Interessantes aus KW 32/2015

An dieser Stelle präsentieren wir regelmäßig Links, die wir unter der Woche entdeckt haben, zu denen wir selbst nicht mehr viel schreiben müssen und die wir teilenswert finden. Viel Spaß beim Lesen und Anschauen!

1. Ein trefflicher Kommentar von Anja Maier zu Merkels Ankündigung, auch 2017 als Kanzlerin zu kandidieren, findet sich in der taz, der anstelle der üblichen medialen Lobhudelei gut auf den Punkt bringt, wofür Merkels Politik seit zehn Jahren steht: Stillstand, Visionslosigkeit und Elitenbegünstigung.

2. Als Journalismus getarnte PR ist man ja vom Hamburger Abendblatt (ehemals Springer) mehr als genug gewöhnt, nun zeigt die Webseite FAIRspielen.de in einem Artikel, wie beim Thema Olympische Spiele in Hamburg hier gearbeitet wird: Eine vom ECE-Konzern organisierte Veranstaltung wird dem Leser vorgesetzt, ohne dass ECE auch nur erwähnt wird, und die dort sich den Leserfragen zu Olympia stellenden „Experten“ würde überwiegend selbst von Olympischen Spielen in Hamburg profitieren. Na, was da wohl bei rauskommt …?

3. Abgeordnetenwatch berichtet über die Nebeneinkünfte der Bundestagspolitiker, und da kann einem bei einigen schon ganz schön schwindlig werden, was die so alles mit Nebentätigkeiten verdienen (ist ja nicht so, dass man als MdB nicht auch noch ein ordentliches Gehalt bekommt). Dabei fehlt es jedoch immer noch an Transparenz, sodass bei einigen Großverdienern nur geschätzt werden kann, was die nebenbei noch so bekommen. Zudem wird auch oftmals nicht ersichtlich, wer denn nun eigentlich da unsere gewählten Volksvertreter noch so bezahlt. Um hier mehr Transparenz zu erreichen, gibt es bei dem Artikel auch eine entsprechende Petition.

4. Auf Deutschlandradio Kultur findet sich ein interessantes Gespräch von Korbinian Frenzel mit dem Sicherheitsexperten und Rechtswissenschaftler Robin Geiß (sechs Minuten) zum Thema Drohnen und automatisierte Kriegsführung. Geiß steht dieser Technologie kritisch gegenüber und führt m. E. durchaus nachvollziehbare Argumente dafür an.

5. Jens Wernicke von den NachDenkSeiten führte ein interessantes Interview mit Beate Frenkel, deren Buch „Die Kinderkrankmacher“ gerade erschienen ist. Hierin geht es um die häufig unnötige Verabreichung von Psachopharmaka an Kinder, die gar nicht krank sind, sondern eben nur einfach nicht ins neoliberale Leistungsdogma der Schule passen. Klingt in jedem Fall nach einem wichtigen Buch, dass insbesondere für Eltern Pflichtlektüre sein sollte.

6. In der jungen Welt findet sich ein lesenswertes Interview mit Hans Modrow, der nach dem Mauerfall für kurze Zeit Ministerpräsident der DDR war und nun einige Parallelen zieht zwischen dem damaligen Umgang mit der DDR und dem heutigen mit Griechenland. Beide Male sei, so Modrow, nicht die Sanierung, sondern die Zerschlagung wirtschaftlicher Strukturen geschehen, und beide Mal war dabei federführend: Wolfgang Schäuble.

7. Passend dazu ein Beitrag auf kulturzeit (bereits 2012 veröffentlicht bei ttt) mit dem treffenden Titel: „Der Ausverkauf der DDR – Die Geschichte der Treuhand“. Der Bericht diente als Aufhänger für den 2011 erschienen Film: „Goldrausch – Die Geschichte der Treuhand“ (kürzlich erst auf YouTube veröffentlicht). Auch hier die Parallelen bei den Privatisierungen, die ja immer wieder bei verschuldeten Staaten zum Einsatz kommen und letzten Endes nichts anderes sind als die Plünderung des verbliebenen Staatskapitals. Warum ein solches System immer wieder zur Anwendung kommt, erschließt sich mir nicht. Dass die Politiker als dumpfe Marionetten immer wieder der Wirtschaft alles hinten reinschieben, ist klar, aber dass das Volk nicht zur Revolution schreitet …

8. Der Campact-Blog präsentiert ein Interview mit Andre Meister von Netzploitik.org zu dem Verfahren wegen Landesverrats, welches der Bundesstaatsanwalt letzte Woche gegen die Macher des Blogs angestrebt hat. Seine Quintessenz: jetzt erst recht! Prima, weiter so!

9. Dirk Martin und Jens Wissel benennen in ihrem Gastbeitrag in der Frankfurter Rundschau deutlich, was das eigentliche Ziel Schäubles bei den Grexit-Drohungen und seiner unnachgiebigen Linie im Griechenland-Konflikt ist, nämlich ein Umbau der EU nach deutschen nationalstaatlichen Interessen. Da dies die gesamte Eurozone gefährden dürfte, bleibt für sie nur ein Fazit: „Stoppt Schäuble!“

10. Im Rahmen der Reihe Exclusiv im Ersten zeigte der Hessische Rundfunk eine 30-minütige Reportage, die eine unglaubliche Klüngelei aufdeckt: Sondermüll aus alten Glas- und Steinwolleabfällen wurde dank gekaufter falscher Gutachten als Material für Ziegelsteine verwendet. Das Zeug ist somit stark krebserzeugend und wurde in Tausenden von Häusern in ganz Europa verbaut. Das alles auch noch unter den Augen der zuständigen Behörden. Unglaublich, wie da aus Gewinnsucht die Gesundheit von zahlreichen Menschen aufs Spiel gesetzt wird …

11. Ein Kommentar von Clemens Verenkotte für den Deutschlandfunk thematisiert die Konzeptlosigkeit der US-amerikanischen Syrien-Politik, indem nun dem türkischen Ministerpräsidenten Erdogan zugestanden wird, kurdische Stellungen zu bombardieren, wo doch gerade die Kurden der einzige ernst zu nehmende Gegner des IS sind. Zudem darf die Türkei nun eine sogenannte Sicherheitszone im Norden Syriens einrichten, was völkerrechtlich mehr als fragwürdig ist.

12. Auf dem spirituell-esoterisch angehauchten Internetportal Sein findet sich ein interessanter Artikel von David Rotter zu einem sehr weltlichen Thema der oftmals vorliegenden Sinnlosigkeit von Arbeit. Der Autor bezieht sich hierbei vor allem auf den Anthropologen David Graeber, der den Begriff der „Bullshit Jobs“ schuf. Sehr interessante Gedanken, die zeigen, wie krank und krank machend unser derzeitiges Wirtschaftssystem ist. Patrick Spät geht in einem Artikel für die Zeit ebenfalls auf den Arbeitsfetisch ein und beschreibt in seinem Plädoyer für die Faulheit trefflich den Unsinn dieses Hamsterrades, was wir alle so sehr verinnerlicht haben.

13. In der FAZ wurde postuliert, dass die Umverteilung von oben nach unten in Deutschland laut einer Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) bestens funktionieren würde. Wie sehr bei so einer Meldung mit Unwahrheiten, Fehlinformationen und Weglassen von relevanten Informationen der Leser manipuliert wird, hat Wolfgang Lieb in einem Artikel für die NachDenkSeiten nachgewiesen. Unglaublich, dass so was wie die FAZ tatsächlich noch von vielen Menschen als seriöse journalistische Quelle angesehen wird …

14. Robert Misik verbreitet in seinem Video-Blog auf der Webseite von der Standard ein wenig Optimismus, da er Entwicklungen benennt, die eine Abkehr von der neoliberalen Elitenpolitik der letzten Jahrzehnte ankündigen könnten: Bernie Sanders Erfolge in den USA, Jeremy Corbyn, der vorsitzender der Labour-Party in Großbritannien werden will, Bürgermeisterinnen aus Bürgerbewegungen in Barcelona und Madrid und Erlebnisse … Hoffen wir mal, dass er recht behält!

15. Anja Krüger fordert in ihrem Kommentar für die taz in Deutschland ebenso harte Strafen für betrügende und manipulierende Banker, wie sie gerade in Großbritannien verhängt wurden und auch in den USA möglich sind. Da diese Menschen im vollen Umfang wissen, was sie da machen, und die Schäden für andere immens sind, kann ich diesem Plädoyer nur zustimmen, allerdings wird das mit unseren Groko-Hanseln wohl sowieso nichts werden.

16. Ein Artikel von der Freitag beschäftigt sich mit dem Chef des Verfassungsschutzes Hans-Georg Maaßen. Dieser hat die Anzeige wegen Landesverrats gegen die Journalisten von Netzpolitik.org überhaupt erst auf den Weg gebracht, in deren Verlauf nun Generalbundesanwalt Range (durchaus nicht unverdient) als Bauernopfer abserviert wurde. Maaßen wird dabei als gewissenloser, technokratischer Typ geschildert, wie ihn jede Diktatur als Scherge trefflich brauchen kann. Und so ein Typ soll dann unsere Verfassung schützen …

17. Zwei treffliche Kolumnen auf Spiegel online: Sowohl Jakob Augstein als auch Georg Diaz machen sich Gedanken über den schlechten Zustand der Demokratie, Augstein aus der Perspektive von Deutschland, wo er eine erstickende Wirkung der politischen Mitte diagnostiziert, und Diez für Europa, dem er attestiert, dass der Rassismus nie verschwunden, sondern nur aufgrund von mangelnder Instrumentalisierung ein wenig abgetaucht war. Beides lesenswerte Texte zum Nachdenken!

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Karl

Jahrgang 1969, ist nach einem Lehramtsstudium und diversen beruflichen Tätigkeiten seit 2002 freiberuflicher Lektor (Auf den Punkt). Nach vielen Jahren in Hamburg, lebt er nun seit November 2019 in Rendsburg. Neben dem Interesse für politische Themen ist er ein absoluter Musikfreak und hört den ganzen Tag Tonträger. An den Wochenenden ist er bevorzugt in Norgaardholz an der Ostsee und genießt dort die Natur.

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