Interessantes aus KW 34/2015

An dieser Stelle präsentieren wir regelmäßig Links, die wir unter der Woche entdeckt haben, zu denen wir selbst nicht mehr viel schreiben müssen und die wir teilenswert finden. Viel Spaß beim Lesen und Anschauen!

1. Das Onlinemagazin Vice berichtet in einem Artikel über die Besetzung der Braunkohlegrube Garzweiler, bei der es einigen der Protestler tatsächlich gelungen ist, die riesigen Braunkohlebagger zum Stillstand zu bringen. RWE war nicht amüsiert, dass auf diese Weise auf die massive Umweltschädlichkeit und -zerstörung durch den Braunkohletagebau aufmerksam gemacht wurde, und schickte ein Polizeiaufgebot, dass auch alles andere als zimperlich vorging. Selbst ein Tagesschau-Kommentar von Jürgen Döschner findet lobende Worte für die Aktivisten und zeigt wenig Verständnis für das Vorgehen von RWE.

2. In Libyen hat der Angriff der NATO gegen den ehemaligen Machthaber Muammar al-Gaddafi nichts als Chaos hinterlassen. Ein Artikel in der Zeit schildert eindrücklich, wie gerade der IS die Stadt Sirte mit Terror, Mord und Verwüstung überzogen und eingenommen hat. Und dann regen sich die Deutschen auf, wenn Menschen von dort flüchten …

3. Der Journalist Harald Schumann findet in einem Interview auf Kontext-TV u. a. klare Worte zum Versagen der deutschen Medienlandschaft beim Thema Griechenland in den letzten Monaten. Er vergleicht die Berichterstattung mit derjenigen in den USA über den Irak-Krieg und benennt die Mängel deutlich: Falschberichterstattung, Diffamierung und Schüren rassistischer Ressentiments.

4. Ein vierminütiger Bericht von Ulf Röller im ZDF heute journal schlägt ausgesprochen kritische Töne zu den Milliardenspenden im US-Wahlkampf an. Klare Worte – aber dem ZDF dann wohl doch zu kritisch, denn in der Meadiathek wurde der Bericht schnurstracks aus der Sendung entfernt. Aber zum Glück verschwindet so was in Zeiten des Internets ja nicht so einfach …

5. Ein Artikel auf der Webseite von LobbyControl berichtet von einem Rechtsgutachten der gewerkschaftsnahen Arbeiterkammer, dass sich mit der sogenannten regulatorischen Zusammenarbeit beschäftigt, die ein wichtiger Bestandteil der Freihandelsabkommen TTIP und CETA ist. Ergebnis: Entgegen aller Beschwichtigungen handelt es sich dabei um einen massiven Eingriff in die demokratische Souveränität der beteiligten Staaten. Zudem finden sich in dem Artikel auch Links, die erklären, was es mit dieser regulatorischen Zusammenarbeit genau auf sich hat. Wichtig zu wissen!

6. Sascha Lobes Kolumne auf Spiegel online ist mal wieder lesenswert. Diesmal geht er der Frage nach, ob Hetze in sozialen Netzwerken tatsächlich zu Gewaltakten führt und was man dagegen machen kann. Bitte die Resultate zu Herzen nehmen und selbst praktizieren!

7. Noch ein Artikel von LobbyControl, zeigt, wie die EU-Kommission sich als „Dienstleister“ für Konzerne versteht: Ein Bericht des Bundesministeriums für Risikobewertung zum Thema Glyphosat (das Pflanzenschutzmittel wurde von der WHO als wahrscheinlich krebserzeugend eingestuft) wurde zwar an Monsanto weitergereicht, aber der NGO Testbiotech wurde die Einsicht verweigert.

8.Auf das „Gesetz zum Schutz der Bürger“, im spanischen Volksmund auch „Knebelgesetz“ (ley mordaza) genannt, dass seit Juli in Spanien in Kraft getreten ist, haben wir hier in den Wochenhinweisen ja schon verwiesen. Nun stellt sich laut einem Telepolis-Artikel in den ersten sechs Wochen bereits heraus, dass die Anwendung noch schlimmer ist, als dies zu befürchten war. So wird mitten in der EU jede Form der Kritik mundtot gemacht und unter Strafe gestellt. Der Neoliberalismus zeigt hier seinen Hang zum Totalitarismus recht ungeschminkt.

9. Rassismus, Rassismus und noch mal Rassismus: Ein Artikel auf dem Musikportal laut.de berichtet, wie sich die Bands Jennifer Rostock, Culcha Candela und selbst die als durchaus rechtslastig geltenden Frei.Wild mit rechten Hasskommentaren auf ihren Seiten und Facebook-Profilen herumschlagen müssen. Es ist schon unglaublich, wie überall die braune Suppe hochkocht zurzeit …

10. Der Standard berichtet in einem Artikel über ein bereits 2008 geführtes Interview, das aufgrund eines zwischenzeitlich verloren gegangenen Datenträgers erst jetzt veröffentlicht wurde, mit dem Waffen-SS-Offizier Herbert Schweiger, der bis zu seinem Tod 2011 in Österreich lebte. Danach wundert es einen nicht mehr, warum in Österreich zurzeit so deutliche rechte Tendenzen zu beobachten sind …

11. In Österreich wird gerade die Gründung einer dem Gemeinwohl verpflichteten Bank betrieben, die, wenn alles glattgeht, laut einem Artikel im Tagesspiegel im nächsten Jahr ihren Betrieb aufnehmen soll. Die beteiligten Protagonisten und das ausgeklügelte Vorgehen als Genossenschaft lassen berechtigte Hoffnung aufkommen, dass hier ein Bankmodell mit politischen Ambitionen (im positiven Sinn) entsteht, dass dann u. U. auch in anderen Ländern Schule machen könnte.

12. Im Rahmen der ZDF-Sendereihe Gott und die Welt gab es letzte Woche eine interessante halbstündige Reportage über sogenannte Schuhtester im KZ Sachsenhausen (leider nicht mehr in der Mediathek aufrufbar). Hinter diesem harmlos klingenden Begriff stecken qualvolle Menschenexperimente zum Nutzen der deutschen Wirtschaft und von Firmen, die immer noch diese Erkenntnisse nutzen, sich bisher aber ausgesprochen schwer damit tun, wenigstens mal ein Entschuldigung hierfür hervorzubringen. Ein bedrückender Film, der auch zeigt, wie Unternehmen die menschenverachtenden Praktiken der Nationalsozialismus für sich genutzt haben.

13. Hilfe, bin ich links? Diese Frage stellt sich Sebastian Schoepp in einem lesenswerten Essay für die Süddeutsche Zeitung, wenn er den Abbau des in den 80er-Jahren noch als selbstverständlich geltenden Sozialstaates und das zunehmende Primat des Marktes gegenüber der Politik betrachtet. Durch die Dämonisierung der Linkspartei in deutschen Medien fragen sich dies leider viel zu wenig Bürgerliche, die dann lieber nach rechts abdriften, AfD wählen und Flüchtlingen die Schuld für durchaus realistisch wahrgenommene Miseren in die Schuhe schieben. Insofern kann dieser Essay von Schoepp durchaus inspirierend sein.

14. Der Medienwissenschaftler Bernhard Pörksen geht in einem interessanten Artikel für die Zeit der Frage nach, warum es immer weniger gesellschaftlich relevante Debattenbeiträge und Veröffentlichungen von Geisteswissenschaftlern in Deutschland gibt. Die Ursachen dafür sieht er in der zunehmend betriebswirtschaftlicher orientierten Bewertung der Arbeit von Wissenschaftlern, die einer ganzheitlichen, kritischen Forschung entgegensteht. Ein spannender Einblick in die wissenschaftliche Praxis.

 

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Karl

Jahrgang 1969, ist nach einem Lehramtsstudium und diversen beruflichen Tätigkeiten seit 2002 freiberuflicher Lektor (Auf den Punkt). Nach vielen Jahren in Hamburg, lebt er nun seit November 2019 in Rendsburg. Neben dem Interesse für politische Themen ist er ein absoluter Musikfreak und hört den ganzen Tag Tonträger. An den Wochenenden ist er bevorzugt in Norgaardholz an der Ostsee und genießt dort die Natur.

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