Interessantes aus KW 35/2025

An dieser Stelle präsentieren wir regelmäßig Links, die wir unter der Woche entdeckt haben, zu denen wir selbst nicht mehr viel schreiben müssen und die wir teilenswert finden. Viel Spaß beim Lesen und Anschauen!

1. Der Krieg im Gaza hat eine humanitäre Katastrophe verursacht, und gerade Kinder leiden deswegen unter Mangelernährung. Nun wurden Bilder von stark abgemagerten Kindern von Pro-Netanjahu-Stimmen als Fake bezeichnet und behauptet, es würde überhaupt keinen Hunger in Gaza geben. Annika Schneider bezeichnet in einem Artikel auf Über Medien diese Debatte als zynisch und geht dem Ursprung der Fotos mal ein bisschen auf den Grund. Dabei wird klar, dass sowohl vonseiten der israelischen Regierung als auch der Hamas mit der propagandistischen Wirkung von Fotos gearbeitet wird, was allerdings eher zu einer genaueren Überprüfung führen sollte als zu pauschalisierenden Fake-News-Urteilen. Zwar schon ein paar Wochen alt, aber dennoch extrem lesenswert! [Karl]

2. „Aber China …“ – das hört man immer wieder als „Argument“, wenn es darum geht, dass in Deutschland zu wenig für den Klimaschutz getan wird. Nun zeigt ein Artikel von Watson auf, dass China in puncto erneuerbare Energien schon sehr viel unternimmt, und die Zahlen sind beeindruckend, was die Neuinstallation von Windkraft- und Solaranlagen betrifft. Natürlich muss man auch immer berücksichtigen, dass in China eine reichlich totalitäres Regime herrscht, was es natürlich einfacher hat, Dinge durchzusetzen – was dann auch zu zweifelhaften Projekten wie dem weltgrößten Staudamm führt. Aber generell hat man dort die Zeichen der Zeit erkannt: günstiger, sauberer Strom, der einen von Energieimporten unabhängiger macht. Deutschland war in diesem Bereich vor 20 Jahren mal Weltspitze – und dann kam die CDU … [Karl]

3. Die 15-jährige Jette Poensgen lebt im brandenburgischen Lauchhammer und fällt dort deswegen auf, weil sie nicht rechts ist. Bei ihren Mitschülern gehören rechte Parolen nämlich zum gängigen Umgangston, und sie hat beschlossen, das nicht mehr einfach so hinzunehmen, sondern dem zu widersprechen. Das führt dazu, dass ihr Alltag, den sie in einem Text in der taz beschreibt, nicht gerade einfach ist, aber dennoch ist es für sie keine Alternative, mit ihrer Haltung hinterm Berg zu halten. Das macht Hoffnung, auch wenn die sonstigen Schilderungen vom Leben in Lauchhammer schon recht bedrückend rüberkommen. [Karl]

4. Der Geflügelkonzern Wiesenhof stellt sich ja gern selbst als nachhaltig dar. Dass es damit allerdings nicht sehr viel auf sich hat, schildert ein Artikel von Vier Pfoten. In den Ställen von Wiesenhof ist Tierqual in großem Stil der Alltag, die Tiere haben viel zu wenig Platz, keinen Auslauf, sind oft krank und bleiben einfach vor Ort liegen, wenn sie verendet sind. Was vor allem noch dazukommt: Die Untersuchung von 54 Abwasserproben aus Schlachthöfen sowie von Fleisch von Wiesenhof hat ergeben, dass sich darin nicht selten multiresistente Keime finden. So führt die Gier nach Billigfleisch mit großen Schritte dazu, dass Antibiotika bald nicht mehr wirksam sein könnten. Tolle Aussichten. [Karl]

5. Im vom Bürgerkrieg zerrütteten Sudan herrschen unglaublich schlimmer Verhältnisse, die zu einer der größten humanitären Katastrophen unserer Zeit geführt haben. Über die Zustände dort berichtet Jérôme Tubiana von Ärzte ohne Grenzen, der selbst viel Zeit vor Ort verbracht hat, in einem Interview mit Spiegel Online. Und das liest sich in der Tat erschreckend, wie dort die Zivilbevölkerung leidet, zumal Hunger und die Zerstörung der Wasserversorgung offenbar gezielt als Kriegsmethoden eingesetzt werden. Ein brutaler Konflikt, der weitgehend unbeachtet von der Weltöffentlichkeit stattfindet – vermutlich aufgrund von simplifizierenden rassistischen Denkmustern, wie Tubiana feststellt. [Karl]

6. Die irische Umweltschutzorganisation Voice of Ireland hat ein interessantes Experiment gemacht, über das ein Artikel in der taz berichtet: Man hat Kleidungsstücke, die in Altkleidercontainer geschmissen wurden, mit Air-Tag-Etiketten ausgestattet, sodass deren weiterer Weg nachvollziehbar wurde. Und da ist es schon interessant zu sehen, welche abenteuerlichen Routen die ausrangierten Klamotten teilweise genommen haben. Transparente Entsorgung oder Weiterverwertung sieht jedenfalls a anders aus, da wäre also der Gesetzgeber dringend gefordert, hier mal nachzubessern. [Karl]

7. Israels rechtsextreme Regierung erhält immer mehr Gegenwind aus der Bevölkerung. So haben gerade Hunderttausende in Tel Aviv demonstriert für eine Beendigung des Krieges und die Annahme eines Abkommens zur Freilassung der Geiseln, die immer noch seit dem 7. Oktober 2023 in der Hand der Hamas sind. Allerdings scheint das Netanjahu und seine Spießgesellen nicht zu interessieren, denn bei einem Kabinettstreffen wurde darüber nicht einmal gesprochen, wie aus einer Meldung auf tagesschau.de hervorgeht. Klar, Netanjahu hat eben auch politische Gründe, den Krieg möglichst noch in die Länge zu ziehen, da ihm selbst Ungemach wegen Korruptionsanschuldigungen droht. [Karl]

8. Die völkerrechtswidrigen Angriffe Israels auf den Iran im Juni dieses Jahres waren wenig zielführend, wie ein Katajun Amirpur in einem Artikel in den Blättern für deutsche und internationale Politik erläutert. Die dort herrschenden Mullahs haben nämlich nicht nur diese Angriffe zum Anlass genommen, noch härter gegen die Opposition vorzugehen, was einen Regimewechsel von innen erheblich erschweren dürfte, sondern viele Iraner, die eigentlich Sympathien für Israel hegten und sich nach dem Hamas-Angriff vom 7. Oktober 2023 mit Israel solidarisierten, sind nun auch nicht mehr gut auf das Netanjahu-Regime zu sprechen. Was auch deutlich wird: Die unsägliche Aussage von Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU), dass Israel die „Drecksarbeit“ gemacht hätte, war nicht nur zynisch, sondern auch ausgesprochen dumm. Die stolzen Iraner lassen sich nämlich nicht gern als „Dreck“ bezeichnen, zudem ist die außenpolitische Glaubwürdigkeit Deutschlands damit auch massiv erschüttert. [Karl]

9. Hans-Georg Maaßen, ehemaliger Verfassungsschutzpräsident, Rechtsextremer und Führungsfigur der Werteunion, wird gerade von seiner eigenen Partei aufs Abstellgleis befördert, wie aus einem Artikel von t-online hervorgeht. Im Grunde nicht verwunderlich, denn Rechte sind ja meistens nicht gerade teamfähig und haben in solche Vereinen und Parteien vor allem die eigene Karriere im Blick. So gibt es nun im Vorstand reichlich gegenseitige Vorwürfe. Na ja, allen anständigen und zivilisierten Menschen soll es nur recht sein, wenn sich solche Typen gegenseitig an die Gurgel gehen. [Karl]

10. Und schon wieder gibt es Neues von Jens Spahns Masekendeals zu berichten: Laut einem Artikel vom MDR hat 2021 eine gerade erst gegründete Firma einen millionenschweren Auftrag zur Lieferung von Schutzmasken bekommen. Expertise war da bisher bei den beiden Unternehmensgründern nicht vorhanden – aber sie hatten gute Verbindungen zur CDU. So ergibt sich ein Vorgang, der mit den Worten der Grünen-Politikerin Paula Piechotta „verdammt stark nach Vetternwirtschaft“ klingt. Weder der Jungunternehmer noch das Gesundheitsministerium zeigen sich gegenüber den MDR-Journalisten als besonders auskunftsfreudig – was ja auch wieder bezeichnend ist. [Karl]

11. Peter Thiel kennen immer noch die meisten Deutschen nicht. Dabei ist er wohl der zurzeit gefährlichste Mensch der Welt, der mit seinen Tech-Milliarden die Welt nach seinem Gusto umgestalten möchte. Und das wäre eine nicht mehr demokratische Welt, in der totale Überwachung und Kontrolle durch Algorithmen herrschen würden. Dazu nutzt er das Rockbridge Network zur politischen Einflussnahme auf verschiedensten Ebenen und seine Überwachungssoftware Palantir zum Datensammeln. Wie dieses Netzwerk aufgebaut ist, wird in einem Artikel von Rainer Hofmann auf The Kaizen Blog geschildert. Und das liest sich ausgesprochen erschreckend. Pflichtlektüre für alle, denen noch was an der Demokratie liegt! [Karl]

12. Na, das ist ja mal wenig überraschend: Der ungarische Despot Victor Orbán hat sich offensichtlich einiges an Geld beiseitegeschafft, um sich ein luxuriöses, schlossähnliches Anwesen herzurichten. Offiziell sei sein Vater der Eigentümer und wolle dort einen landwirtschaftlichen Betrieb aufbauen, die Videoaufnahmen, die ein ungarischer Abgeordneter von der Protzbude gemacht hat, sprechen allerdings eine andere Sprache, wie ein Artikel auf Spiegel Online wiedergibt. Despotische Machthaber machen eben, was despotische Machthaber so machen: vor allem erst mal sich selbst und seine Buddies bereichern. [Karl]

13. Die Fahrradwege in Peru sorgen gerade mal wieder für viel Aufregung bei rechten Spinnern – und wieder mal werden, wie ein Artikel auf tagesschau.de feststellt, dabei viele Falschbehauptungen unters Volk gestreut. So werden beispielsweise die Kosten für verschiedene Projekte unsachgemäß zusammengefasst, und dann wird auch nicht differenziert, dass die meisten Gelder davon Kredite sind, die zurückgezahlt werden. Aber wenn es schmierigen Hetzportalen wie Nius möglich ist, die Entwicklungshilfe per se zu diskreditieren, dann nehmen diese Schreiberlinge es mit der Wahrheit noch mal weniger genau als sonst. [Karl]

14. Nach 2023 ein Mann in Königs Wusterhausen (Brandenburg) nach einem Polizeieinsatz gestorben ist, wurde nun das Verfahren gegen die beiden beteiligten Polizisten eingestellt. Und das wirft schon einige Fragen auf, wie in einem Artikel in der taz beschrieben wird, denn es gab einige Ungereimtheiten bei der Dokumentation des Einsatzes, zudem haben die beteiligten Polizisten danach selbst Zeugenbefragungen vorgenommen. Die Vermutung von Julian Muckel vom Verein Opferperspektive Brandenburg: Wäre dies eine Auseinandersetzung zwischen zwei Bürgern ohne Polizeibeteiligung gewesen, wäre es wohl zur Anklage gekommen. So untergräbt man das Vertrauen in Polizei und Rechtsstaat – bravo! [Karl]

15. Der Biologe Dr. Hannes Petrischak erläutert in einem Interview mit GEO, warum KI-generierte Tierbilder dazu führen, dass Menschen eine falsche Vorstellung von diesen Tieren bekommen. Diese sind nämlich oft reichlich fehlerhaft, und das nicht nur was das genaue Aussehen der Tiere betrifft, sondern beispielsweise auch deren Umgebung. Ein zusätzliches Problem: Diese KI-Bilder gelangen dann wieder in den Datenpool, aus dem sich künstliche Intelligenz bedient, um sich zu trainieren, sodass sie sich ziemlich unkontrolliert weiterverbreiten können. Wie so oft sieht man hieran: Künstliche Intelligenz ist etwas, was zurzeit noch nicht wirklich in unsere Welt hineinpasst bzw. unsere Wahrnehmung zunehmend verfälscht. [Karl]

Karl

Jahrgang 1969, ist nach einem Lehramtsstudium und diversen beruflichen Tätigkeiten seit 2002 freiberuflicher Lektor (Auf den Punkt). Nach vielen Jahren in Hamburg, lebt er nun seit November 2019 in Rendsburg. Neben dem Interesse für politische Themen ist er ein absoluter Musikfreak und hört den ganzen Tag Tonträger. An den Wochenenden ist er bevorzugt in Norgaardholz an der Ostsee und genießt dort die Natur.

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