auch zu diesem Prozess und so verstehe ich gut, dass die Ignoranz der Masse einen schon niederschmettern kann. Allerdings ist eine realistische Einschätzung der Masse auch nicht so einfach, denn wir sind von unseren sozialen Filterblasen und der Meinungsmache der Medien informiert und das sollten wir nicht mit der Realität verwechseln. Und die tritt ein, egal wie wir das erwarten oder eben ignorieren.

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