Fridays for Future oder der Zorn des Wohlstandbürgers auf eine ganze Generation

Die Absurdität der Reaktionen unserer Wohlstandsbürger auf die Demonstrationen von Fridays for Future trägt zurzeit immer neue Früchte.

Prominentestes Beispiel dafür ist gerade Dieter Nuhr, der mit dem Spruch „Ich bin gespannt, was Greta macht, wenn es kalt wird. Heizen kann es ja wohl nicht sein“ genau das zum Besten gab, was man in den sozialen Netzwerken von vielen Ignoranten und all den „alten weißen Männern“ immer wieder zu hören bekommt.

Da werden die Schüler beschimpft, es wird ihr Konsum nicht nur kritisiert, sondern als Sündenfall dargestellt, und ihnen wird empfohlen, man müsse ihnen Jutesäcke überziehen, die Heizung abstellen, Handys wegnehmen, nur noch Rohkost servieren u. v. a. Und diese Sprüche kommen dann genau von den Eltern oder Großeltern, die ihren Nachwuchs von klein auf verwöhnt haben, sie mit Handys und Billigklamotten eingedeckt haben, Geburtstagsfeiern bei McDonald’s ermöglicht haben, von Kindesbeinen an mit dem Nachwuchs in den Süden geflogen sind, also die Kinder von Geburt an nicht nur zu Konsumäffchen erzogen haben, sondern deren Gehirn geradezu dazu konditioniert haben, das Haben als Sinn des Seins zu definieren.

Dieser Rückschluss ist in der Tat unwiderlegbar, denn Eltern, die ihre Kinder zu Nachhaltigkeit, kritischem Denken und Umweltbewusstsein erzogen haben, würden mit ihnen wohl viel eher gemeinsam demonstrieren gehen, als sie für ihr Engagement dermaßen zu diffamieren.

Aber nein, statt anzuerkennen, dass Kinder sich politisieren, selbstorganisiert auf die Straße gehen, gegen Umweltzerstörung, Kohlebergbau und Klimawandel demonstrieren, haben sie nur Verachtung, Unverständnis und Hohn für sie übrig. Denn – die eigenen Schätzchen machen das natürlich nicht mit, die gehen nämlich mindestens studieren und machen dann richtig Karriere.

Bleibt abzuwarten, wie diese Eltern reagieren, wenn dann plötzlich die eigenen Kinder oder Enkel mit auf die Straße gehen, weil auch sie endlich begriffen haben, wie sehr ihre Zukunft in Gefahr ist.

Das wird bestimmt lustig …

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Markus

Jahrgang 1967, Informatiker, pflegt und entwickelt 3-D-CAD-Software in einem kleinen Unternehmen. Träumt von einer progressiven, sozial gerechten und ökologischen Gesellschaft und verzweifelt manchmal an der Frage, warum die meisten Menschen das nicht auch wollen.

Ein Gedanke zu „Fridays for Future oder der Zorn des Wohlstandbürgers auf eine ganze Generation“

  1. Diese Frustration kann ich dermaßen verstehen, denn ich habe dieser Tage auch Probleme nicht ständig frustriert zu sein: Es schmerzt, wenn man für eine Sache kämpft und das Gefühl hat, dass man sich keinen Zentimeter seinem Ziel nähert, stattdessen Hohn und Gegenwind (wobei ich Kabarett zugestehe sich auch über die Dinge lustig zu machen, die mir selbst am Herzen liegen). Der Klimaschutz wird seit Jahrzehnten politisch und wirtschaftlich kaum ernst genommen, die Anti-Kriegsbewegung scheint machtlos gegen die Angriffskriege der USA mit europäischer Unterstützung und meine drei Söhne merken sich nur die erzieherischen Vorgaben, die ihnen in den Kram passen (das kann einen echt frustrieren!).
    Wie Karl gerade schrieb, wird stattdessen mit der Angst der Leute spekuliert und manipuliert, um bestehende Systeme des kapitalistischen System aus egoistischen Gründen so lange wie möglich am Leben zu erhalten (im Kern: Krieg und Umweltzerstörung). Aber in wie weit die eigenen Annahmen stimmen ist schwer zu überprüfen bei bundesweiten und globalen Themen, denn die Informationen werden vorsortiert, gefiltert und am Ende manipulativ in die Welt entlassen (ob TV oder Internet). Mit lokalen Aktionen ist es sehr viel einfacher realistisch ein zu schätzen, ob und wie der Protest wirkt.
    Mich trösten derzeit zwei Dinge: Erstens sehe ich Menschen weltweit für ihre Rechte auf die Straße gehen und ich hoffe, dass dies Schule macht und immer weiter ausgeweitet wird. Zum anderen schwelge ich im blanken Zynismus: Die meisten Tiere und Pflanzen werden ich anpassen, auch wenn der Mensch sich längst massiv dezimiert oder sogar ausgelöscht hat.
    Fazit: Weiterkämpfen! Auch wenn es manchmal schwierig ist die Flinte nicht ins Korn zu werfen. Aber im besten Fall ist und bleibt man Vorbild für andere, die dann folgen werden und sich von Argumenten und Hoffnung haben mitreißen lassen. Freitag den Schulstreiks und alle Zeit der Welt den Visionen!

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