Sparbuch-Mentalität

Wer Renten, insbesondere Altersrenten, als reine Sozialleistung betrachtet oder gar als Verdienst des Rentners für geleistete Beiträge, liegt falsch. Leider liegen derzeit allzu viele Menschen hier falsch.

Rentenansprüche sind Versicherungsleistungen, welche – würde das System funktionieren – vom Beitrag her sozial gestaltet sein würden, nicht eine Leistung erbringen, die, wie ein Sparbuch funktionierend, nur das eingezahlte Geld mehr oder weniger verzinst zur Auszahlung bringen würde.

Ein gutes Sozialsystem würde deshalb Renten zahlen, die den Menschen in Würde alt werden ließe, die denen mehr geben würde, als sie eingezahlt haben, weil sie es brauchen und weil andere mehr eingezahlt hatten, weil sie es sich aufgrund ihrer Einkommen auch leisten konnten. Ein gutes Sozialsystem ist Teil der Umverteilung, und weil die Bruttolöhne hier so gering im Lande sind, so weit hinter der Produktivität und den Produktivitätsfortschritten hinterherhinken, muss der Staat auch zuschießen, mehr, als er derzeit dazu bereit ist.

Nur leider sehen wir das Gegenteil von dem, was notwendig wäre. Wir sehen einen Staat, der sich dafür verantwortlich sieht, das Angebot (das Kapital) zu beschützen im internationalen Wettbewerb, vor allem vor höheren Löhnen und damit vor höheren Transfers – denn was für die Rente gilt, gilt für alle anderen Transfers auch.

Sparbuch-Mentalität als Richtschnur für gesellschaftliches Handeln, mehr ist nicht mehr drin in diesem Lande. Der drohenden Prekarisierung wird man so nichts erfolgreich entgegenstellen können. So viel ist sicher in diesen chaotischen und unsicheren Zeiten.

Wie gestern schon festgestellt: Deutschland – ökonomisch ein Riese und gesellschaftlich ein Zwerg.

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Heinz

Jahrgang 1958, am Leben interessiert, auch an dem anderer Menschen, von Rückschlägen geprägt. Nach diversen Tätigkeiten im Außendienst für mehrere Finanzdienstleister und zuletzt als Lehrkraft auf der Suche nach einer neuen Herausforderung. Ökonomie und Gesellschaft, den Kapitalismus in all seinen Formen zu verstehen und seit Jahren zu erklären ist meine Motivation. Denn ich glaube, nur wer versteht, wird auch Mittel finden, die Welt zu einer besseren Welt zu machen. Leid und Elend haben ihre Ursache im Unverständnis.

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