Regisseur Takashi Miike kannte ich bisher nur von seinem Film Ichi, der Killer, einem recht abgedrehten und blutigen Gangsterfilm. In eine vollkommen andere Richtung geht nun Hara-Kiri – Tod eines Samurai (123 Minuten), auch wenn der Trailer, der mich auf den Film aufmerksam gemacht hat, zunächst einen ebenfalls recht blutigen Martial-Arts-Film vermuten ließ. Doch weit gefehlt, Hara-Kiri zeichnet sich nur durch wenige actionlastige Sequenzen aus und ist ein ruhiger, düsterer Abgesang auf das Wesen und den Kodex der Samurai.
Zur Handlung: Es war im Japan des 17. Jahrhunderts durchaus üblich, dass verarmte Ronin (herrenlose Samurai) an Fürstenhöfen darum baten, dort den rituellen Selbstmord Seppuku begehen zu dürfen – in der Hoffnung, dann mit einem kleinen Geldgeschenk wieder fortgeschickt zu werden. Kageyu, der Verwalter des reichen Hofes Ii, hat diese Praxis allerdings satt und nimmt einen jungen unnachgiebig Bittsteller beim Wort. Ohne Gnade und Mitleid wohnt der ganze Hofstaat dem Selbstmord bei. Einige Zeit später steht wieder ein Ronin mit der gleichen Bitte an der Tür des Hofes, und es stellt sich heraus, dass es zwischen diesem und dem in den Selbstmord getriebenen jungen Mann eine enge Verbindung gibt.
Klingt erst mal nach einer recht simplen Rachegeschichte mit ordentlich Schwertergefuchtel, ist es dann allerdings überhaupt nicht. Mit ruhigen und sehr ästhetischen Bildern wird die Geschichte der beiden Ronin im Rückblick erzählt und bietet so einen faszinierenden Einblick in das japanische Feudalsystem mit seinem für uns Westeuropäer mitunter recht absurd wirkendem Ehrenkodex. Die Tragik der einzelnen Charaktere wird dabei hervorragend herausgearbeitet und glaubhaft von den wirklich guten Schauspielern dargestellt.
Sch0n in den 60er-Jahren wurde diese Geschichte bereits von Masaki Kobayashi verfilmt, und eigentlich schreit eine derart zeitlose und überwiegend dialoglastige Handlung nicht unbedingt nach einer Neuverfilmung. Miike gelingt es allerdings, als Kontrast zur ursprünglichen Schwarz-Weiß-Inszenierung Kobayashis eine spektakuläre Farbgebung zu erschaffen, durch die sehr tiefe Atmosphären entstehen. Eigentlich ist der Film sogar in 3-D gedreht worden, aber mich haben die Bilder auch schon auf meiner normalen Glotze von DVD beeindruckt.
Fazit: eine sehr traurige Studie des Samuraiwesens des 17. Jahrhunderts, eingefangen in großartigen Bildern. Absolut sehenswert!