Bezeichnender Abschluss der Fußball-EM

Vor circa drei Wochen schrieb ich ja schon mal einen Artikel zur Fußball-Europameisterschaft, in dem es um das eklige Verhalten der Uefa ging, die eine Illuminierung des Münchner Stadions in Regenbogenfarben untersagte. Nun sind die Spiele vorbei, Italien hat gegen Endland im Elfmeterschießen gewonnen, und was sich danach abspielte, ist dann so richtig scheußlich.

Der Journalist Stephan Anpalagan fast das recht gut in einem Posting auf seiner Facebook-Wall zusammen:

Rassistische Gewalt wegen eines verlorenen Fußballspiels – vor dem die Spieler beider Mannschaften auch noch als Zeichen gegen Rassismus niederknieten. Besser kann man den hohlen Symbolismus, der in solchen Events steckt, wohl kaum darstellen. Eigentlich also ein schlechter Scherz – wenn es nicht so traurig wäre.

Dass Event-Fußball, gerade von Nationalmannschaften, über den Patriotismus auch Nationalismus befeuert, ist nichts Neues, schon Ende 2013 schrieb ich dazu einen Artikel hier auf unterströmt. Und wenn man sich dann an die darauf folgende Weltmeisterschaft in Brasilien erinnert, dann fällt mir da gerade mal die Verhöhnung der im Finale gegen die deutsche Mannschaft unterlegenen Argentinier durch den bekloppten „Gaucho-Tanz“ ein, der nun auch eine reichlich rassistische Komponente hatte (was damals zu Recht auch von einigen Medien kritisiert wurde).

Na ja, und kurz darauf gab es dann Hogesa (Hooligans gegen Salafisten), die dann in Köln randalierten und ja nun auch einen eindeutigen Fußballbezug hatten. Dass „Pegida“ sich dann wiederum kurz darauf schon auf recht ähnliche Weise benannt hat, halte ich auch nicht für Zufall.

Fußball ist ja eine Sache von „wir gegen die anderen“, wie das im Mannschaftssport so eben üblich ist. Das kann dann schnell mal etwas unappetitlich werden, wenn, wie bei Länderspielen, eben die Komponente der Nationalität mit hinzukommt. Und nun wurden eben nach dem EM-Finale „die anderen“ auf eine rassistische Art und Weise ausgemacht: die dunkelhäutigen Spieler, die ihre Elfmeter verschossen haben.

Für mich leider keine Überraschung, zumal in Zeiten, in denen ja zunehmend von Rechtsaußenpolitikern neben den Appellen an die Nation und den Patriotismus auch immer wieder rassistischer Müll von sich gegeben wird.

Rational ist an solchen Anfeindungen, wie immer bei Rassismus, natürlich nichts, denn diese dunkelhäutigen Spieler haben ja nun auch daran mitgewirkt, dass England überhaupt ins Finale eingezogen ist, worauf ja auch Stephan Anpalagan hinweist. Aber mit der Rationalität ist es ja eh so eine Sache bei solchen Fußball-Events, und auch zu dem Thema habe ich vor gut fünf Jahren anlässlich der letzten Fußball-EM schon mal einen Artikel geschrieben.

Aber genauso wie viele Fußballfans nicht zumindest mal hellhörig werden bei immer offensichtlicheren Schieberein bei solchen Turnieren (ich denke da nur an die hohe Zahl von Eigentoren bei der jetzigen EM, die höher ausfällt als die Zahl der Eigentoren bei allen vorherigen EMs zusammen, und die trotz Videoschiedsrichter krasse Fehlentscheidung, die dann England ins Finale gebracht hat – klar, in Wembley ist das natürlich attraktiver und lukrativer, wenn England als Heimmannschaft dort gegen Italien antritt, als wenn dies die Dänen gewesen wären), so werden auch die Augen gern verschlossen vor den unangenehmen Nebenerscheinungen, von denen es von Turnier zu Turnier mehr gibt.

In Katar im nächsten Jahr bei der WM wird das mit Sicherheit noch mal getoppt – und dennoch werden wieder mehr als genug Leute vor der Glotze hängen und sich die Spiele anschauen.

Und auch dann dürfte wieder das unsägliche „Argument“ vorgebracht werden, dass Fußball und Politik ja auseinandergehalten werden müssten. Vorzugsweise von solchen Leute, die dann wie jetzt nach dem EM-Finale rassistischen Mist in die Welt rotzen und damit sehr wohl zeigen, dass Fußball immer politisch ist – zumindest kann ich mir vorstellen, dass die Schnittmenge bei beiden Personengruppen schon ziemlich groß ist. Aber diesen Widerspruch werden die vermutlich noch nicht mal bemerken …

Und so sind die Reaktionen auf jedes dieser komplett ethikbefreiten und nur auf Profit ausgerichteten Turniere nicht nur von der stetig wachsenden Verrohung und dem zunehmenden Rechtsruck geprägt, sondern gleichzeitig werden diese beiden unschönen Phänomene davon auch noch befeuert und vorangetrieben.

Schade eigentlich, was die Kommerzialisierung und korrumpierte Verbände aus dieser eigentlich so schönen und integrativen Sportart gemacht haben …

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Karl

Jahrgang 1969, ist nach einem Lehramtsstudium und diversen beruflichen Tätigkeiten seit 2002 freiberuflicher Lektor (Auf den Punkt). Nach vielen Jahren in Hamburg, lebt er nun seit November 2019 in Rendsburg. Neben dem Interesse für politische Themen ist er ein absoluter Musikfreak und hört den ganzen Tag Tonträger. An den Wochenenden ist er bevorzugt in Norgaardholz an der Ostsee und genießt dort die Natur.

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