Und immer wieder alte weiße Leute …

So langsam kann ich da ja schon eine Serie draus machen, wie schlecht sich alte weiße Männer/Leute/Untertanen in Diskussionen benehmen. Aber da Facebook in letzter Zeit zu einer Hochburg dieser Spezies geworden zu sein scheint (s. dazu auch diesen Artikel von mir aus dem Dezember), werden die natürlich auch mit immer größerer Selbstverständlichkeit immer lauter. Ein ganz exquisites Beispiel dafür habe ich gerade wieder mal erleben dürfen.

Und da finden sich dann auch gleich wieder etliche Merkmale in besonders deutlicher Ausprägung.

Doch zunächst mal will ich die „Diskussion“ kurz dokumentieren. Es ging dabei um eine vortreffliche Kritik von Sonja Thomaser in der Frankfurter Rundschau an der ARD-Sendung vom unsäglichen Dieter Nuhr, die pointierter sein dürfte als die gesamte rezensierte Veranstaltung.

Aber klar: Wenn man des deutschen Untertanen liebsten Possenreißer nicht mit lobenden Worten bedenkt, dann ruft das natürlich augenblicklich auch alte weiße Leute herbei, die dann ihre Senf dazugeben müssen, in diesem Fall eine ältere Dame (deren Profilbild und Namen ich natürlich geschwärzt habe):

Da findet sich dann gleich schon mal wieder viel Typisches für den Alte-weiße-Männer-Diskussionsstil: Zunächst mal wird nicht auf die Inhalte eingegangen, sondern es wird ein Nebenschauplatz eröffnet, nämlich die angebliche orthografische Schwäche der Rezensentin, die dann dazu führt, dass ihr auch jede Kompetenz, eine Kritik an einer Fernsehsendung zu schreiben, abgesprochen wird. Es geht also gleich mal persönlich um den Überbringer einer Nachricht, nicht um die Nachricht selbst – immer gern genommen, wenn man seine eigenen Argumentationsschwäche in Bezug auf den Sachverhalt kaschieren möchte. Und natürlich stellt man sich dann selbst auch gern als Kompetenzbolzen da, der den Fauxpas entdeckt hat.

Das Problem in diesem Fall: Es liegt gar kein Fehler vor. Darauf machte ich diesen alten weißen Mann in Frauengestalt dann auch mal aufmerksam:

Normalerweise weise ich Menschen nicht auf ihre Rechtschreibungs- oder Zeichensetzungsfehler hin, aber wenn die Diskussion von jemandem dann schon mal so eindeutig in diese Richtung gebracht wird, dann sei so ein kleiner Seitenhieb doch mal erlaubt.

Nun dachte ich mir, dass damit eigentlich alles gesagt sein sollte, aber natürlich sind alte weiße Männer auch immer alte weiße Rechthaber, sodass sie gar nicht auf die Idee kommen, einen eigenen Fehler einzugestehen. Es wird vielmehr noch weiter darauf beharrt, dass man selbst natürlich recht habe. Begründung? Ach was, wozu denn? Wenn es doch quasi ein Geburtsrecht ist, alle Weisheit stets auf seiner Seite zu haben …

Dementsprechend schrieb die Dame dann Folgendes, was ich natürlich nicht unkommentiert stehen ließ, sodass dann das übliche Alte-weißer-Mann-Gebaren erfolgte: Ohne jede Begründung bleibt man starrsinnig bei seiner eigenen Falschaussage – und lässt vorsorglich dann schon mal anklingen, dass man nun die Diskussion als beendete ansehen würde. Woraufhin ich dann doch noch mal etwas ausführlicher darstellte, warum die alte weiße Frau eben nicht richtigliegt.

Schließlich schreibt man ja in sozialen Medien auch immer für mitlesende Dritte, sodass ich dieser Frau ihre falsche Anschuldigung, mit der sie Sonja Thomaser zu diskreditieren versuchte, nicht durchgehen lassen wollte, und das eben auch so, dass es für jeden nachvollziehbar ist.

Alte weiße Männer haben kein Format und auch keinen diskursiven Anstand, sodass auch hier dann das erfolgte, was immer erfolgt, wenn man einen alten weißen Mann widerlegt hat: Schweigen. Kein Eingestehen des eigenen Fehlers und schon gar keine Entschuldigung für die Falschbehauptung. Der alte weiße Mann hat seinen Sermon in die Welt gerotzt, und damit ist es dann gut. Wo kommen wir denn hin, wenn sich die (aus ihrer eigenen Sicht) Unfehlbaren auch noch rechtfertigen oder gar Fehltritte einsehen müssten?

Wie ich am Anfang dieses Artikels schon schrieb: Diese Leute werden immer mehr und immer lauter. Wenn Ihr also das zweifelhafte Vergnügen habt, ob nun virtuell oder physisch real, auf so einen alten weißen Mann zu treffen, dann gebt bitte Kontra! Diese Leute bekommen viel zu wenig Widerspruch aufgrund ihres wenig konstruktiven Diskussionsverhaltens, sodass sie sich nicht nur ständig im Recht fühlen, sondern auch andere den Eindruck bekommen könnten, dass Alter-weißer-Mann-Gelaber etwas anderes sein könnte als argumentationsschwache und inhaltsarme Rechthaberei.

Und jedes Mal, wenn das geschieht, ist das Wasser auf die Mühlen der alten weißen Männer – und damit auch eine weitere Demontage der öffentlichen Diskussionskultur.

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Karl

Jahrgang 1969, ist nach einem Lehramtsstudium und diversen beruflichen Tätigkeiten seit 2002 freiberuflicher Lektor (Auf den Punkt). Nach vielen Jahren in Hamburg, lebt er nun seit November 2019 in Rendsburg. Neben dem Interesse für politische Themen ist er ein absoluter Musikfreak und hört den ganzen Tag Tonträger. An den Wochenenden ist er bevorzugt in Norgaardholz an der Ostsee und genießt dort die Natur.

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