Die verheerendste Sucht: Geldsucht

Sucht. Im Duden steht dazu: „krankhafte Abhängigkeit von einem bestimmten Genuss- oder Rauschmittel o. Ä. / übersteigertes Verlangen nach etwas, einem bestimmten Tun / Krankheit“. Im Prinzip ist es sehr einfach und betrifft zumindest alle Säugetiere: Eine Tätigkeit, die das Ausschütten von Glückshormonen verursacht, wird immer wieder vollzogen und sogar gesteigert. Das kann so ziemlich alles sein, was ein kurzes Glücksgefühl beschert: Drogen/Alkohol, Essen, Sex, Einkauf, Sport oder was immer uns (kurzzeitig) glücklich macht. Dabei verlieren wir das Gefühl für die Verhältnismäßigkeit und versuchen, durch Steigerung der Dosis oder Frequenz den ursprünglichen „Kick“ wiederzuerlangen.

Das Phänomen ist bei allen möglichen Säugetieren bekannt, wobei es der Homo sapiens in die Profiliga geschafft hat. Bei jungen Delfinen wird der giftige Kugelfisch genutzt, in vermeintlichen Urlaubsoasen sorgen Touristen für die Druckbetankung der einheimischen Affen, und wenn man das Belohnungszentrum direkt elektrisch stimuliert, dann entscheiden sich Ratten sogar eher für den „Kick“ als für etwas zu trinken, bis sie vor Erschöpfung zusammenbrechen.

In vielen Fällen führt das zum eigenen Ruin, denn ein „Mehr!“ ohne Grenze nach oben führt zwangsläufig zum Kollaps. Alkohol bereits am Morgen, permanente Kalorienzufuhr oder immer größere Summen im Glücksspiel. Gerade Letzteres funktioniert bei jedem (noch so kleinen) Gewinn, und das ist das „Problem“ bei der Geldsucht: Es gibt kein natürliches Ende wegen der fehlenden Rückkopplung auf die eigene Gesundheit oder Lebenslage. Man kann immer weitermachen, und die Opfer sind das unmittelbare Umfeld, ausgebeutete Angestellte oder gleich die ganze Gesellschaft (z. B. durch Abschaltautomatiken in Autos, Gifte in Kleidung, Einsparungen im Umweltschutz, selbst fahrende Autos ohne ausreichende Tests …).

Und da diese Sucht/Krankheit bisher scheinbar nicht gesellschaftlich anerkannt ist, wird sie eben auch nicht behandelt und nimmt so biblische Ausmaße an. Die kranksten (süchtigsten) Menschen in dieser Hinsicht sind auch die reichsten Menschen der Welt, welche das meiste Kapital in die Rüstungsindustrie und den Börsenhandel mit Lebensmitteln stecken (schnelles Geld auf Kosten anderer), die meisten Umweltschäden verursachen (direkt mit ihren Flugzeugen und Schiffen oder indirekt durch ihre Investitionen) und indirekt durch Lobbyarbeit auch Einfluss auf die Politik nehmen (um Gesetze nicht in Richtung der Allgemeinheit, sondern im Sinne maximaler Profite zu lenken). So schadet deren Verhalten der Gesellschaft um ein Vielfaches mehr als die Sucht einzelner Menschen mit endlichen Ressourcen, und das ohne logisches Ende (an Gier und Zerstörung) nach oben.

Wenn eine psychisch kranke Person der Gesellschaft schaden könnte, dann kommt dieser Mensch in eine geschlossene Einrichtung und wird behandelt, bis er wieder „gesellschaftsfähig“ ist (oder eben nicht). Leider gibt es keinen Mechanismus, um das Gleiche bei geldsüchtigen Personen zu machen, um sie aus ihrer „grenzenlosen Immer-mehr-Sucht“ zu befreien und damit auch der Gesellschaft einen Dienst zu erweisen. Und so schauen wir den Junkies beim globalen Casino mit Nahrungsmitteln, Waffen und Rohstoffen zu und erlauben es, dass Millionen unter den Konsequenzen ihres Handelns leiden. Der freie Markt regelt genau eines: auf den größten Haufen zu scheißen: die Gesellschaft.

Dirk

Jahrgang 1974, in erster Linie Teil dieser Welt und bewusst nicht fragmentiert und kategorisiert in Hamburger, Deutscher, Mann oder gar Mensch. Als selbstständiger IT-Dienstleister (Rechen-Leistung) immer an dem Inhalt und der Struktur von Informationen interessiert und leidenschaftlich gerne Spiegel für sich selbst und andere (als Vater von drei Kindern kommt dies auch familiär häufig zum Einsatz). Seit vielen Jahren überzeugter Vegetarier und trotzdem der Meinung: „Alles hat zwei Seiten, auch die Wurst hat zwei!“

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