Unsere Polizei mal wieder …

Der Fußballverein FC Energie Cottbus ist am vergangenen Wochenende von der vierten in die dritte Liga aufgestiegen. Das ist für die Fans des Clubs natürlich ein Grund zu feiern. Unschön war dann allerdings, wie einige von ihnen das taten: Es wurden Fackeln entzündet (okay …), es wurde ein Transparent mit der Aufschrift „Aufstieg des Bösen“ (das ist auch der Titel einer Filmbiografie über Adolf Hitler, also nicht mehr okay) entrollt, und als Krönung trugen die Fackel- und Transparentträger dann auch noch Ku-Klux-Klan-Masken (überhaupt gar nicht mehr okay). Und was machte die Polizei? Schaute sich das alles an und sah keinen Grund, gegen den Spuk vorzugehen …

Die Begründungen für dieses Handeln – oder besser Nichthandeln – lesen sich (z. B. in einem Artikel Potsdamer Neueste Nachrichten) dann schon reichlich absurd: Man wusste nicht, was es mit diesen Masken auf sich habe, und dachte, dass es einfach nur darum ginge, sich zu maskieren, um so einer Bestrafung wegen des Abbrennens von Pyrotechnik zu entgehen. Auch das Transparent will keiner der Polizisten gesehen haben.

Wie bitte?

Nur mal zur Info für diejenigen, die nicht so viel mit Fußball am Hut haben: Die Fanszene von Energie Cottbus ist schon mehrfach mit rechtsradikalen und antisemitischen Aktionen aufgefallen (s. beispielsweise hier, hier, hier und hier) und gilt als einer der rechtsextremsten Anhängerschaften in ganz Deutschland. Der Vereine selbst erklärt zwar immer wieder, etwas dagegen machen zu wollen, aber wenn man dann sieht, dass nach dem Spiel, das den Aufstieg klargemacht hat, Mannschaft und Trainer sich vor den Fans mit „Trainer, du Zigeuner“ und „Spieler, ihr Zigeuner“ lautstark angesungen haben (s. hier), dann scheint doch zumindest eine gewisse Unsensibilität bezüglich dieses Themas im Verein selbst vorzuherrschen – und das ist die freundlichste Auslegung. Unfreundlich könnte man auch sagen: Es ist der Vereinsführung und den Angestellten des Vereins schlichtweg scheißegal, da das Stadion vermutlich halb leer wäre, wenn die ganzen Rechten nicht mehr zu den Heimspielen kämen.

Man sollte also davon ausgehen, dass Polizisten aus der Lausitz durchaus Kenntnis davon haben könnten, dass die Cottbusser Fanszene rechtslastig ist und auch dazu neigt, dies offen darzustellen.

Fassen wir doch mal zusammen, was dort alles geschah bei diesen „Aufstiegsfeierlichkeiten“ auf dem Cottbusser Altmarkt:

  • Es wurde Pyrotechnik gezündet (ist verboten, wenn es nicht gerade Silvester ist).
  • Es wurde ein eindeutig rechtsextremes Transparent gezeigt (so was ist auch verboten).
  • Es wurde sich bei einer öffentlichen Veranstaltung vermummt (ist ebenfalls verboten).
  • Die Vermummung war eine Kostümierung einer verfassungsfeindlichen Gruppierung (und noch was Verbotenes).

Da kommt ja schon mal einiges zusammen, was ein Einschreiten der Polizei gerechtfertigt hätte, oder? Sich da nun mit Unwissenheit rauszureden zeigt einfach nur mal wieder, dass die Polizei mal wieder dreist lügt, um ihr eigenes Fehlverhalten zu rechtfertigen.

Und wir reden hier von der Polizei, die ja beispielsweise beim G20-Gipfel kein Problem damit hatte, Grundrechte von vielen Menschen zu verletzen, weil sich einige wenige vermummt haben (s. hier).

Was könnte also der wahre Grund sein für die Polizei, hier nicht einzugreifen? Ich vermute mal, dass es wieder einmal damit zu tun haben könnte, dass die Polizei von überdurchschnittlich vielen Rechten und Rechtsextremen durchsetzt ist (s. hier und hier), sodass man sich mal wieder auf dem rechten Auge als blind erwies. Vielleicht steckten ja auch einige Kollegen, die an dem Tag frei hatten, unter diesen Masken, sodass man es sich mit denen nicht verderben wollte …

Der Vorfall in Cottbus an diesem Wochenende zeigt also mal wieder leider allzu deutlich auf, dass die deutsche Polizei ein ziemlich großes Problem mit Rechtsextremismus in den eigenen Reihen hat. Vor dem Hintergrund des bayrischen Polizeiaufgabengesetzes (s. dazu diesen Monitor-Beitrag), das die Polizei nicht nur weiter militarisiert und ihr umfassende überwachungsstaatliche Befugnisse einräumt, sondern von vielen Kritikern auch als Rückfall in Zeiten vor 1945 gesehen wird, und ähnlicher Ansinnen in anderen Bundesländern ist das ausgesprochen Besorgnis erregend!

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Karl

Jahrgang 1969, ist nach einem Lehramtsstudium und diversen beruflichen Tätigkeiten seit 2002 freiberuflicher Lektor (Auf den Punkt). Nach vielen Jahren in Hamburg, lebt er nun seit November 2019 in Rendsburg. Neben dem Interesse für politische Themen ist er ein absoluter Musikfreak und hört den ganzen Tag Tonträger. An den Wochenenden ist er bevorzugt in Norgaardholz an der Ostsee und genießt dort die Natur.

Ein Gedanke zu „Unsere Polizei mal wieder …“

  1. Passend dazu die andere Seite des Medaille: Bei einem moderaten Protest Linker wird ein mediales Fass aufgemacht, das nicht an Übertreibung spart. So ein knapp siebenminütiger Beitrag auf ZAPP (NDR) zum Protest einiger Linker in Hitzacker. Das Mittel war auch aus meiner Sicht eher ein Tiefschlag (einer Amtsperson im privaten Umfeld aufzulauern), aber die dazu gezeigten Bilder und Schlagzeilen haben es in Sachen Übertreibung in sich. Eine „neue Qualität der Gewalt“ also …

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