Wirecard – Die Milliarden-Lüge

Der Skandal um das deutsche DAX-Unternehmen Wirecard ist ja aufgrund der Corona-Pandemie so ein bisschen in der öffentlichen Wahrnehmung untergegangen. Zudem dürfte vielen gar nicht genau klar sein, was da überhaupt so abgegangen ist, denn das ganze Thema ist ja doch reichlich komplex. Insofern ist es klasse, dass es nun eine Reportage gibt, die den Aufstieg und Untergang des Unternehmens Wirecard gut verständlich und ausgiebig beleuchtet.

Auf arte lief kürzlich „Wirecard – Die Milliarden-Lüge“. In der Mediathek des Senders können sich diese sehenswerten 98 Minuten noch bis zum 30. April 2022 angeschaut werden.

Wer nun denkt, dass das irgendwie nur dröger Finanzkrimskrams sei, der sieht sich schnell getäuscht, denn an Spannung mangelt es wahrlich nicht. Was vor allem an der ungeheuren kriminellen Energie liegt, mit der die Wirecard-Fürhung agiert hat. Einige der Protagonisten der Firma sind mittlerweile auch untergetaucht, was man ja sonst eher aus Agenten- oder Kriminalgeschichten kennt.

Und vonseiten Wirecards wurde auch, so berichten Zeugen, die den Betrügereien auf die Schliche kamen, mit Methoden gearbeitet, die ebenfalls eher dem Thriller-Genre zuzuordnen sind: von Bedrohung durch Schläger bis zu ziemlich offensichtlichen Mordabsichten.

Dabei muss man berücksichtigen, dass Wirecard keine Hinterhofklitsche war, sondern ein Unternehmen, dass von vielen als besonders zukunftsträchtig angesehen wurde. Daher erfolgte auch 2018 die Aufnahme in den illustren Kreis der DAX-Unternehmen, womit Wirecard als eines der 30 wichtigsten deutschen Unternehmen „geadelt“ wurde.

Doch schon vor 2018 gab es Hinweise darauf, dass bei Wirecard einiges nicht mit rechten Dingen zuginge. Allerdings wurden diese Hinweise von der deutschen Justiz und Finanzaufsicht komplett ignoriert oder als irrelevant abgetan, gegen zwei Journalisten der Financial Times, die darüber berichteten, wurde sogar Klage erhoben. Und nicht nur das: Etliche Politiker haben sich zum Dienstleister und internationalen Türöffner für Wirecard gemacht – bis hin zu Vizekanzler Olaf Scholz und Bundeskanzlerin Angela Merkel.

Diese politischen Verstrickungen werden allerdings in „Wirecard – Die Milliarden-Lüge“ nicht weiter thematisiert. Wenn man dies allerdings im Hinterkopf hat, dann mag es einem nicht so ganz plausibel vorkommen, dass da vonseiten der Behörden nur versagt wurden, sondern ein eventuell absichtsvolles Handeln erscheint da nicht ganz unwahrscheinlich.

Wie Tim Barz in einem Kommentar auf Spiegel Online schon treffend meinte: Wirecard hat das „Potenzial für eine Staatskrise“ – oder vielmehr hätte dieses Potenzial gehabt, wenn nicht eben (durchaus passend für die darin verstrickten Protagonisten) gerade ganz Deutschland mit der Corona-Pandemie beschäftigt gewesen wäre …

Insofern bietet die arte-Reportage einen hervorragenden Einstieg in das Thema, und mit dem so erworbenen Hintergrundwissen stellen sich dann die Berichte über den Wirecard-Skandal noch mal etwas anders und auch verständlicher da. Hier auf unterströmt haben wir ja auch immer wieder mal Artikel und Videos dazu verlinkt, wenn Ihr als Suchbegriff „Wirecard“ im Suchfeld oben rechts auf der Seite eingebt, findet Ihr da einiges, gerade auch in den Wochenhinweisen.

Hier noch einmal der Link zur Mediathek, um sich diese hervorragende und wichtige Reportage anschauen zu können: https://www.arte.tv/de/videos/100289-000-A/wirecard-die-milliarden-luege/

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Karl

Jahrgang 1969, ist nach einem Lehramtsstudium und diversen beruflichen Tätigkeiten seit 2002 freiberuflicher Lektor (Auf den Punkt). Nach vielen Jahren in Hamburg, lebt er nun seit November 2019 in Rendsburg. Neben dem Interesse für politische Themen ist er ein absoluter Musikfreak und hört den ganzen Tag Tonträger. An den Wochenenden ist er bevorzugt in Norgaardholz an der Ostsee und genießt dort die Natur.

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