Luftnummer, die nächste: Klöckners Hunde-Verordnung

Als Hundebesitzerin befürworte ich strenge Verordnungen für Hundehaltung und -zucht natürlich durchaus. Allerdings ist das, was Julia Klöckner mit der geplanten Änderung der Tierschutzhunde-Verordnung aktuell vorlegt, höchstens als „ganz nett“ zu bezeichnen. Einen wirklichen Beitrag zu mehr „Tierwohl“ sehen ich darin nicht, weil grundlegende Probleme nicht berührt werden. Leider ist dies nur allzu symptomatisch für Frau Klöckner und passt einmal mehr in ihr Konzept „Viel Marketingaufwand, wenig Wirkung“.

 

Sich beim Thema „Tierwohl“ zu profilieren ist ja ein Dauerthema geworden. Ich hatte letztes Jahr z. B. hier schon etwas dazu geschrieben. Gern möchte ich glauben, dass es wirklich darum geht, Lebens- und Haltungsbedingungen von Tieren jeglicher Art zu verbessern. Meine bisherige Erkenntnis sagt mir aber, dass alle Vorstöße Klöckners reine Kosmetik sind und grundlegende Probleme einfach nicht anfassen wollen.

So wirkt denn die geplante Änderung der Tierschutzhunde-Verordnung (siehe hier) auch wie eine willkürliche Aneinanderreihung von Themen, die alle irgendwie ganz nett sind. Frau Klöckner möchte „Schluss machen“ und Dinge „beenden“, kratzt aber nur an der Oberfläche und macht sich dadurch nur noch unglaubwürdiger.

 

Beispiel „Ausstellungsverbot qualgezüchteter Hunde“

Die Qualzucht, also das Züchten von Hunden mit körperlichen Merkmalen, die ihnen Schmerzen bereiten, sei zwar verboten, fände aber immer noch statt.
Ein Ausstellungsverbot soll also illegale Zucht zukünftig verhindern?

Beispiel „Gassigehen“

Zwei Stunden Gassi pro Tag als Vorschrift für Hundehalter, dieses Thema ging in den vergangenen Wochen ja durch alle Medien und wurde zu Recht reichlich durch den Kakao gezogen. Verantwortungsvolle Hundebesitzer können darüber nur lachen. Und alle anderen … werden wie kontrolliert?

Beispiel Tiertransporte

„Die Transportdauer für Transporte von Nutztieren (innerhalb Deutschlands) wird auf viereinhalb Stunden begrenzt, wenn nicht sichergestellt ist, dass zu jedem Zeitpunkt während der Beförderung, in dem Bereich, in dem sich die Tiere während des Transportes aufhalten, eine Temperatur von nicht mehr als 30 Grad Celsius herrscht.“ (Quelle)

Bei 31 Grad viereinhalb Stunden, bei 29 Grad darf es länger sein? Wie geht sich das Thema überhaupt aus bei einer immer fortschreitenden Konzentration von Schlachthöfen und den dadurch naturgemäß immer längeren Transportstrecken?

Beispiel Hundezüchter

Die „verschärften“ Anforderungen an Züchter sind ja ganz o. k., aber viel wichtiger ist doch die Frage, wie gegen illegale Zucht vorgegangen wird, oder? Wie wird der Handel mit Hunden gesetzlich geregelt? So boomt der Verkauf von Welpen z. B. über eBay-Kleinanzeigen, anonym und unkontrolliert (siehe hier). Nicht wenige der Tiere kommen aus Qualzuchten, werden krank und ungeimpft verkauft („Wühltischwelpen“).

Man muss schon viel Fantasie aufbringen, um die Effektivität dieser Vorschläge zu begreifen. Dabei ist es nicht so, dass ich die Vorschläge grundsätzlich ablehne, das nicht, aber alles steht und fällt mit der Umsetzung, sprich Kontrolle. Diese sehe ich als nicht gegeben und nicht umsetzbar. Und gerade von Frau Klöckner auch nicht als wirklich gewollt und glaubwürdig vertreten. Man denke in diesem Zusammenhang an laxe Kontrollen im Bereich der Nutztierhaltung und die „Freiwilligkeit“ der Teilnahme von Betrieben am staatlichen Tierwohlkennzeichen.

Der rote Faden? Den gibt es weiterhin nicht. Alles rund um das „Tierwohl“ scheint ein einziges Gezerre und Gestückel, je nach Interessenlage und -vertretung. Hunde sollen nicht mehr an die Kette, die Sauenhaltung im Kastenstand ist dagegen kein Problem … Solange diese Widersprüche bestehen, bleiben „Tierwohl“-Vorstöße aus dem Landwirtschaftsministerium für mich weiterhin: Luftnummern.

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Tina

Jahrgang 1972, Linkshänderin, mal nett, mal launisch, mag Nudeln, Vodka und Hunde. Meine Texte sind abhängig von Tagesform (siehe Stichwort "launisch") und Tagesaktualität. Grundsätzlich treiben mich Themen wie "Gerechtigkeit" und "Gemeinschaft" um bzw. wie wir als Gesellschaft gut miteinander leben können, ohne Hackordnung, ohne Menschen zurückzulassen.

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