Klimaschutz? Ja, aber bitte nicht so forsch!

Nicht nur von (Rechts-)Konservativen hört man zurzeit ja beständig Klagen, dass das mit dem Klimaschutz alles viel zu schnell gehen würde. Ich kann mir dabei echt nur an den Kopf fassen, denn letztlich tritt doch auch dabei nur das ein, was seit Jahren genau so prognostiziert wird.

Seit Jahrzehnten wissen wir von der Problematik der Verbrennung fossiler Energieträger, die nämlich die Erderwärmung mächtig voranbringt. Und wir wissen auch, welche Probleme daraus resultieren, denn das Erdklima ist nun mal keine Heizung, bei der man den Thermostat einfach mal ein, zwei Grad höher dreht, und ansonsten bleibt alles beim Alten.

Demzufolge gibt es auch schon seit Jahrzehnten Mahnungen von Wissenschaftlern, die sagen, dass alles, was wir bisher nicht gemacht haben oder aktuell nicht machen, dann in der Zukunft in umso größerem Maße und umso schneller umgesetzt werden muss, wenn wir die katastrophalen Folgen der Klimakrise eindämmen wollen.

Tja, aber blöderweise wurde ja in den letzten Jahrzehnten so gut wie nichts in diese Richtung unternommen. Die 16 Merkel-Jahre kann man da getrost als komplett vertane Zeit bezeichnen, zumal in dieser Epoche dann auch die Wind- und Solarenergiebranche in Deutschland ziemlich kaputtgemacht wurde. Vor 20 Jahren waren wir in dem Bereich recht weit vorn in der Welt, heute hinken wir da nur noch hinter den meisten anderen Ländern hinterher.

Schnelles Fahren mit dicken Autos, Flugreisen, Kreuzfahrten, viel Fleisch essen – das sind alles Dinge, die ein Großteil der Deutschen liebt und auf die nicht verzichtet werden soll. Und da auch noch Konzerne sehr viel Geld damit machen, ist aus der wirtschaftshörigen Politik niemand da mal rangegangen, um etwas zu ändern. Von einer umfassenden Energie- oder Verkehrswende mal ganz zu schweigen …

Wenn nun also tatsächlich zaghafte Anstrengungen der Ampel-Regierung unternommen werden (die dann allerdings meistens von der FDP torpediert oder zumindest massiv beschnitten werden), um den Klimaschutz zumindest ein bisschen nach vorn zu bringen, dann tönt es gleich: „Das geht zu schnell! Das ist zu radikal! Das kann man so nicht umsetzen!“

Da mag mitunter sogar etwas dran sein, nur ist das ja eben genau das, wovor die Wissenschaft seit Jahrzehnten warnt: Je länger wir mit Klimaschutz warten, desto teurer wird es und desto härter werden die notwendigen Maßnahmen ausfallen.

Insofern finde ich es reichlich bigott, wenn gerade diejenigen, die seit Jahrzehnten Klimaschutzpolitik verhindern, sich nun darüber beschweren, dass das absehbare Resultat ihrer eigenen Politik eingetreten ist. Solches Gezeter fernab jeder Realität und unter Ausblendung der eigenen Verantwortung kann man wohl nicht mehr als konstruktive politische Gestaltung, sondern ausschließlich als dumpfen und primitiven Populismus bezeichnen, oder? Und das ist dann leider gerade die Opposition, die ob der kümmerlichen Performance der Bundesregierung deutlich an Zustimmung gewinnt. Na, Mahlzeit!

Und währenddessen nimmt die Klimakatastrophe weiter ungebremst Fahrt auf, wie beispielsweise an einem Kommentar von Nick Reimer in der taz zu sehen ist, in dem er sich mit der aktuellen Waldbrandsituation befasst. Doch es gibt ja immer noch genügend Deppen, die das dann mit „Wieso? Ist doch nur Sommer“ quittieren. Komisch nur, dass ich mich nicht daran erinnern kann, dass in meiner Kindheit und Jugendzeit ständig von Waldbränden und Wasserrationierungen die Rede war …

Und so wird auch weiterhin alles, was dem Klimaschutz zuträglich sein könnte, ausgebremst, abgeschwächt oder gleich komplett verhindert – und die Schmutzjournaille von Springer in Form von BILD und Welt sowie deren Schreiberlingbrüder im Geiste sind natürlich vorn mit dabei, um den nicht ganz so Reflektierten dann noch die entsprechenden Schlagworte zu liefern.

Es ist absehbar, was passieren wird: Die Klimakrise wird zu immer einschneidenderen Naturkatastrophen und Einschränkungen führen, bis diese irgendwann (was nicht mehr allzu lang dauern dürfte) so massiv sind, dass dann tatsächlich radikale Maßnahmen ergriffen werden müssen, welche die meisten Menschen vor existenzielle Probleme stellen dürften. Dann wird vermutlich über so was wie den aktuellen „Heizungshammer“ nur noch milde gelächelt – aber vermutlich haben sich die Vermögenden dann schon so abgesichert, dass sie dennoch kaum Änderungen in ihrem Lebensstil erfahren dürften, während die Masse der Bevölkerung zum Darben verurteilt wird. Zu diesem Zweck wird m. E. der Polizeistaat seit Jahren ausgebaut, und auch die Aufrüstung der Bundeswehr könnte im Zweifelsfall dann dafür genutzt werden, um Hungerrevolten und Ähnliches zu unterdrücken.

Dann werden wir erleben, was wirklich harte Maßnahmen sind. Und was eine „Ökodiktatur“ (s. hierzu den letzten Beitrag meines Videoblogs Schaukelstuhlgedanken) bedeutet, zumal es ja zurzeit so aussieht, dass überall auf der Welt zunehmend rechte, rechtsextreme und autoritär veranlagte Regierungen an die Macht kommen (eine Ausnahme hiervon bildet aktuell gerade eigentlich nur Südamerika).

Diejenigen, die sich bei fortschreitender Klimakatastrophe die letzten Ressourcen sichern wollen, bereiten sich mittlerweile recht konkret darauf vor, indem sie Land in teilweise abgelegenen Regionen erwerben (s. hier), immer größere Vermögen anhäufen, mit denen dann Sicherheitskräfte und Privatarmeen bezahlt werden können, und hemmungslos weiter ihrem destruktiven Lebensstil frönen (s. hier und hier). Ach ja, Politiker, die mit Sicherheit nichts gegen die Klimakrise unternehmen und zeitgleich für immer mehr Überwachung unbescholtener Bürger eintreten, werden natürlich auch besonders gern unterstützt.

Und Otto Normalverbraucher wird derweil schön über viele mediale Kanäle dahin gehend instruiert, dass er sich bitte echauffieren soll, wenn ihm jemand etwas vorschreiben will aus Gründen des Klimaschutzes, weil ja eben schnelles Fahren mit dicken Autos, Flugreisen, Kreuzfahrten und viel Fleisch essen elementare Bestandteile seiner Freiheit seien, die er mit Klauen und Zähnen verteidigen sollte.

Das ist dann auch alles wichtiger, als auf die Wissenschaftler zu hören, die schon vor vielen Jahren mit ihren Prognosen genau richtig lagen und uns im Grunde auf Maßnahmen, wie sie jetzt angedacht, dann aber doch wieder verworfen werden, vorbereiten wollten. Damals nichts machen – heute zu wenig machen – warum sollte man auch aus Fehlern lernen?

Das böse Erwachen wird leider bald kommen – und das komplett mit Ansage!

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Karl

Jahrgang 1969, ist nach einem Lehramtsstudium und diversen beruflichen Tätigkeiten seit 2002 freiberuflicher Lektor (Auf den Punkt). Nach vielen Jahren in Hamburg, lebt er nun seit November 2019 in Rendsburg. Neben dem Interesse für politische Themen ist er ein absoluter Musikfreak und hört den ganzen Tag Tonträger. An den Wochenenden ist er bevorzugt in Norgaardholz an der Ostsee und genießt dort die Natur.

Ein Gedanke zu „Klimaschutz? Ja, aber bitte nicht so forsch!“

  1. Es ist schon immer wieder erstaunlich, wie sich die Medien vor die Karre spannen lassen. Oder eben auch nicht, denn große Teile finanzieren sich wiederum durch Anzeigen großer Konzerne und sind auf die Gunst angewiesen, weil die Leser:innen ihre Informationen am liebsten zum Nulltarif wollen (noch eine Stilblüte des Internets).

    Neben den individuellen Entscheidung steht vor allem die Politik in der Bringpflicht unangenehme Entscheidungen zu treffen, die für ein angenehmeres Leben in der Zukunft sorgen. So erklärt es auch, etwas holzig in ihrer typischen Art, Dr. Mai Thi Nguyen-Kim in einer ihrer knapp 30-minütigen Sendungen. Ähnlich holzig und ebenfalls nicht weniger informativ zeigt Anja Reschke in ihrer 30-minütigen Sendung (auch in den Wochenhinweisen aus KW24), wie die schlimmsten Klimakiller die Verantwortung ganz locker auf die Konsument:innen abgibt, indem sie den (trotzdem nicht sinnlosen) CO2-Fußabdruck in die Welt gesetzt haben.

    Ja, die Konsequenzen werden drastischer sein, je mehr wir uns an Zeit lassen. Mal schauen, wer dann am lautesten jammert …

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