Nachdem die WDR-Intendantin Katrin Vernau kürzlich forderte, dass auch AfD-Positionen vermehrt Eingang ins Senderprogramm finden sollten (s. hier), ziehen NDR und BR nun nach und präsentieren das mit Klar ein offen rechtspopulistisches Magazin. Der Rechtsruck der öffentlich-rechtlichen Medien geht somit ungebremst weiter.
Was sich ja in den letzten Wochen und Monaten schon verschärft andeutete (s. beispielsweise hier, hier und hier), bekommt nun noch mal eine neue Qualität: Die öffentlich-rechtlichen Medien haben offenbar ein großes Interesse daran, rechte bis rechtsextreme Inhalte zu präsentieren, zu normalisieren und damit auch in der Gesellschaft zu etablieren. Das ist brandgefährlich, denn eigentlich sind ja diese Medien vor allem deswegen so gestaltet worden mit Rundfunkgebühren und Rundfunkräten, damit genau das nicht passiert.
In den letzten Wochenhinweisen hab ich ja bereits eine Folge von Küppersbusch TV verlinkt, in der es unter anderem um das neue Magazin Klar geht, an dem Jürgen Ohls dann auch kein gutes Haar lässt. Die Moderatorin von Klar heißt Julia Ruhs und ist schon öfter mit migrationskritischen (oder – anders gesagt – ausländerfeindlichen) und AfD-freundlichen Aussagen aufgefallen, und die Zielsetzung ist wohl in etwas die gleiche, die auch von Katrin Vernau postuliert wurde: Man will den immer größer werdenden Bevölkerungsanteil der AfD-Wähler wieder fürs eigene Programm gewinnen.
Und auch von anderen Medien setzt es Kritik an Klar, wie ein Artikel von DWDL.de zusammenfasst: Jan Böhmermann in seiner Sendung ZDF Magazin Royale, Spiegel, Titanic, taz und Über Medien sind dort aufgeführt, die ebenfalls verwundert feststellen, dass da nun derartig rechter Müll auf öffentlich-rechtlichen Kanälen läuft. Böhmermann formulierte das wie gewohnt sehr bissig und treffend:
Wenn demnächst in Ihrer Wehrsportgruppe oder beim AfD-Kinderturnen überraschend ein verzweifelter Redakteur vom NDR oder vom BR vorbeikommt und Sie fragt, ob Sie vielleicht Lust haben, ein eigenes journalistisches Klartext-Format im öffentlich-rechtlichen Rundfunk zu moderieren, und Sie sich dann unsicher sind, wie Sie diesen ganzen rechtspopulistischen Quatsch in Ihrer Birne als seriösen Journalismus verkaufen können, dann habe ich einen kleinen Tipp für Sie.
So richtig peinlich wird es dann, wie man vonseiten des Magazins bzw. Julia Ruhs‘ auf diese Kritik reagiert: Wer die kritisierenden Medien ebenfalls fragwürdig finde, der sei bei Klar ganz richtig. Das ist doch mal eine klare Einladung an alle, die immer gern etwas von „linksgrüner Lügenpresse“ schwafeln, denn zumindest hab ich den Eindruck, dass die Kritiker journalistisch seriöser arbeiten als Ruhs und ihr Team.
Und nahezu grotesk ist dann, wie Ruhs laut oben verlinktem DWDL.de-Artikel die Zielsetzung von Klar beschreibt:
Man wolle Streitfragen aufgreifen, „die in der Mitte der Gesellschaft kontrovers diskutiert werden“, hieß es damals. Moderatorin Julia Ruhs sagte, unliebsame Themen und Meinungen seien in den vergangenen Jahren „ausgeblendet“ worden (DWDL.de berichtete). In der ersten Ausgabe beschäftigte sich „Klar“ mit dem Thema Migration.
Hä? Hab ich da was nicht mitbekommen? Irgendwie ging es doch in den letzten Monaten, vor allem im Bundestagswahlkampf, fast ausschließlich nur in allen politischen Talkshows um das Thema Migration. Das scheint mir dann doch irgendwie das Gegenteil von „ausgeblendet“ zu sein, oder? Sollte Ruhs das nicht mitbekommen haben, dann stellt sich mir schon die Frage, ob sie ihre schmuddelige Hetzsendung nicht vielleicht besser „Voll benebelt“ oder „Raff nix“ statt „Klar“ nennen sollte …
Oder sollte es sich dabei dann vielleicht doch nur um eine extrem billige und fadenscheinige Rechtfertigung handeln, damit man den bösen Ausländern mal wieder eins mitgeben kann, ohne sich dann offen als rassistisches AfD-Maskottchen zu outen? Erscheint mir nun auch nicht so ganz unwahrscheinlich, denn derart schäbiges Rechtfertigungsgebubber durfte man ja kürzlich auch erst von Dieter Hallervorden vernehmen, nachdem sich nicht wenige fragten, ob der Honig in seinem Kopf vielleicht etwas vergoren sein könnte, da er doch tatsächlich zur besten Sendezeit in der ARD herabwürdigende Bezeichnungen zum Besten gab, um damit zu illustrieren, dass man genau diese Wörter angeblich nicht mehr sagen dürfe (s. hier).
Ich habe das Modell des gebührenfinanzierten öffentlich-rechtlichen Rundfunks und Fernsehens immer wieder verteidigt, da dort tatsächlich qualitativ Hochwertigeres gezeigt wird als bei den privaten Sendern. Wenn nun allerdings zunehmend der AfD in den Hintern gekrochen und deren menschenverachtender Müll dort verbreitet wird, dann sollten sich all diejenigen, denen unsere Demokratie noch nicht ganz egal ist, vielleicht mal fragen, ob ihre Rundfunkgebühren nicht besser angelegt wären, indem man beispielsweise eine kritische NGO unterstützt.
Denn die Vorstellung, dass auch mit meinem Geld so ein Schundformat wie Klar und das Gehalt von der Nachwuchshetzerin Julia Ruhsfinanziert wird, ist dann schon reichlich ekelerregend.