Manipulationen vom rechten Rand – Fälschen, Tricksen, Lügen

„Lügenpresse“ ist ja ein Vorwurf, den man spätestens seit den Pegida-Demonstrationen häufig von rechter Seite hört. Dass auf diese Weise berechtigte Medienkritik diskreditiert wird (auf diesen Umstand bin ich in dem Artikel Meinungspluralität in deutschen Medien hier auf unterströmt ja schon mal vor einiger Zeit eingegangen), ist eine unangenehme Seite dieser Verunsachlichung, allerdings ist in letzter Zeit immer häufiger zu beobachten, dass gerade von rechten Internetseiten, Portalen und Hetzern gezielt manipuliert wird, indem beispielsweise Bilder und Aussagen in einem falschen Zusammenhang dargestellt werden oder auch einfach nur bewusst Lügen verbreitet werden. Dabei geht es nicht darum, dass jemand mal etwas in den falschen Hals bekommt oder missversteht, sondern um die ganz beabsichtigte Verdrehung der Realität, um so Stimmung im Sinne der eigenen Ideologie machen zu können.

Das simpelste Vorgehen ist hierbei, einfach ein paar Fakten und Hintergründe wegzulassen. So geschehen beispielsweise bei Fotos aus Flüchtlingslagern, auf denen Müllberge und Hilfsgüter, mit denen anscheinend unsachgemäß umgegangen wurde, zu sehen sind. Mit empörten Kommentaren versehen und ebensolche provozierend, machen diese die Runde im Internet: Diese faulen, dreckigen und undankbaren Asylanten – so gehen die mit den guten Sachen um! Wenn man sich allerdings dann mal ein wenig mit den Hintergründen beschäftigt, wie es beispielsweise Der Standard oder Vice gemacht haben, stellt sich die Situation ein wenig anders dar: Besagte Fotos wurden in Situationen gemacht, die durch Unorganisiertheit geprägt waren, als beispielsweise Menschen Spenden einfach so in Flüchtlingslager gebracht und nicht zur koordinierten Verteilung an Hilfsorganisationen abgegeben haben. Die Folgen kann man sich in den ohnehin schon überfüllten Lagern vorstellen. Darüber hinaus sind Spenden auch schon mal beschädigt und daher unbrauchbar, die hygienische Situation in den Lagern ist teilweise katastrophal, da die Flüchtlinge keine Möglichkeiten haben, Sachen zu waschen, sodass sie diese nach einer verregneten Nacht im Freien dann oft nur entsorgen können – und dafür gibt es dann in überfüllten Lagern eben nicht genug Müllcontainer. Auch der Verweis darauf, dass es immer zu großen Müllbergen kommt, wenn viele Menschen aufeinandertreffen (man muss sich nur mal vor Augen halten, wie nach Rockfestivals das verlassene Gelände am Tag danach aussieht), ist mir Sicherheit angebracht, passt allerdings nicht ins Weltbild von denen, die Flüchtlinge grundsätzlich für primitiv und unsauber halten wollen.

Doch es geht auch deutlich raffinierter, indem nämlich bewusste Fälschungen vorgenommen werden: Bilder werden irgendwo aus dem Internet kopiert und dann mit neuem Text versehen, der nichts mit dem ursprünglichen Inhalt zu dem Bild zu tun hat (s. dazu einen Artikel des Bayrischen Rundfunks), oder Artikel werden gefälscht und in sozialen Medien weiterverbreitet, so wie es hier für eine geänderte Überschrift zu einem Spiegel-Artikel zutrifft, worüber Stefan Niggemeier in seinem Blog berichtet. Und das ist noch nicht das Ende der Fahnenstange, denn es werden selbst komplett erfundene Meldungen lanciert und dann in den sozialen Medien verbreitet. So durfte sich beispielsweise das Bayerische Rote Kreuz mit einer Falschmeldung herumärgern, wie hier aus einer Stellungnahme auf dessen Homepage (leider nicht mehr verfügbar) hervorgeht, und Endstation Rechts berichtet darüber, dass nach dem Brand der Scheune des flüchtlingsfreundlichen Ehepaars Lohmeyer aus Jamel eine angeblich in ihrem Namen gefakete Meldung verbreitet wurde, in der von einem linksextremen Hintergrund des Anschlags fabuliert wurde – sowohl die Lohmeyers als auch die Polizei verweisen darauf, dass sie von rechten Attentätern ausgehen und mit dieser Scheinmeldung nichts zu tun haben.

Und wie aus dem oben schon verlinkten BR-Artikel hervorgeht, wird sogar mitunter noch perfider gearbeitet, indem bewusst positive Meldungen über Flüchtlinge zusammengeschustert werden. Diese werden dann von ihren Urhebern selbst als Fake entlarvt, woraufhin dann sogleich die Hetze gegen die angebliche „Lügenpresse“ losgetreten wird, die da schon wieder ein vollkommen verkehrtes Bild von der Realität zeichnen und Flüchtlinge in zu gutem Licht dastehen lassen will. Und das ist dann schon extrem perfide und schwer zu durchschauen …

Doch nicht nur „Hobbyjournalisten“ vom rechten Rand fallen durch Betrügereien und gezielte Manipulationen auf, auch etablierte Medien bedienen sich unsauberer Mittel, um ihre ideologische Message verbreiten zu können. So findet sich im Standard ein treffender Kommentar zu einer Kolumne von Michael Jeannée in der österreichischen Krone (die zuletzt häufig durch Fremdenfeindlichkeit und besonders positive Artikel über die rechte Partei FPÖ aufgefallen ist), der aufzeigt, dass sich Jeannée für seine plumpe Stimmungsmache entweder einfach Dinge ausgedacht oder extrem schlecht recherchiert hat: Amnesty International hatte einen nicht gerade positiven Bericht über die schlimmen Zustände im Flüchtlingslager im österreichischen Traiskirchen veröffentlicht, und um die Amnesty-Leute nun zu diskreditieren, wurde einfach behauptet, diese wären extra aus London eingeflogen worden und hätten dann in Saus und Braus in Österreich logiert – was nachweisbar alles nicht der Fall war.

Selbst für den geübten Mediennutzer wird es da noch schwer, den Überblick zu behalten, und da sich die rechte Stimmungsmache ja eher an simple Gemüter richtet, ist es kein Wunder, dass diese dann vollkommen überfordert sind und einfach nur noch das glauben, was für sie soweit einigermaßen plausibel klingt (ohne dass man darüber nachdenken muss) und zudem auch noch prima ins eigene Weltbild passt. Das hat nur leider mit einem rationalen Meinungsbildungsprozess von mündigen Bürgern, der ja Voraussetzung für das Funktionieren einer Demokratie ist, überhaupt gar nichts mehr zu tun. Und vor allem wird es schwer, dann argumentativ dagegen anzugehen, denn es finden sich einerseits ja haufenweise (gefakte) Berichte, Artikel und Postings, die den Rechtsbürger bestätigen, und andererseits genügend Quellen, die belegen, dass alles, was dann etwas Gegensätzliches sagt, sowieso „Lügenpresse“ ist. Schlimm genug, dass viele darauf hereinfallen und so rassistische und rechtsextreme Positionen einnehmen und weiterverbreiten, das Übelste sind allerdings für mich diejenigen, die bewusst Meldungen fälschen, um Dinge aus ideologischen Gründen zu verbreiten, von denen sie selbst wissen, das diese komplett erstunken und erlogen sind. Und diese Typen sind leider nur schwer zu fassen …

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Karl

Jahrgang 1969, ist nach einem Lehramtsstudium und diversen beruflichen Tätigkeiten seit 2002 freiberuflicher Lektor (Auf den Punkt). Nach vielen Jahren in Hamburg, lebt er nun seit November 2019 in Rendsburg. Neben dem Interesse für politische Themen ist er ein absoluter Musikfreak und hört den ganzen Tag Tonträger. An den Wochenenden ist er bevorzugt in Norgaardholz an der Ostsee und genießt dort die Natur.

10 Gedanken zu „Manipulationen vom rechten Rand – Fälschen, Tricksen, Lügen“

  1. Wie sehr am rechten Rand das Lügen zur Stimmungsmache mittlerweile eine Selbstverständlichkeit geworden ist, zeigt auch dieses Beispiel: Laut einem Artikel der Lausitzer Rundschau hat ein besoffener Lübbenauer auf einem Volksfest Streit mit einem Senegalesen gesucht. Nachdem die beiden Streitenden getrennt wurden, ist der Trunkenbold dann vermutlich auf einen Bauzaun gekübelt, weswegen er im Krankenhaus behandelt werden musste. Und was macht dieser Typ dann daraus? Wie man auf der Facebook-Seite von Gegen die Alternative für Deutschland sehen kann, behauptete er auf der AfD-Facebook-Seite, dass er von dem Afrikaner mit einem Messer angegriffen und verletzt wurde. Ekelhaft …

  2. Wie unverblümt mittlerweile von Rechtsextremen gelogen wird, zeigt ein Artikel von Vice. Darin geht es um den österreichischen FPÖ-Führer Strache, der via Facebook nachweislich falsche Meldungen verbreitet, um Angst zu schüren und Hass anzustacheln. Wenn so was dann später dementiert und/oder wieder entfernt wird, bekommen das in der Regel nur deutlich weniger mit – die Lüge ist in der Welt und wird dort weiter verbreitet. Schäbig, aber auch bezeichnend.

  3. Und immer weiter geht’s mit den bewusst gestreuten Unwahrheiten und einfach ausgedachten Geschichten zur Hetze gegen Flüchtlinge. Ein Artikel auf der Webseite vom NDR beschreibt, wie die Polizei von Mecklenburg-Vorpommern zahlreiche Gerüchte, die vor allem in sozialen Medien gestreut wurden, widerlegt. Leider wird das wesentlich weniger Leute interessieren, als zuvor erst mal den Stuss freudig geglaubt haben.

  4. Ein besonders dumm-dreister Fall von rechter Stimmungsmache wird in einem Artikel der selbst davon betroffenen Thüringer Allgemeinen geschildert: Ein Zeitungsartikel, in dem über die angebliche Errichtung einer Moschee fabuliert wird, wurde mit vielen formalen und inhaltlichen Fehlern gefälscht und dann im Netz verbreitet. Die Reaktionen, die bei der Zeitung daraufhin eintrafen, zeigen, dass dies viele anscheinend wirklich für bare Münze genommen haben.

  5. … und es wird fleißig weiter gelogen, dass sich die Balken biegen, um einfach gestrickte Menschen aufzuhetzen, wie aus einem Artikel auf nordbayern.de hervorgeht. Darin geht es um die Meldung einer angeblichen Vergewaltigung eines zehnjährigen Mädchens durch Flüchtlinge, die in den sozialen Medien die Runde macht und an der überhaupt nichts dran ist, wie die Polizei bestätigt. Leider werden die damit Aufgehetzten solche Dementi wohl eher nicht lesen …

  6. Die neuste Masche von Rassisten und Rechten ist nun anscheinend, Straftaten zu erfinden, die angeblich von Migranten begangen worden sein sollen. Die Süddeutsche Zeitung, inFranken.de und die Sächsische Zeitung berichten über Vergewaltigungen, Überfälle und sexuelle Nötigungen, die sich nach den ersten Ermittlungen als nicht stattgefunden herausstellten, aber dennoch in (sozialen) Medien von Rechten und Rechtsoffenen geteilt und verbreitet wurden. Und ist so eine Meldung erst mal in der Welt, ist es schwer, das Dementi genauso prominent zu verbreiten. So wird Angst geschürt, die auf Ausländerfeindlichkeit basiert.

  7. Beinahe täglich gibt es neue Lügen und erfundene Meldungen von Rechtsaußen, um Stimmung zu machen. Ein besonders dreistes Stück, für dessen Fälschung ein ziemlicher Aufwand betrieben wurde, wurde von mimikama überprüft und als Fake klassifiziert. Es ging dabei um ein angebliches Schreiben des NRW-Innenministers Ralf Jäger ans Bundesinnenministerium, mit dem Angst vor Gewalt und Terror geschürt werden soll – und das in rechten Kreisen auch schon gleich kräftig weiterverbreitet wurde.

    Ich werde nie verstehen, wie man Leuten und Ideen hinterherlaufen kann, die andauernd bewusst lügen müssen, um ihr Weltbild zu rechtfertigen – und wie man dann auch noch „Lügenpresse!“ grölen kann, sobald mal etwas noch so gut Recherchiertes nicht ins eigene Weltbild passt …

  8. Es gibt jetzt eine sogenannte Hoaxmap, eine interaktive Karte, auf der Gerüchte über angebliche Straftaten von Flüchtlingen verzeichnet sind, inklusive einer verlinkten Quelle, die das Falschmeldung widerlegt. Super Sache – und gleichzeitig natürlich traurig, wenn man sich die zurzeit über 200 Einträge (ohne Anspruch auf Vollständigkeit) dort vor Augen hält.

  9. Und es nimmt kein Ende, wobei es auch nicht verwundert, dass nun die AfD höchstselbst beim Fälschen von Meldungen mitmacht. Auf der Facebook-Seite von Gegen die Alternative für Deutschland wurde am 8. März nachgewiesen, wie die AfD Nürnberg eine Meldung der Abendzeitung München mit einer anderen Überschrift versehen hat, um so aus „Jugendliche“ mal eben „Linksextreme“ zu machen. Dass der Text des dazugehörigen Artikels diese Änderung dann auch überhaupt nicht hergibt, ist anscheinend egal, wenn man davon ausgeht, dass die eigenen AfD-Anhänger sowieso nur eine Überschrift brauchen, um loszupoltern. Peinlich, bösartig, widerwärtig.
    Etwas ausführlicher geht das Internetportal Endstation Rechts. in einem Artikel auf diesen Vorfall ein.

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