Interessantes aus KW 22/2015

An dieser Stelle präsentieren wir regelmäßig Links, die wir unter der Woche entdeckt haben, zu denen wir selbst nicht mehr viel schreiben müssen und die wir teilenswert finden. Viel Spaß beim Lesen und Anschauen!

1. Zwar schon aus der KW 21, aber jetzt hatte ich erst Gelegenheit, das anzuschauen, zudem ist das nach wie vor aktuell: Die ARD geht in einer sehenswerten 44-minütigen Dokumentation aus der Reihe Die Story im Ersten der Frage nach: Wohlstand für alle – was bringen Freihandelsabkommen? Zu Wort kommen sowohl Befürworter von TTIP als auch Gegner. Interessant sind vor allem auch die geschilderten Erfahrungen mit dem Freihandelsabkommen NAFTA zwischen den USA, Kanada und Mexiko.

2. Ein interessanter Artikel im Lower Class Magazin beschäftigt sich ausführlich mit dem Phänomen, dass Menschen gegen ihre eigenen Interessen handeln, indem sie als Verlierer unseres Systems auf andere, denen es noch ein bisschen schlechter geht, herabschauen und diese zu Hassobjekten machen, anstatt sich mit ihnen zu solidarisieren. Gerade durch die Verbreitung von Social Media ist dieses Verhalten in den letzten Jahren zunehmend zu beobachten, medial angestachelt und sich beispielsweise gegen Flüchtlinge, Hartz-IV-Empfänger oder auch streikende Lokführer richtend.

3. Auf ZAPP (NDR) lief bereits am 20. 5. ein kurzer Bericht zum Thema „Luxleaks: Ermittlungen gegen den Aufdecker“. Dabei geht es anfangs um die Anhörung des Journalisten Edouard Perrin zur Besteuerung der internationalen Konzerne in Luxemburg, da er diese Praktiken aufgedeckt hat. Dann schwenkt der Bericht auf die Tatsache, dass er selbst sofort ins Kreuzfeuer genommen wurde, indem er der Anstiftung zur Unterschlagung angeklagt wurde. Anklage statt Aufklärung – traurig.

4. Totale Überwachung nun auch schon im Kinderzimmer. Die Webseite GameStar berichtet über einen Patentantrag von Google aus dem Jahr 2012, in dem es um komplett vernetztes Kinderspielzeug geht. Der Teddybär als Überwacher aller Tätigkeiten des Nachwuchses sozusagen. Eine komplett mit WLAN ausgestattete Barbie gibt es laut dem Artikel sogar schon. Das hätte Orwell sich nicht besser ausmalen können.

5. Unsere deutschen Qualitätsmedien mal wieder! Stefan Niggemeier seziert in einem Artikel in seinem Blog trefflich, wie tendenziös und allen journalistischen Qualitätsmaßstäben zuwider darüber berichtet wird, dass Yanis Varoufakis beim EU-Finanzministertreffen in Riga im April die Gespräche mitgeschnitten hat. Fazit: Varoufakis hat nichts Verbotenes gemacht und dies auch selbst einem Journalisten erzählt, und daraus wird dann unter Berufung auf nicht genannte Quellen ein Riesenpopanz konstruiert. Beschämend, was heutzutage in Deutschland alles als Journalismus durchgeht …

6. Flüchtlinge sind in Deutschland vielerorts nicht gern gesehen. Wie schäbig dieses Verhalten in unserem reichen Land ist, verdeutlicht ein neunminütiger Beitrag der ARD-Sendung Monitor (leider nicht mehr aufrufbar), der die Situation im Libanon in einem kleinen 5000-Einwohner-Dorf, das 8000 syrische Flüchtlinge aufgenommen hat, mal der Lage in deutschen Städten, in denen gegen Flüchtlingsaufnahme protestiert wird, gegenüberstellt.

7. Auf der Webseite der Deutschen Welle findet sich ein Artikel, in dem es um die Pressefreiheit in der Türkei geht, die unter Erdogan reichlich gelitten hat. Schlimm, was da seit ein paar Jahren passiert, eigentlich sollte die Entwicklung genau in die andere Richtung gehen.

8. Wirtschaftsnobelpreisträger Joseph E. Stiglitz beschreibt in einem Artikel für Internationale Politik und Gesellschaft (IPG) die Folgen der privaten Schiedsgerichte, die ein Bestandteil von TTIP sind. Demokratische Regulierungsmöglichkeiten durch Gesetze und Bestimmungen beispielsweise zum Umwelt- und Verbraucherschutz oder zur Arbeitssicherheit würde damit quasi komplett entfallen. Für viele nichts ganz Neues, aber dennoch gut zusammengefasst und mit treffenden Beispielen versehen.

9. Harald Schumanns exzellenten Film „Macht ohne Kontrolle – Die Troika“ haben wir ja neulich schon verlinkt, jetzt gibt es ein ebenfalls sehr interessantes Interview mit ihm auf Telepolis zu lesen, in dem er über Medienkritik, die Arbeit an seinem Film und den Weg in die Postdemokratie spricht.

10. Die Anstalt lief in dieser Woche wieder im ZDF und war wie immer ausgesprochen sehenswert. Thema dieses Mal: Geheimdienste und Datenschutz.

11. Große Aufregung um die verhafteten FIFA-Funktionäre und die damit einhergehenden Korruptionsvorwürfe. Jens Berger bietet mit einer trefflichen Polemik auf den NachDenkSeiten eine etwas andere Sicht auf diese Dinge, indem er das System FIFA als logisches Resultat des modernen Fußballs und seiner Konsumenten darstellt. Volltreffer, würde ich sagen.

12. Es lohnt sich immer, Naomi Klein zuzuhören. Entsprechend interessant ist auch ein Interview des Magazins enorm mit ihr, das anlässlich ihres neuen Buches Die Entscheidung. Kapitalismus vs. Klima geführt wurde. Klein betont dort beispielsweise, dass Kritik an der Austeritätspolitik in der EU und Klimaschutz zwingend zusammengehören, und weist den Zusammenhang von Neoliberalismus mit der Zerstörung unseres Planeten (und damit unserer Lebensgrundlage) nach. Ausgesprochen lesenswert!

13. Auch in der SPD gibt es durchaus noch klar denkende Köpfe, so zum Beispiel der Bundestagsabgeordnete Marco Bülow. Entsprechend stimmig liest sich sein Plädoyer gegen die zunehmende Ungerechtigkeit in Deutschland, das Der Freitag veröffentlich hat. Stellt sich mir nur die Frage, wie jemand wie Bülow überhaupt mit seiner Parteiführung klarkommt, ohne sich beständig übergeben zu müssen …

14. Letztes Wochenende fanden in Spanien Kommunal- und Regionalwahlen statt, bei denen die regierende konservativ-nationalistische Volkspartei (PP) herbe Verluste einstecken und linke Bürgerbewegungen sowie Podemos Erfolge verbuchen konnten. Ein gute Überblick über die Resultate mit einigen sinnvollen Erklärungen findet sich auf Telepolis.

15. Ein Kommentar von Johannes Hartl auf Publikative.org (leider nicht mehr online aufrufbar) befasst sich mit dem mangelhaften Umgang mit Fehlverhalten bei der deutschen Polizei, die von Unfehlbarkeitsdenken und Korpsgeist geprägt ist statt vom Bemühen, Vergehen wie die gerade in Hannover festgestellte Misshandlung von Migranten durch Bundespolizisten transparent und konsequent aufzuklären und zu ahnden. Auf diese Weise verspielt sich die Polizei den Respekt, den sie immer so gern und vehement für sich einfordert.

16. Eine etwas andere Sicht auf die Welt und die Natur präsentiert Lakota-Häuptling John Fire Lame Deer in einem ausführlichen Interview, dass die Frankfurter Rundschaue mit ihm führte. In seinen Aussagen finden sich einige sehr interessante Aspekte, über die es sich nachzudenken lohnt.

17. Das Umweltinstitut München e. V. hat einen Brief veröffentlicht [PDF], in dem dank internationalem Schiedsgericht ein österreichischer Investor und Inhaber eines rumänischen Holzkonzerns die rumänische Regierung unter Druck setzt (mit einer Klage droht). Das ist nur deshalb möglich, weil es ein Investitionsschutzabkommen zwischen diesen Ländern gibt, das bei uns derzeit mit TTIP vor der Tür steht. Und unsere gewählte Regierung hält dies weiterhin für eine Bereicherung. Fragt sich nur, für wen …

18. Anschlag von Linken auf AfD-Sprechering Frauke Petry! So wurde es vonseiten ihrer Partei verbreitet und auch von nicht wenigen Medien übernommen. Peinlich nur, wenn dann rauskommt, dass Petry (bei der AfD nicht zum ersten Mal, s. zum Beispiel hier) dem Muster folgt, sich bei Lappalien als Opfer linker Gewalt darzustellen, wie Heinrich Schmitz in seiner Kolumne auf The European feststellt, nachdem die Polizei sich tatsächlich mal um die Tatsachen gekümmert hat.

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Karl

Jahrgang 1969, ist nach einem Lehramtsstudium und diversen beruflichen Tätigkeiten seit 2002 freiberuflicher Lektor (Auf den Punkt). Nach vielen Jahren in Hamburg, lebt er nun seit November 2019 in Rendsburg. Neben dem Interesse für politische Themen ist er ein absoluter Musikfreak und hört den ganzen Tag Tonträger. An den Wochenenden ist er bevorzugt in Norgaardholz an der Ostsee und genießt dort die Natur.

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