Interessantes aus KW 30/2015

An dieser Stelle präsentieren wir regelmäßig Links, die wir unter der Woche entdeckt haben, zu denen wir selbst nicht mehr viel schreiben müssen und die wir teilenswert finden. Viel Spaß beim Lesen und Anschauen!

1. TTIP wird noch verhandelt, da droht mit TISA schon der nächste Angriff auf die Demokratie. Im Campact-Blog wird berichtet, dass Wikeleaks einiges an Inhalten der natürlich mal wieder im Geheimen stattfindenden Verhandlungen enthüllt hat, und das lässt aus Bürgersicht auf nichts Gutes hoffen. Schlimm vor allem auch, dass es solcher Plattformen bedarf, um überhaupt die Bürger zu informieren über derartige Sachverhalte – das sollte ja eigentlich Aufgabe der Politik sein.

2. Ein Artikel von der Standard berichtet von Tony Rinaudo, einem Australier, der in Afrika vertrocknete Landstriche zu Wäldern macht, dabei sehr erfolgreich, allerdings medial auch kaum präsent ist. Solche Dinge machen dann doch ein wenig Hoffnung und zeigen, dass es manchmal eben unkonventioneller Ansätze und der Beharrlichkeit, diese auch umzusetzen, bedarf.

3. Dieter Nuhr belegt mal wieder eindeutig, dass er nicht nur reichlich humorbefreit ist, sondern zum auch noch ein Kleingeist, wie er im Buche steht. Ein Artikel auf Telepolis zeichnet nach, wie Nuhr sich in der letzten Woche komplett zum Horst gemacht hat, nachdem ihn ja (s. Interessantes aus KW 29/2015 hier auf unterströmt) Jan Böhmermann schon reichlich bloßgestellt hat. Was für ein unsäglicher und peinlicher Typ, dieser Nuhr!

4. Die „besorgten Bürger“ gebärden sich immer widerwärtiger: Laut einem Artikel auf Spiegel online wurden nun in Halberstadt bei einer Flüchtlingsunterkunft Mitarbeiter des Roten Kreuzes mit Steinen beworfen, wobei eine der Helferinnen am Kopf getroffen und verletzt wurde. Schon interessant, dass als Protest gegen angeblich „kriminelle Wirtschaftsflüchtlinge“ und aus Angst vor Übergriffen „der Ausländer“ selbst übergriffig-kriminelle Handlungen verübt werden, aber mit der Rationalität haben es die Rassisten ja im Allgemeinen nicht so sehr …

5. Die RP-Online berichtet in einem Artikel von den Schwierigkeiten vieler Universitätsabsolventen in Deutschland, direkt nach dem Abschluss ihres Studiums eine adäquate Beschäftigung zu finden. Gerade bei Studenten, die zuvor oftmals noch nicht sozialversicherungspflichtig beschäftigt waren, ergeben sich so leicht mal erhebliche finanzielle Engpässe. Und schon komisch, dass es so ein Phänomen überhaupt gibt, wo wir doch angeblich so einen enorm großen Fachkräftemangel in Deutschland haben sollen …

6. Jonaz Delgado berichtet in einem Artikel für der Freitag, dass der österreichische Grünen-Politiker Peter Pilz nun Anzeige gegen Frank-Walter Steinmeier und Thomas de Maziere als ehemalige Chefs des Kanzleramts eingereicht hat, da diese seiner Ansicht nach durch die BND-Beteiligung an der NSA-Ausspähung gegen die Interessen des Landes Österreich verstoßen haben. Mal sehen, ob dabei mehr rauskommt als bei den Klagen in Deutschland zum gleichen Thema, die ja bisher von Generalbundesanwalt allesamt verschleppt und eingestellt wurden.

7. Großartiger Text von Götz Eisenberg auf den NachDenkSeiten! Er geht darin der Frage nach, warum Menschen immer wieder diejenigen wählen und sogar verteidigen, die ihnen Schaden zufügen, und beleuchtet dieses Verhalten aus psychologischer und soziologischer Sichtweise. Sehr spannend und erhellend, gerade auch als Ergänzung zum Text über die empathielosen Deutschen hier auf unterströmt von letzter Woche.

8. Gute Sache! Laut einem Utopia-Artikel werden jetzt in Regensburg öffentliche Grünflächen freigegeben, um dort Gemüse anzubauen. Dieses soll von den Bürgern selbst gepflegt werden, kann dann allerdings auch von jedem geerntet und verspeist werden. Ein wirklich sinnvoller Trend, der nicht nur die Grünflächen sinnvoll nutzt, sondern auch dem Gemeinschaftsgefühl in Regensburg sehr zuträglich sein dürfte – bitte mehr davon!

9. Der Journalist Patrick Gensing analysiert in einem Artikel in seinen Blog (leider nicht mehr online aufrufbar) die Aussagen von CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer zur Asylpolitik. Dabei fischt Scheuer am ganz rechten Rand und bedient so Stereotype, die sich dann bei Pegida und Co. wiederfinden. Scheußlich, wenn auf so eine Art und Weise auf brennende Flüchtlingsheime reagiert wird, indem noch mehr Öl ins Feuer geschüttet wird.

10. Ein Artikel von Josephine Schulz für der Freitag beschreibt recht anschaulich, wo die Schwächen bei freiwilligen Lobbyistenregistern der EU, die eigentlich für Transparenz sorgen sollen, zu finden sind. Ist ja auch ein bisschen (vielleicht sogar absichtlich) naiv vonseiten der Politik, uns glauben machen zu wollen, dass gerade die Organisationen, die sich durch Mauschelei und Heimlichtuerei besonders hervortun, freiwillig ihr Geschäftsgebaren offenlegen würden, oder?

11. Robert Zion zeichnet in einem Artikel auf seiner Webseite ein recht düsteres, aber wohl leider zutreffendes Bild der momentanen Situation in Europa, die dadurch gekennzeichnet ist, dass die besonders in der Peripherie vorhandene wirtschaftliche Krise unter deutscher Führung zunehmend verschärft und auf der anderen Seite ein möglicher Konflikt mit Russland angeheizt wird. Das Schicksal des Kontinents, so Zion, hängt damit zunehmend von der Einstellung und dem Verhalten des deutschen Bürgertums ab.

12. In der WirtschaftsWoche findet sich ein interessantes ausführliches Interview mit Wolfgang Streeck, der den Kapitalismus am Ende sieht, da dieser sich durch die zunehmende Marktradikalisierung seit den 70er-Jahren quasi selbst zerstört. Das Problem ist nur, dass die wenigsten Menschen sich Alternativen vorstellen können, sodass diese historische Episode nicht geordnet zu enden droht, sonder mit einem gewaltigen Chaos.

13. Das Umweltinstitut München zeigt in seinem Blog aktuell gleich zwei Mal auf, wie unseriös wissenschaftlich gearbeitet wird, wenn Industrieinteressen geschützt werden sollen: In einem Artikel geht es darum, dass das Bundesinstitut für Risikobewertung bei der Frage, ob Glyphosat Krebs erregend ist, Leserbriefe von Monsanto-Mitarbeitern als Studien bewertet hat. Ein anderer Artikel beschreibt die mangelnde Seriosität von Tierversuchen, bei denen untersucht wird, ob genmanipulierte Nahrungsmittel schädlich sein könnten. Hierbei bekommen nämlich die Tiere in den Kontrollgruppen Futter, das stark mit Pestizidrückständen, Schwermetallen, genmanipulierten Pflanzenbestandteilen und Ähnlichem belastet ist, was einen Vergleichsergebnisse bezüglich der gesundheitsgefährdenden Auswirkungen bei Tieren, denen gezielt genmanipuliertes Futter gegeben wurde, vollkommen verzerrt.

14. So läuft das im Kapitalismus: Bei jeder humanitären Katastrophe findet sich immer noch jemand, der davon profitiert. So geht aus einem Artikel vom greenpeace magazin hervor, dass der Palmölkonzern Golden Viroleum (GVL) während der Ebola-Epedimie in Liberia sein ohnehin schon schändliches Landgrabbing auf Kosten der kleinbäuerlichen Bevölkerung noch intensivieren konnte, da die Unterstützer der Bauern wegen der Ansteckungsgefahr nicht vor Ort waren. Und wenn die so Entrechteten dann nicht mehr weiter wissen und aus ihrem Land fliehen, dann schimpft man sie hier Wirtschaftsflüchtlinge – und pfeift sich genüsslich dabei ein paar Produkte mit Palmöl rein.

15. Zurzeit werden ja vermehrt Vorwürfe in deutschen Medien laut, Russland hätte sich die Vergabe der Fußball-WM 2018 durch Korruption gesichert, wobei dies immer in einem Atemzug mit der WM in Katar im Jahr 2022 genannt wird. Jens Berger geht in einem Artikel auf den NachDenkSeiten diesem Vorwurf ein wenig auf den Grund und kommt zu dem Resultat, dass es hierbei anscheinend aus ideologischen Gründen mit den Fakten nicht so genau genommen wird. Bezeichnend für die derzeitige deutsche Medienlandschaft …

16. Wenn die Kommunen kein Geld mehr haben, trifft es vor allem die sozial Schwachen. So auch im saarländischen Sulzbach, wo nun nach 25 Jahren das Sozialkaufhaus schließen muss, wie auf der Webseite des Diakonischen Werks zu lesen ist, weil 20.000 Euro fehlen. In einem reichen Land wie Deutschland, das ja gern mal für Repräsentationszwecke viel Geld raushaut (man denke nur an den G7-Gipfel) ein bezeichnendes Armutszeugnis.

17. Die Ukraine ist pleite, die Wirtschaft schrumpft, das Land führt im Osten Krieg gegen seine eigene Bevölkerung, während im Westen rechte Milizen Angst und Schrecken verbreiten. Das alles sind jedoch keine Hinderungsgründe, dass das Land weiterhin einen Batzen Geld von der EU-Kommission (und damit Steuergelder von EU-Bürgern), dem IWF und der Europäischen Bank für Wiederaufbau bekommt, denn schließlich muss ja der verdoppelte Militärhaushalt auch irgendwie bezahlt werden, wie aus einem Telepolis-Artikel hervorgeht. Umso absurder wird das Ganze, wenn man sich das Verhalten dieser Institutionen Griechenland gegenüber vor Augen führt …

18. Mal wieder eine gute Kolumne von Sascha Lobo auf Spiegel online: Diesmal beschäftigt er sich mit der zunehmend stärker werdenden Hetze gegen Flüchtlinge in sozialen Medien und setzt diese in Relation zu tatsächlich durchgeführten Anschlägen auf Flüchtlingsunterkünfte. Dabei beleuchtet er auch noch die unterschiedlichen Reaktionen hierauf von Angela Merkels Streichelfiasko über Seehofers Hetze bis zu Til Schweigers deutlichen Statements gegen rassistische Äußerungen.

19. Im Tagesspiegel findet sich ein Plädoyer für vermögensabhängige Bußgelder von Malte Lehming. Ein sinnvoller Ansatz, wie ich finde, der zu mehr Gerechtigkeit und wohl auch zu einer verbesserten Verkehrssicherheit führen würde. In Finnland und der Schweiz wird dies sogar schon praktiziert.

20. Wolfgang Lieb weist in einem Artikel auf den NachDenkSeiten nach, dass die derzeit von BILD in die Welt gesetzte und von vielen anderen Medien mal wieder einfach so übernommene Meldung, dass die Sozialausgaben in Deutschland auf einem Rekordniveau seien, nichts anderes ist als gezielte Propaganda mit Zahlen. Um hier eine sinnvolle Aussage tätigen zu können, müsste man nämlich nicht den absoluten Wert der Sozialausgaben, sondern deren Verhältnis zum BIP heranziehen, und dann sieht das schon wieder gleich ganz anders aus …

21. Und die deutsche Regierung sorgt weiter dafür, dass Deutschland richtig beliebt wird: Nun blockiert sie laut einem taz-Artikel als einzige eine EU-Richtlinie zur Antidiskriminierung, mit der eine Hierarchisierung von Diskriminierungsmerkmalen beendet werden soll. In der Praxis hieße das, dass sich nicht nur Menschen, denen aufgrund ihrer ethnischen Zugehörigkeit oder ihres Geschlechts der Zugang zu Waren und Dienstleistungen verwehrt wird, sondern auch solche, bei denen dies aufgrund ihrer sexuellen Orientierung, ihres Glaubens, einer Behinderung oder ihres zu hohen Alters der Fall ist, dagegen rechtlich zur Wehr setzen können.

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Karl

Jahrgang 1969, ist nach einem Lehramtsstudium und diversen beruflichen Tätigkeiten seit 2002 freiberuflicher Lektor (Auf den Punkt). Nach vielen Jahren in Hamburg, lebt er nun seit November 2019 in Rendsburg. Neben dem Interesse für politische Themen ist er ein absoluter Musikfreak und hört den ganzen Tag Tonträger. An den Wochenenden ist er bevorzugt in Norgaardholz an der Ostsee und genießt dort die Natur.

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