Das Wetter, das Wetter

Das Wetter ist ja ein beliebtes Thema für Smalltalk. Allerdings zeigt sich in diesem harmlosen Austausch von Floskeln zurzeit auch, wie wenig vielen Menschen der Ernst der Lage, in der wir uns befinden, überhaupt bewusst ist.

Und damit meine ich nun nicht irgendwelche Nassbirnen, die den Klimawandel leugnen und meinen, dass die globalen Temperaturen ausschließlich auf ihrem eigenen vollgefurzten Sofa in Bottrop gemessen werden. Sondern eben Menschen, denen schon klar ist, dass die Industrialisierung mit ihrer massenhaften Verbrennung fossiler Energieträger das globale Klima ziemlich aus dem Gleichgewicht gebracht hat.

So hört man gerade wieder mal oft Klagen über den angeblich verregneten Sommer (wobei ja der Juni durchaus sehr trocken und warm war). So gut wie nie höre ich dann aber etwas wie: „Na ja, zumindest ist das Wetter einigermaßen glimpflich, also keine Überflutungen, Waldbrände und so.“ Denn genau das sollte eigentlich mittlerweile die Definition von „gutem Wetter“ sein: wenigstens nichts Katastrophales.

Das ist nämlich schon längst nicht mehr selbstverständlich oder nur ein Problem von Menschen im globalen Süden. Man denke nur mal ans Ahrtal oder an das abgesoffene Wacken-Festival vor zwei Jahren, wobei ich ja auch damals in einem Artikel anmerkte, dass bei dem Thema erstaunlich wenig darüber gesprochen wurde, wieso denn wohl so ein Extremwetter das Rockspektakel in weiten Teile verunmöglichte.

Natürlich ist auch das Gegenteil von Starkregenfällen der Fall, denn wir hatten in großen Teile Deutschlands dieses Jahr eine extreme Frühlingsdürre, und immer wieder wurden Temperaturrekorde gebrochen, da die Werte an die 40-Grad-Marke herangingen. Auch wenn die Fascho-Komödiantin Monika Gruber und der FDP-Vortänzer Christian Dürr da nur von gutem Wetter sprachen und sich über die Probleme amüsierten, die beispielsweise ältere oder kranke Menschen mit solchen Temperaturen bekommen können, so haben da doch viele gemerkt: Ja, das ist irgendwie anders als früher …

Ich denke da auch an das Jahr 2018 zurück, als hier in Schleswig-Holstein monatelang kein Regen fiel, sodass die Stadtbäume gewässert werden mussten, damit sie nicht eingehen. 2022 habe ich die Folgen von Dürre und Hitze dann im Urlaub an der Mosel selbst sehen können, als wir dort durch den Wald wanderten (s. hier). Und Waldbrände sind mittlerweile auch ein nicht gerade seltenes Phänomen in unseren Breitengraden, wenngleich noch nicht in dem katastrophalen Ausmaß wie in Südeuropa.

Wer also nicht mit kompletten ideologischen Scheuklappen durch die Gegend läuft, bemerkt: Der Klimawandel hat sich längst zu einer Klimakrise, wenn nicht gar Klimakatastrophe ausgewachsen. Mit all den prognostizierten Folgen: vor allem heftigere und häufigere Extremwetterereignisse.

Insofern wäre es mehr als angebracht, unsere Ansprüche an „tolles Wetter“ mal ein bisschen runterzuschrauben. Das war einmal, heute sind die Zeiten leider anders. Da geht es vor allem darum, einigermaßen von Wetterkapriolen unbeschadet die Zeit zu überstehen.

Wenn Euch also mal wieder jemand begegnet, der sich über das regnerische Sommerwetter beschwert, dann wäre die passende Antwort: „Wieso, ist doch alles noch einigermaßen glimpflich.“ Mehr ist halt leider nicht mehr drin …

Karl

Jahrgang 1969, ist nach einem Lehramtsstudium und diversen beruflichen Tätigkeiten seit 2002 freiberuflicher Lektor (Auf den Punkt). Nach vielen Jahren in Hamburg, lebt er nun seit November 2019 in Rendsburg. Neben dem Interesse für politische Themen ist er ein absoluter Musikfreak und hört den ganzen Tag Tonträger. An den Wochenenden ist er bevorzugt in Norgaardholz an der Ostsee und genießt dort die Natur.

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