Interessantes aus KW 44/2020

An dieser Stelle präsentieren wir regelmäßig Links, die wir unter der Woche entdeckt haben, zu denen wir selbst nicht mehr viel schreiben müssen und die wir teilenswert finden. Viel Spaß beim Lesen und Anschauen!

1. Die Deutsche Bahn ist zwar ein Unternehmen im Besitz des Staates, wird aber nach privatwirtschaftlichen Aspekten geführt. Damit sollte der Überschuldung des Konzerns entgegengewirkt werden. Hat nicht geklappt, wie man inzwischen weiß, denn die Schulden sind höher als je zuvor. Dafür hat sich dort allerdings auch, wie aus einem Artikel in der Süddeutschen Zeitung hervorgeht, eine Selbstbedienungsmentalität bei den Versagern aus dem führenden Management breitgemacht, die sich im Schnitt über Pensionszahlungen von feisten 20.000 Euro im Monat freuen können. Da ist es dann ein Leichtes, den Mitarbeitern immer wieder nahezulegen, den Gürtel enger schnallen zu müssen … [Karl]

2. Gute Nachrichten aus Bolivien: Wie aus einem Artikel von amerika21 hervorgeht, ist dort die Präsidentschaftswahl reibungslos über die Bühne gegangen. Und der eindeutige Sieger ist die Partei MAS mit ihrem Kandidaten Luis Arce. Im letzten Jahr musste Präsident Evo Morales (ebenfalls MAS) noch das Land verlassen, als (bisher allerdings nicht bewiesene) Vorwürfe des Wahlbetrugs aufkamen, die Unruhen zur Folge hatten. Die Wahlbeteiligung war mit über 88 % die zweithöchste in der Geschichte Boliviens. Von so einer Partizipation kann man hier in Deutschland nur träumen. [Karl]

3. In Baden-Württemberg schlägt die CDU gerade allen Ernstes vor, dass uniformierte und bewaffnete Hilfspolizisten bei der Kontrolle der Corona-Maßnahmen eingesetzt werden sollen. Was da aus einer Meldung von SWR3 hervorgeht, zeigt, wie die Überwachungsfetischisten und Polizeistaatsbefürworter die Pandemie für ihre Zwecke zu nutzen versuchen. Bei einer solchen Maßnahme wäre doch eine Eskalation schon vorprogrammiert, wenn nur wenige Tage lang instruierte Leute mit Waffen in oft aufgeheizte Situationen geschickt werden. Wahnsinn, wie offensichtlich die CDU ihr antidemokratisches Profil zurzeit schärft. [Karl]

4. Und noch was zur CDU: Wie sich die Partei nämlich von Wirtschaftsinteressen einseitig vereinnahmen lässt, geht aus einem Artikel von LobbyControl hervor. Thematisiert wird darin der Einfluss, den Wirtschaftsverbände und der parteinahe CDU-Wirtschaftsrat auf das geplante Lieferkettengesetz nehmen, mit dem deutsche Unternehmen zur Verantwortung gezogen werden sollen, wenn es nachweisliche Menschenrechtsverletzungen bei ihren ausländischen Zulieferern gibt. Vizepräsident dieser Lobbyorganisation ist übrigens Friedrich Merz, der ja gerade den Parteivorsitz der CDU anstrebt. Da kann man sich schon vorstellen, wohin die Partei unter seiner Führung gehen würde. [Karl]

5. Die AfD wollte sich ja durch den Rauswurf des brandenburgischen Parteivorsitzenden Andreas Kablitz aufgrund dessen Verbindungen ins rechtsextreme Milieu einen bürgerlichen Anstrich verpassen. Tja, und nun ist der neue Landesvorsitzende, wie ein Artikel im Tagesspiegel berichtet, wieder ein Rechtsextremer  – was für eine Überraschung! In der Wahl setzte er sich gegen einen weiteren Rechtsextremen und ehemaligen Kablitz-Vertrauten sowie eine der ersten Unterstützerinnen des rechtsextremen Teils der Blaubraunen, des sogenannten Flügels, durch. Wer also immer noch meint, dass die AfD kein Haufen von Nazis sei, dem ist echt nicht mehr zu helfen. [Karl]

6. Ein scheinbarer Etappensieg der deutschen Presse über eines der mächtigsten Unternehmen der Welt: google verlinkt Inhalte der Presse, leitet direkt auf deren Angebot und zahlt sogar dafür! Was auf den ersten Blick als Erfolg gefeiert werden darf, sorgt aber auch hier für eine finanzielle Abhängigkeit. Ein 6-minütiger Bericht bei ZAPP (NDR) zeigt das zwiespältige Schwert und klärt über die Bedenken auf. [Dirk]

7. Kinderarbeit im 21. Jahrhundert, ein eigentlich kaum zu fassendes Phänomen. Es gibt Regionen auf der Welt, wo es keine Schulen gibt und die Kinder wie selbstverständlich zum Familienleben ihren Beitrag leisten. Zumindest im familiären Kreis wird das oft nicht als pädagogisches Konzept begriffen, was die Ausprägung sozialer Teilhabe nicht unbedingt erleichtert. In der Türkei ist das leider anders: Da sorgt die wirtschaftliche Lage vielerorts dafür, dass Kinder die Schule vernachlässigen müssen, um der Familie beim Lebensunterhalt zu helfen. Das ist eigentlich verboten, aber die wirtschaftlichen Umstände lassen es oft nicht anders zu, wie der WELTSPIEGEL (ARD) in deinem 6-minütigen Beitrag berichtet. Liegt die Wirtschaft am Boden, trifft es die schwächsten der Gesellschaft immer als Erstes. [Dirk]

8. Völlig zu Recht stehen Polizeigewalt und Racial Profiling weltweit in der Kritik und führen besonders in den USA derzeit zu riesigen Demonstrationen. Auch hierzulande ist es ein Thema, dass Polizeigewalt und gerade auch rechtes Gedankengut innerhalb der Polizei thematisiert werden. Allerdings gibt es wie immer auch hier zwei Seiten der Medaille, und mit einem Generalverdacht ist niemandem geholfen. So werden Polizisten hier immer häufiger angefeindet, wo der Einsatz von Gewalt zur Verteidigung unumgänglich ist, wie Frontal21 (ZDF) gerade in einem 8-minütigen Video versucht zu erläutern. Gegenseitige Toleranz schwindet immer mehr, und scheinbar radikalisieren sich immer mehr Menschen in dieser für alle anstrengenden Zeit von Globalisierung, Ungleichheit und Pandemie. [Dirk]

9. Auch aus Chile gibt es Positives zu berichten: Dort wurde gerade laut einem Artikel in der taz bei einem Referendum mit einer überwältigenden Mehrheit von 78 % der abgegebenen Stimmen für eine neue Verfassung gestimmt. Diese soll nun durch ein gewähltes Bürgerkomitee erarbeitet werden und die bisherige strikt neoliberale Verfassung, die noch von 1980 und damit aus der Zeit der Pinochet-Diktatur stammt, ersetzen. Ausgangspunkt für dieses Referendum waren massive Proteste, die im Herbst letzten Jahres von Schüler inszeniert wurden. [Karl]

10. Zwei Jahre beschäftigte sich die Enquetekommission „Künstliche Intelligenz“ des Bundestages mit den Fragen, wie die Entwicklung künstlicher Intelligenz zukünftig kontrolliert und reglementiert werden soll. Das Ergebnis liegt nun in Form eines Abschlussberichts vor, über den ein Artikel in der taz berichtet. Und der ist leider wenig überraschend: Während Grüne und Linke fordern, dass hier strenge Richtlinien zum Schutz der Bürger aufgestellt werden sollten, wird vonseiten der CDU (und damit leider auch der Mehrheit der Kommission) nur auf wirtschaftliche Aspekte geschaut und jede Form der Regulierung abgelehnt oder nur auf freiwilliger Basis eingefordert. Keine guten Aussichten, wie ich finde. [Karl]

11. Der Autor Christian Kreiß wirft in einem Artikel auf den NachDenkSeiten einen etwas genaueren Blick auf den britischen Epidemiologen Neil Ferguson, dessen Bericht „report 9“ die Auswirkungen der Corona-Pandemie prognostizierte und von verschiedenen Regierungen als Grundlage für die Lockdown-Maßnahmen verwendet wurde. Das Problem dabei: Die Prognosen dieses Berichts haben sich mittlerweile als viel zu hoch gegriffen und dramatisierend erwiesen, was zu bisherigen Prognosen bei Viruserkrankungen von Ferguson passt. Zusätzlich pikant: Das Imperial College London, an dem auch Ferguson tätig ist, unterhält sehr lebhafte Beziehungen zur Pharmaindustrie. [Karl]

12. Auf jetzt findet sich ein interessantes Interview mit Simon Neumeyer, der vor einigen Jahren seine Ausbildung bei der Polizei hingeschmissen hat aufgrund des ihm dort immer wieder begegnenden Rechtsextremismus. Man sieht daran, dass natürlich nicht alle Polizisten rechtsextrem sind, dass aber schon grundsätzlich strukturelle Probleme innerhalb der Polizei beim Umgang mit Rechtsradikalen in den eigenen Reihen und denjenigen, die so etwas melden, besteht. Und es wird auch deutlich, dass vonseiten des Bundesinnenministeriums offensichtlich keinerlei Interesse besteht, diesen Missständen wirklich mal auf den Grund zu gehen. [Karl]

13. Wenig Erbauliches weiß ein einminütiger Beitrag von SWR Aktuell zu berichten: In der Schwäbischen Alb konnten Naturforscher einen starken Rückgang der Vogelpopulationen beobachten, was vor allem auch daran liegt, dass die Insekten dort immer weniger werden. 97 % der Arten, die dort vor einigen Jahren noch regelmäßig anzutreffen waren, sind mittlerweile verschwunden. Der Hauptgrund: die industrielle Landwirtschaft. Es wäre also dringend Zeit, die Landwirtschaft komplett umzustrukturieren, wenn wir dem Artensterben zumindest noch ein bisschen entgegenwirken wollen. [Karl]

14. Und auch der Mensch bekommt ein zusehends großes Problem mit der industriellen Landwirtschaft. So berichtet ein zweiminütiger Beitrag von heute (ZDF), dass eine Untersuchung von Geflügelfleisch aus dem Discounter ergeben hat, dass mehr als die Hälfte davon mit multiresistenten Keimen belastet ist. Grund dafür ist die hemmungslose Gabe von Antibiotika in der Massentierhaltung. Die Discounter verweisen auf die Hersteller, deren Verbände meinen, dass da nicht wirklich was dran zu ändern sei oder reagieren gar nicht auf Anfragen, und die Politik gibt sich hilflos. Und wir steuern, wenn das so weitergeht, auf postantibakterielle Zeiten zu. Guten Appetit! [Karl]

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