Bayernwahl

Heute wählt Bayern, und die Republik wird morgen, spätestens übermorgen Kopf stehen. Viele bisherige Selbstverständlichkeiten werden über Bord geworfen in den nächsten Tagen, Wochen und Monaten.

Nicht nur die anscheinend ewige, fast ungeteilte, scheinbar selbstverständliche Macht der CSU in Bayern wird beendet werden. Eine Macht, die es so sowieso nie gegeben hatte, die ein Mythos ist und war, von der CSU gern gepflegt und von eigentlich dummen Politikern und Politikerinnen der Gegenseite – gerade wieder von Robert Habeck – mit gepflegt, so als ob es keine Sozialdemokraten in den Ämtern der großen Städte gegeben hätte oder geben würde. Auch dieser Mythos wird Heute endlich sterben.

Nichtsdestotrotz wird heute in Bayern etwas Historisches geschehen, viel bedeutender noch für die Republik als für Bayern. Die Bedeutung der CSU für die Republik wird sinken, ihre Deutungshoheit, ihre Meinungsführerschaft wird in heute noch ungeahnter Weise Schaden nehmen. Und das ist gut so! Die bayrische Überheblichkeit, der CSU geschuldet, empfand ich als Norddeutscher schon lange als recht unangenehm.

Die CSU wird auf ein Maß zurückgestutzt werden, welches der Republik nur guttun kann. Nur wird das nicht ohne Streit abgehen, nicht ohne ein Aufbäumen der Geschlagenen. Und dieses Aufbäumen macht mir Sorgen und Hoffnungen zugleich.

Sorgen, weil das Regieren in Berlin noch schwerer werden wird. Hoffnung, weil daraus auch wieder Möglichkeiten entstehen zur Diskussion in den anderen Parteien – eigentlich der Zwang dazu.

Hoffnung auch, weil wir uns endlich die Frage zu stellen haben werden: Wie wollen wir in Zukunft miteinander leben, jetzt, wo das Modell Bayern uns nicht mehr ständig vor Augen geführt werden kann? Denn dass ein neues Modell derzeit entsteht, welches Bayern und die bayrische Politik weiterhin ins Zentrum der Republik zu rücken weiß, das glaube ich nicht. Weder die Protagonisten dort der derzeitigen Opposition noch die der alten CSU geben mir Anlass, dies zu glauben. Sie werden zu schwach dazu sein.

Es werden spannende und turbulente Zeiten auf uns zukommen, nicht nur auf die Kanzlerin.

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Heinz

Jahrgang 1958, am Leben interessiert, auch an dem anderer Menschen, von Rückschlägen geprägt. Nach diversen Tätigkeiten im Außendienst für mehrere Finanzdienstleister und zuletzt als Lehrkraft auf der Suche nach einer neuen Herausforderung. Ökonomie und Gesellschaft, den Kapitalismus in all seinen Formen zu verstehen und seit Jahren zu erklären ist meine Motivation. Denn ich glaube, nur wer versteht, wird auch Mittel finden, die Welt zu einer besseren Welt zu machen. Leid und Elend haben ihre Ursache im Unverständnis.

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