NWO, wenn schon, denn schon!

Eine neue Weltordnung, diese Idee hatten schon viele Visionärinnen und Visionäre. Wenn es um ein Weltbild geht, dass einige Gruppen bevorzugt und andere entsprechend benachteiligt oder sogar auslöschen möchte, dann kamen diese Visionen meistens von Männern, die um ihren (nach ihrer Meinung geburtlich vorbestimmten) Status fürchten. Auch in Deutschland sind die es oft Reichsbürger, die letzten Endes nichts anderes wollen als einen Freifahrtschein für sich ohne Rücksicht auf die Gesellschaft (oder um es mit den Worten von Margaret Thatcher zu schreiben: „No Such Thing as Society“). Erinnert an den Adel im Mittelalter, ist im Prinzip auch genau das: Privilegien für mich, und der Rest soll halt sehen, dass er mir nicht auf die Nerven geht.

Ich bin auch für eine „Neue Weltordnung“ (NWO), allerdings scheine ich da in meinem Denken ein kompletter Kommunist zu sein (obgleich ich mich nun nicht als „radikal“, sondern als klar „konservativ“ wahrnehme und beschreiben würde), denn ich träume nicht vom Umsturz (wie die Faschisten), sondern wünsche mir einen sozialen und demokratischen Wandel. So viele Dinge laufen derzeit komplett am Ziel vorbei, meistens aus rein ökonomischen Gründen (bzw. finanziellen Interessen von Menschen, die so oder so schon zu viel Macht oder Geld besitzen). Ein gutes Beispiel wäre z. B. der Umgang mit Schusswaffen in den USA: Wie kann irgendein Mensch mit auch nur einem Anflug von Logik der Meinung sein, dass mehr Waffen mehr Sicherheit bedeuten? Das wäre ja so, als würde man sagen: Mehr Autos ergeben mehr Sicherheit im Straßenverkehr!? Okay, klammern wir die Logik mal aus, dann ergibt das Sinn: Wenn es so viele Autos gibt, dass diese der verstopften Straßen wegen nicht mehr fahren können, dann ist das sicherer! Allerdings auch ad absurdum, denn eigentlich sollte ein Auto ja der Mobilität dienen (obwohl sie oftmals aber eben doch mehr Statussymbol und „Schwanzverlängerung“ sind).

Die konservativen Kräfte schüren Ängste mit Kampfbegriffen wie „Verbotskultur“ und „Ökodiktatur“ (wobei sie es selbst sind, die den Faschismus einführen wollen) und lassen dabei viele Faktoren außen vor, denn es geht um einfache Formeln für einfache Leute. Die „Verbote“ nennt man „Gesetze“, und viele von denen sind für einen Zweck geschaffen: „Schwächere zu schützen“ (ich finde es super, dass man nicht alkoholisiert Auto fährt, Leute, die einen stören, erschießen darf oder sich an Minderjährigen sexuell vergreift). Und wenn man weiter denken kann als bis zur nächsten Mahlzeit (oder Wahl), dann wird einem auch klar, wo man sparen muss, um später nicht ohne dazustehen. Damit meine ich nicht die Menschen, die ihr monatliches Auskommen bereits Mitte des Monats ausgegeben haben, sondern ich rede davon, dass man mit der Natur nicht verhandeln kann: Wenn wir jetzt nicht aufhören, die Natur nur auszubeuten, dann bekommen wir die Rechnung dafür ohne Wenn und Aber! Nur interessiert viele Menschen eben das eigene Auskommen mehr als das anderer Menschen! Kurz: „Nach mir die Sintflut!“

Ich wünsche mir eine freie Gesellschaft, in der es keiner Gesetze bedarf, weil die Vernunft und das soziale Gewissen so ausgeprägt sind, dass wir keine Gesetze, keine Polizei oder Gerichte benötigen. Aber offensichtlich sind wir nicht ansatzweise in der Lage, uns gerecht zu organisieren, und da nützt „wünschen“ absolut nichts. So wenig wie das Bankkonto sich um den tatsächlichen Bedarf einer Person kümmert, wenn das Geld vor dem Monatsende endet, sowenig kümmern sich die Polkappen beim Abschmelzen um den erwünschten CO2-Ausstoß jedes Einzelnen. Deshalb wird es ohne Gesetze und Regulierungen nicht gehen, zumindest nicht so lange der Homo sapiens die Erde über das Machtinstrument „Geld“ regiert. Deshalb hier mal ein paar Vorschläge, wie wir ein sozialeres Miteinander versuchen könnten. Und dabei geht es mir vor allem auch darum, früh Zeichen und Anreize zu setzen und nicht später viel Zeit und Energie in das Ausbessern zu investieren (ob in Form von Gerichten und Gefängnissen oder in Form von Staudämmen und Klimaanlagen).

Das asoziale Verhalten ist aus meiner Sicht eines der Grundübel einer sozialen Gesellschaft und äußert sich je nach finanziellem und gesellschaftlichem Status unterschiedlich. Im Kleinen sieht man das derzeit in Deutschland z. B. an den Leuten, die ohne Atemschutzmaske in die Bahn und den Bus einsteigen. Gern besonders „coole“ und individuelle Freigeister (die sich „äußerlich“ bewusst von der Masse abheben wollen, da sie sich innerlich schon von der Masse abgewendet haben), die Regeln eben nur dann akzeptieren, wenn sie selbst diese Regeln/Gesetze auch für ihre Zwecke einsetzen können und davon nicht eingeschränkt werden. Stumpf: Tempolimit stört jemanden nicht, der kein Auto hat. Besonders unschöne Ausmaße nimmt dieses asoziale Verhalten an, wenn diese Leute eben für viele andere mitentscheiden: Politiker:innen, Manager:innen, Inhaber:innen und auch Journalist:innen. Nach dem Motto „Ich lasse mir nichts sagen!“ oder „Erst muss es mir gut gehen, bevor man sich um andere kümmern kann!“ leiden die Gesellschaft und die Umwelt unter deren Egoismus, und ich bin sicher, die einzige Medizin für solch ein Verhalten wäre: Mehr „Wir“ und weniger „Ich“ würde diesen Menschen langfristig guttun.

Bildung als höchstes Gut erkennen

Für (Un-)Menschen die gern Macht in Form von Geld und politischem Einfluss haben, sind gebildete und gut informierte Menschen das größte Hindernis. Auf der anderen Seite ist das Verständnis von Zusammenhängen und Konsequenzen unerlässlich, um sein Handeln und Wirken langfristig in ein harmonisches Gleichgewicht zu bringen (ökologisch, ökonomisch, sozial und eigenverantwortlich). Dafür ist eine solide Grundlage nötig, deren Grundstein so früh wie möglich gelegt werden sollte, denn das Gehirn baut ungenutzte Verbindungen ab, und getreu der Schilderung oben ist Vorbeugen sinnvoller als Nachbessern. Deshalb hier eine kleine Liste von Vorschlägen, um allen Menschen das Recht auf und die Pflicht zur Bildung zu gewährleisten:

  • Kindergärten als Vorstufe von Schulen verstehen und Kinder mit einem Jahr in die Einrichtungen eingliedern. Der Betreuungsschlüssel muss entsprechend hoch sein, um gezielt gegen defizitäres Sozialverhalten erziehen zu können (was eben auch bedeutet, dass Erzieher:innen mehr verdienen als Menschen, die in der Bank Geld verwalten, denn ihre Verantwortung ist um ein Vielfaches höher). Sozialverhalten an erster Stelle der Erziehung! Darauf aufbauend Bildung im Sinne vom Begreifen, wie Dinge zusammenhängen, welche Handlungen welche Auswirkungen haben (übermäßiger Konsum, soziale Gerechtigkeit …) und erst am Ende der Kindergartenzeit auch eine Vorbereitung auf schulische Bildung.
  • Der Schutz der kindlichen Erziehung sollte auch zu Hause entsprechend angewendet werden, indem Kinderarmut und Gewalt gegen Kinder früh erkannt wird (durch entsprechend geschulte Sozialarbeiter:innen in Kindergärten, Schulen und Freizeiteinrichtungen wie Bauspielplätzen etc. und kompetente und empathische Nachbar:innen). Neben sinnigen Verboten wie frühkindlichem Alkohol- oder Zigarettenkonsum sind auch andere stark schädliche Verhaltensweisen gesetzlich zu regulieren: Fernsehen vor dem vierten oder sechsten Lebensjahr sollte schlichtweg gesellschaftlich verpönt sein!
  • Schulische Bildung sollte als oberstes Ziel gemeinsame Problemlösung und Kooperation fördern, um die soziale Integrität zu stärken. Das wäre z. B. möglich, indem wir entweder nicht benotet werden oder nur Benotungen an Gruppenarbeiten vergeben werden. Das wissenschaftliche Denken im Sinne von: eigenständige, ergebnisoffene Gedankenarbeit, Ziele definieren, methodisches Vorgehen, Beobachtungen dokumentieren und am Ende zusätzliche Erkenntnisse für weitere Forschung notieren. Es ist im Grunde absurd, Kunst oder Sport mit Noten zu bewerten
  • Dinge beim Namen nennen: Produkte sollten ihrem Sinn und Zweck entsprechend heißen, um Irreführung vorzubeugen. Das fängt bei Kleinigkeiten wie Früchtetee ohne Früchte an, geht über die manipulative Sprache der Medien (Herr Scholz ist „Bundeskanzler“, aber Herr Assad ist „Machthaber“) und endet bei politischen Kampfbegriffen wie „Ökofaschismus“, wenn es um demokratisch eingeführte Prozesse zum Umweltschutz geht (und nur die Profiteur:innen und Egoist:innen dagegen hetzen). Das gilt auch bei der Kennzeichnung von Produkten: Ein biologisch angebautes Lebensmittel ist ein natürlich angebautes Lebensmittel und bedarf daher keine besonderen (kostenpflichtigen) Kennzeichnung. Wenn ich jedoch ein Produkt günstiger produziere, indem ich Kinderarbeit, Umweltzerstörung und Genmanipulation einsetze, dann sollte dieses gekennzeichnet werden (siehe auch hier und hier). Im Prinzip sollten bei jedem Menschen die Alarmglocken läuten, wenn Begriffe wie „Wahrheit“, „Diktatur und Faschismus“ oder „alternativlos“ fallen oder Menschen anstelle von Argumenten mit Aggressionen (wegen fehlender Argumente) reagieren.
  • Weg von der „repräsentativen Demokratie“ für mehr Eigenverantwortung im Sinne von Verständnis und langfristigem Denken. Dass sogar über ein Drittel der Menschen in Deutschland nicht in der Lage ist, seinen politischen Willen alle vier Jahre bei Bundestagswahlen zu äußern, ist für mich eine verstörende Vorstellung („Das ändert ja eh nichts!“). Andere machen ihr Kreuz „irgendwo nach Gefühl“ und haben sich vorher im besten Falle die Wahlplakate angesehen (und weder das Wahlprogramm gelesen noch die tatsächlich in der Vergangenheit eingehaltenen oder gebrochenen Versprechungen). Ich sitze in einem Bus (Gesellschaft) und überlasse irgendwem aus Bequemlichkeit das Steuer (politische Führung)? Absurd. Ich denke, es ist wie mit allem: Wenn ich etwas trainiere und dadurch entsprechend Kompetenzen entwickle, dann mache ich das lieber, und es geht mir auch einfacher von der Hand, so wie mit der Demokratie. Menschen früh an Prozessen teilhaben lassen, sie einbinden und auch zur Verantwortung erziehen. Damit kann man weder früh genug anfangen noch jemandem zu viel des Guten zumuten. Eigenverantwortung stärken, politische Einflussnahme fördern!

 

Gern würde ich diese Liste noch weiterführen, aber der Beitrag ist schon jetzt zu lang (welch durchschaubare Ausrede), und ja, mir fällt gerade auch nichts mehr ein. Es ist Freitag, die Arbeit ruft, das Hamsterrad dreht sich, und ich muss meinen ökonomischen, gesellschaftlichen und familiären Verpflichtungen nachkommen. Die Revolution muss warten, denn wir haben uns ein System geschaffen, in dem kaum Raum für soziale Verantwortung ist. Der Sozialstaat ist der sozialen Marktwirtschaft gewichen …

 

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Dirk

Jahrgang 1974, in erster Linie Teil dieser Welt und bewusst nicht fragmentiert und kategorisiert in Hamburger, Deutscher, Mann oder gar Mensch. Als selbstständiger IT-Dienstleister (Rechen-Leistung) immer an dem Inhalt und der Struktur von Informationen interessiert und leidenschaftlich gerne Spiegel für sich selbst und andere (als Vater von drei Kindern kommt dies auch familiär häufig zum Einsatz). Seit vielen Jahren überzeugter Vegetarier und trotzdem der Meinung: „Alles hat zwei Seiten, auch die Wurst hat zwei!“

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