Solidarität

Gestern hörte ich (was sehr selten vorkommt, aber ich wartete auf den Verkehrsfunk) Nachrichten im Autoradio, und dabei war dann auch die derzeitige Energiekrise das Thema. Bei allem Ernst der Sache, musste ich doch dann bei der Abfolge der Meldungen ein wenig schmunzeln – und es war ein doch recht bitteres Lächeln …

Da ging es zunächst mal darum, dass nun wieder Gas durch die Pipeline Nordstream 1 von Russland nach Deutschland fließt. Dazu wurde dann auch die Aussage von jemandem von der Bundesnetzagentur wiedergegeben, der meinte, dass man nun noch keine Entwarnung geben könnte, da die Lieferungen erst 40 Prozent der Pipelinekapazitäten betragen würden und zudem jederzeit wieder eingestellt werden könnten, wenn es Russland gerade politisch in den Kram passen könnte.

Also wurde von dem guten Mann Solidarität eingefordert, um eventuellen Erdgasengpässen gemeinschaftlich zu begegnen, und zwar sowohl von den Bürgern als auch von Wirtschaft und Politik. Klingt ja so weit recht gut und auch durchaus stimmig.

Die nächste Meldung war dann, dass zum 1. August die Fahrpreise im öffentlichen Nahverkehr in Schleswig-Holstein um durchschnittlich 1,9 Prozent angehoben würden.

Danach ging es dann ums sogenannte Bürgergeld, dass demnächst Hartz-IV-Transferleistungen ersetzen soll. Hierzu wurde dann von Kritik vonseiten der FDP berichtet, dass das Bürgergeld den Hartz-IV-Satz nur um die Höhe der Inflation übersteigen und nicht, wie geplant, noch etwas darüber liegen sollte.

Wieso fällt es mir nur schwer, in der zweiten und dritten Meldung auch nur einen Funken Solidarität mit den Bürgern, gerade den ärmsten von diesen, zu erkennen?

Immerhin wird so offenbart, wie das wohl mit der Solidarität gemeint ist bzw. dass die Solidarität, die vom Einzelnen eingefordert wird, dann doch etwas ganz anderes ist als die Solidarität, die er vonseiten der Wirtschaft und Politik zu erwarten hat. Diese Erkenntnis dürfte so allerdings nicht bewusst vermittelt worden sein, sondern ist vielmehr eine Art „Abfallprodukt“ aus der Zusammenstellung der einzelnen Meldungen.

Manchmal kann es sich dann doch tatsächlich lohnen, einfach mal die Nachrichten im Radio zu hören …

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Karl

Jahrgang 1969, ist nach einem Lehramtsstudium und diversen beruflichen Tätigkeiten seit 2002 freiberuflicher Lektor (Auf den Punkt). Nach vielen Jahren in Hamburg, lebt er nun seit November 2019 in Rendsburg. Neben dem Interesse für politische Themen ist er ein absoluter Musikfreak und hört den ganzen Tag Tonträger. An den Wochenenden ist er bevorzugt in Norgaardholz an der Ostsee und genießt dort die Natur.

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