Halle

Wenn auf Hass mit Hass geantwortet wird, dann hat der, der zuerst gehasst hatte, sein Ziel erreicht und kann mit noch mehr Hass dann seine Ziele weiterverfolgen.

Diese Genugtuung gönne ich weder ihm noch ihr!

Wer nach Halle meint, dass er nun hassen müsste, seiner Wut freien Lauf lassen dürfte, gönnt nicht nur den Hassern die Genugtuung, mehr noch, er oder sie fehlt da wo sie gebraucht werden.

Wir brauchen nämlich Menschen, die in ihrem Umfeld Rassismus und Antisemitismus nicht mehr dulden, auch dann wenn beides nur unterschwellig daher kommt, und sich dagegen äußern, deutlich äußern, auch dann, wenn sie sich damit bei den Angesprochenen „unbeliebt“ machen. Hass bringt da gar nichts, schließt nur die Reihen derer, die dann gehasst werden.

Wir brauchen nicht noch mehr Hass!

Wir brauchen Zivilcourage!, denn auf den Staat allein, dürfen wir uns nicht verlassen, auf die Parteien schon gar nicht.

Wir sind gefordert! Jeder von uns, der anderes will, als sich mit dem Terror abzufinden, mit den Ungerechtigkeiten und den Notständen in dieser Gesellschaft.

Es ist auch nicht der Staat, der derzeit versagt, schon lange durch Versagen glänzt, in vielen, vielen Bereichen sich nicht mit Ruhm bekleckert hat. So einfach und bequem darf man sich das nicht machen.

Es sind die Parteien, die versagt haben und immer noch versagen. Es sind wir, die wir diesen Parteien ihr Tun einfach so durchgehen lassen.

Sie versagen, weil sie den Anspruch der Marktwirtschaft propagieren, auch die Gesellschaft über Preise lenken zu wollen, alles mit Preisen zu versehen, um es zu werten und zu bewerten, um es im Sinne der Märkte und ihren ökonomisch Mächtigen zu zwingen, auch Mensch und Natur.

Die Parteien versagen, ob dieses Wissens oder vielleicht sogar, weil sie es nicht wissen, vielleicht auch nicht wissen wollen.

Ist es Unwissenheit, so ist es fahrlässig, grobfahrlässig sogar. Ist es bewusst, so ist es verwerflich. Was es ist, mag jeder selbst beurteilen.

Dass es falsch ist, der Marktwirtschaft nicht in ihren Ansprüchen entgegen zu treten, ist offensichtlich. Halle, Chemnitz, viele Orte und viele Tote stehen dafür Pate, auch wenn die, die durch Unwissenheit glänzen oder durch ihr bewusstes Handeln sich hervortun, dies nicht wahrhaben und schon gar nicht zugeben wollen.

„So was hätt einmal fast die Welt regiert!
Die Völker wurden seiner Herr, jedoch
Dass keiner uns zu früh da triumphiert –
Der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem das kroch!“
Bertholt Brecht „Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui“

Print Friendly, PDF & Email

Heinz

Jahrgang 1958, am Leben interessiert, auch an dem anderer Menschen, von Rückschlägen geprägt. Nach diversen Tätigkeiten im Außendienst für mehrere Finanzdienstleister und zuletzt als Lehrkraft auf der Suche nach einer neuen Herausforderung. Ökonomie und Gesellschaft, den Kapitalismus in all seinen Formen zu verstehen und seit Jahren zu erklären ist meine Motivation. Denn ich glaube, nur wer versteht, wird auch Mittel finden, die Welt zu einer besseren Welt zu machen. Leid und Elend haben ihre Ursache im Unverständnis.

2 Gedanken zu „Halle“

  1. Starke Worte an Menschen mit starkem Charakter, um der Kraft des Hasses zu widerstehen. Eine Aufforderung, die ich mir täglich versuche in Erinnerung zu bringen, oft genug erfolglos. Nicht selten ertappe ich mich zwischen Hass und Resignation, ohne Hoffnung und mit gedanklichem Spiel mit gleicher Münze: Alle samt an die Wand stellen. Nein!
    Die Frage nach Schuldigen, oft gestellt und meist zu schnell beantwortet. Die eigene Schuld sollte stets erster Ansprechpartner sein, denn diese habe ich unmittelbar und selbstverantwortlich in der Hand (und auch da bin ich voll bei Deinem Beitrag: Hass erzeugt Hass). Die Politik in die Haftung nehmen, auch ein Mittel, dass ich aus voller Kehle in die Welt schreie: Ausverkauf der Aufgaben des Staates zugunsten eigener Interessen (Karrierechancen, Macht, Prestige, Ignoranz, Bequemlichkeit). How dare you!
    Ich habe auch keine generelle Lösung (und vor allem nicht für alle und immer, eine sogenannte „Endlösung“ gab es nie und wird es hoffentlich niemals geben), aber ich habe Liebe und Verständnis, Rüstzeug um dem Hass zu begegnen. Selten sind Menschen aus meiner Erfahrung nach absichtlich und mit Vorsatz ungebildet, verängstigt oder hasserfüllt. Und nur mit Verständnis kann ich tatsächlich an sie und ihre Einstellung heran treten, nicht mit Hass, Abwertung und Abwehr. Angst wird es immer geben und deren Auswüchse sollte man auch bekämpfen, aber durch Akzeptanz, Verständnis und dann mit entsprechend durchdachtem Handeln.

Schreibe einen Kommentar