Habt Ihr’s mitbekommen?

Auf der A7 hat es gestern zwischen Schleswig-Schuby und Tarp einen furchtbaren Unfall gegeben, bei dem eine Frau ums Leben kam. Das ist ja leider keine Seltenheit in Deutschland, allerdings gibt es hier ein paar Begleitumstände, die doch ein eine genauere Betrachtung rechtfertigen.

Zwei Pkw mit dänischen Kennzeichen kollidierten, wobei beide mit leichtem bis mittlerem Blechschaden stehen blieben – der eine auf der Standspur, der andere auf der rechten Fahrspur unter einer Brücke. Und in Letzteren fuhr dann kurz danach ungebremst ein Lkw hinein, schleifte den Wagen noch 150 Meter weit mit und kam erst dann zum Stehen. Für die im Wagen eingequetschte Fahrerin kam jede Hilfe zu spät (s. hier und hier).

Das ist natürlich sehr tragisch, allerdings ist es eben auch gut möglich, dass äußere Umstände beide Unfälle mitverursacht haben. Es fand nämlich zur gleichen Zeit auf der Brücke eine Demonstration statt von ein paar Leuten, die dort mit Deutschlandfahne und einem Merz-Proträt, auf dem dieser eine pinocchioeske Lügennase hat, ihren Unmut über die aktuelle Bundesregierung kundtaten.

Und dabei haben sie, da es schon dunkel war, auch einen recht hellen Scheinwerfer verwendet.

Zumindest der Lkw-Fahrer sagte aus, dass er nur das Geschehen auf der Brücke wahrgenommen habe und daher den unter der Brücke stehenden Pkw nicht gesehen hat. Und vielleicht ist ja auch schon der erste Unfall darauf zurückzuführen gewesen, dass die Fahrer von dieser Demo abgelenkt oder vielleicht sogar geblendet worden sind. In jedem Fall wird nun auch in diese Richtung ermittelt.

Und dass direkt nach dem Unfall die Demonstranten ihren Kram zusammengepackt haben, um zu verschwinden, ist ja auch schon bezeichnend, oder?

Das Ganze ist also durchaus ein interessantes Thema, was über einen reinen Unfall hinausgeht. Aber dennoch wurde eigentlich nur in den lokalen Medien darüber berichtet – oder habt Ihr was von diesem Geschehen mitbekommen, bevor Ihr diesen Artikel gelesen habt?

Stellt Euch doch einfach mal vor, dass wären keine Typen mit Deutschlandfahne (was auf deren eher rechte Gesinnung schließen lässt) gewesen, sondern Klimaaktivisten. Ob das dann auch nur regional in der Presse aufgetaucht wäre? Ich glaube kaum …

Schließlich wurden die sogenannten Klimakleber ja selbst vom damaligen Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) als „Klimaterroristen“ bezeichnet, und von weiter rechts gab’s dann noch mehr Beschimpfungen. Dabei hatten diese zumeist jungen Menschen nur den Straßenverkehr behindert und damit keine Unfälle verursacht.

Aber dass bei so etwas grundsätzlich mit zweierlei Maß gemessen wird, war dann ja schon bei den bescheuerten Bauernprotesten Anfang 2024 zu sehen. In deren Folge gab es auch einige Unfälle, teilweise sogar mutwillig von den Wutbauern herbeigeführt. Oder was erwarten die, wenn sie auf einer dunklen Landstraße einen großen Berg Mist abladen? Dass dort dann Autos reingeknallt und verunfallt sind, war ja nun keine Überraschung – aber zum Glück ist bei dieser irrsinnigen Aktion dann wenigstens niemand gestorben (s. hier). Von „Agrarterroristen“ hat damals aber meines Wissens niemand gesprochen …

Bei einem Klimaprotest auf dieser Autobahnbrücke wäre also bei ansonsten gleicher Sachlage mit großer Wahrscheinlichkeit ein Sturm der Entrüstung durchs Land gefegt, und rechte Idioten von CDU über Springer und Nius bis hin zur AfD hätten vermutlich gleich drakonische Strafen gefordert oder sogar eine Einstufung von Klimaschutzaktivisten als Mitglieder einer terroristischen Vereinigung.

Und jetzt? Nichts – Schweigen im (Blätter-)Wald.

Woran man wieder sehen kann, dass es bei solchen Vorfällen mittlerweile offensichtlich kaum noch jemandem darum geht, das wirklich mal sachlich einzuordnen und eine Gefährdungslage zu analysieren, sondern immer die Stimmungsmache im Vordergrund steht. Kann ich etwas gerade für meine eigene Agenda ausnutzen? Wenn ja, dann wird losgepoltert auf allen Ebenen. Wenn nicht, dann wird das ignoriert. Das ist nur leider mit einem zivilisierten öffentlichen Diskurs in einer Demokratie nicht zu vereinbaren. Aber das scheint die Lautsprecher ja nicht zu interessieren …

Es wird immer offensichtlicher, wie Rechte bis Rechtsextreme bemüht sind, die Öffentlichkeit zu manipulieren, den Diskurs zu verschieben (und damit auch zu entzivilisieren) und damit letztlich das Fundament einer Demokratie, nämlich den sachlichen Meinungsaustausch, zu sabotieren. Und leider haben diese Leute sehr, sehr viel Reichweite, sodass es schwer ist, dagegen anzukommen.

Dennoch gilt nach wie vor: Aufgeben ist keine Option!

Karl

Jahrgang 1969, ist nach einem Lehramtsstudium und diversen beruflichen Tätigkeiten seit 2002 freiberuflicher Lektor (Auf den Punkt). Nach vielen Jahren in Hamburg, lebt er nun seit November 2019 in Rendsburg. Neben dem Interesse für politische Themen ist er ein absoluter Musikfreak und hört den ganzen Tag Tonträger. An den Wochenenden ist er bevorzugt in Norgaardholz an der Ostsee und genießt dort die Natur.

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