Ein wenig Puzzeln gefällig?

Fracking, TTIP und der Regimewechsel und Bürgerkrieg in der Ukraine haben auf den ersten Blick nicht gleich etwas miteinander zu tun. Vor Kurzem las ich dann allerdings einen Artikel in den Blättern für deutsche und internationale Politik, der genau diese drei Dinge zusammenbrachte und mir insofern ein besseres Verständnis des politischen Handelns ermöglichte. Und es zeigte mir: Puzzeln kann oftmals sehr erkenntnisreich sein, wenn man nämlich nicht nur eine Sache für sich betrachtet, sondern nach passenden Teilen sucht, die diese ergänzen können und so ein verständlicheres Ganzes ergeben.

Eine Gemeinsamkeit weisen Fracking, TTIP und der Konflikt mit Russland im Zuge der Ukrainekrise dann doch auf: Viele Deutsche finden alles drei nicht wirklich gut. Dass die Politik gegen das Interesse eines Teils oder sogar der Mehrheit der Bevölkerung agiert, ist ja nun allerdings nichts Neues, nur wird hier eben vor allem der größere Zusammenhang interessant: Die USA sind mittlerweile dank Fracking und zum größten Erdöl- und Erdgasförderer geworden. Blöderweise gibt es seit 1975 ein Gesetz, dass den US-amerikanischen Firmen untersagt, unverarbeitetes Erdöl und Erdgas in andere Länder zu exportieren – es sei denn, die USA hätte ein Freihandelsabkommen mit diesen.

Da die EU-Staaten weit weg von den USA liegen, beziehen sie ihr Erdgas, ihr Erdöl und ihre Kohle zu etwa einem Drittel aus Russland – das macht ein Volumen von ca. 133 Milliarden Euro pro Jahr aus. Nur um mal die Dimensionen klarzumachen: Es geht also um richtig viel Geld. Und der Import über Pipelines aus Russland ist ja auch deutlich einfacher und mit weniger Umweltrisiken bei einer Havarie verbunden als der Transport per Schiff aus den USA. Tja, was kann man da also tun? Aus Sicht der US-amerikanischen Firmen wären gestörte oder sogar unterbundene Handelsbeziehungen der EU zu Russland natürlich ausgesprochen wünschenswert, denn Energie wird ja nun mal zwingend benötigt, sodass man im Fall von Engpässen sicher gern in die Bresche springen würde.

Eigentlich war TTIP ja so geplant, dass es schon jetzt hätte umgesetzt werden sollen, mit dem groß angelegten Widerstand der Bevölkerung hatte anscheinend niemand so wirklich gerechnet (vermutlich einer der Gründe, warum das alles im Geheimen verhandelt wird). Es hätte also super gepasst, dass US-amerikanische Fracking-Firmen in die EU hätten exportieren können, nun verzögert sich das gerade noch ein wenig. An diesem Beispiel sieht man allerdings deutlich, dass es durchaus Interessenten gibt, die sowohl TTIP schnell verhandelt als auch den Konflikt mit Russland via (oder vielmehr auf Kosten) der Ukraine verschärft haben wollen. Da muss man sich nun wahrlich keiner „Verschwörungstheorie“ bedienen, um sich auszumalen, in welche Richtung da die Lobbyarbeit gehen dürfte – zumal wenn es um Hunderte von Milliarden Euro bzw. Dollar geht.

Aus ein paar Puzzleteilen konnte somit ein recht stimmiges Gesamtbild mit neuen Erkenntnissen zusammengefügt werden. Und das funktioniert ja nicht nur bei diesen drei Themen, sondern eben auch sonst recht gut. Gerade in Zeiten wie den jetzigen, da Vereinfachung von komplexeren Sachverhalten groß in Mode ist (man muss sich nur mal die Flüchtlingsdebatte und die Äußerungen zur Griechenland-Krise vor Augen führen), ist es extrem wichtig, nach weiteren Zusammenhängen zu suchen oder auch mal die Frage zu stellen, wer von einer bestimmten Entwicklung welchen Nutzen hat. Meistens ergeben sich dabei dann recht ähnliche Bilder: Es geht um sehr, sehr viel Geld, das fast immer in den Taschen der gleichen Leute landet. Nur ist eben diese triviale anmutende Erkenntnis oftmals hinter recht komplexen, verschachtelten und auf nicht immer offensichtliche Weise miteinander verwobenen Zusammenhängen versteckt. Dann mal fröhlich drauflosgepuzzelt …

 

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Karl

Jahrgang 1969, ist nach einem Lehramtsstudium und diversen beruflichen Tätigkeiten seit 2002 freiberuflicher Lektor (Auf den Punkt). Nach vielen Jahren in Hamburg, lebt er nun seit November 2019 in Rendsburg. Neben dem Interesse für politische Themen ist er ein absoluter Musikfreak und hört den ganzen Tag Tonträger. An den Wochenenden ist er bevorzugt in Norgaardholz an der Ostsee und genießt dort die Natur.

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