Die Leute hierzulande brauchen offenbar immer etwas, worüber sie sich aufregen können. Nun sind es gerade die Deckel von Plastikflaschen, die seit einem Jahr EU-weit an den Buddeln befestigt sind, damit sie nicht einzeln in der Gegend rumfliegen und dann rumliegen.
Mal abgesehen davon, dass mir eigentlich noch nie in besonders großem Maß Deckel von Plastikflaschen als Müll in der Landschaft aufgefallen sind. Aber das muss ja nichts heißen, vielleicht ist das ja anderswo tatsächlich ein Problem. Zumindest habe ich damals, als bei Getränkedosen noch die Verschlüsse komplett abgerissen und nicht einfach in die Dosen reingedrückt wurden, deutlich öfter diese beringten Blechzungen irgendwo rumliegen sehen.
Apropos Problem: Die Probleme, welche die Menschen mit den sogenannten Tethered Caps haben, sind dann auch durchaus vielfältig, wie aus einer kürzlich durchgeführten Studie hervorgeht: Probleme beim Einschenken, Probleme beim Trinken, Probleme beim Öffnen, Probleme beim Schließen der Flaschen (s. hier). Da stell ich mir dann doch die Frage, wie schlecht es um die Feinmotorik vieler meiner Landsleute bestellt sein muss, wenn so ein an der Flasche befestigter Deckel die dann schon an die Grenzen dessen bringt, was sie noch handhaben können.
Wobei ich die ganze Aufregung ohnehin nicht verstehe, denn ich trinke im Grunde sowieso nicht aus Plastikflaschen. Gut, ein-, zweimal ist es tatsächlich schon vorgekommen, dass ich mir aufgrund von mangelnden Alternativen dann doch ein Getränk in einer Plastikflasche gekauft habe, aber besonders kompliziert fand ich das dann nicht, daraus zu trinken, auch wenn der Deckel fest mit der Flasche verbunden war.
Wer nun allerdings dann doch davon genervt ist von den Tethered Caps, für den hätte ich ja einen brandheißen Tipp: Kauf einfach keine Plastikflaschen! Also soweit das möglich ist. In den allermeisten Läden gibt es ja auch Alternativen aus Glas, oft sogar mit Pfand. Das macht dann sogar weniger Müll.
Wenn es nach mir ginge, gäbe es sowieso überhaupt keine Plastikflaschen, sondern ein umfassendes Pfandsystem für alle Getränke und gern auch für andere Produkte. Dann müsste man sich natürlich auf ein paar Formen der Gefäße einigen, sodass mittelfristig einige Verpackungsdesigner weniger zu tun hätten, aber das wäre doch ein akzeptabler Preis für viel weniger Müll, oder?
Aber klar: Das wäre dann ja unbequem, Glasflaschen sind ja schwerer, die kann man nicht immer und überall einfach so mit sich rumschleppen (was ich allerdings sowieso so gut wie nie mache), und dann muss man die hinterher auch noch wieder zurückbringen …
Also dann doch lieber Plastikflaschen – und scheiß auf die Umwelt und die Ressourcen, die dafür verballert werden. Die Verpackungsindustrie freut sich, und dann ist das auch gut fürs BIP! Also alles super, oder?
Na ja, wenn da nicht diese blöden an den Flaschen befestigten Deckel wären …
Im Grunde eine Lappalie, wenn es nicht so sehr bezeichnend wäre für den Zustand unseres Landes im Jahr 2025: Da wird an einer grundsätzlich schlechten Sache (Plastikflaschen) ein wenig herumgedoktert, um so einen kleinen Pseudoeffekt für die Umwelt zu bekommen, anstatt mal eine wirklich ökologisch sinnvolle Lösung anzugehen, und die meisten Leute regen sich dann über die Minineuerung auf, anstatt ihr Verhalten so zu ändern, dass das Grundübel verringert wird.
Ob so ein gesellschaftliches und politisches Verhaltensmuster wohl dazu geeignet ist, die wirklich großen Probleme, wie beispielsweise den Klimawandel, anzugehen? Ich hab da so meine Zweifel …