Das verrohte Bürgertum

Vor einigen Monaten schrieb ich ja hier auf unterströmt schon mal einen Artikel Verrohung als Prinzip, in dem ich Abnahme von Ethik und Moral in unserer Gesellschaft aufgrund des unserem Wirtschaftssystem immanenten Konkurrenz- und Aggressionsdenkens darstellte. Dieser Prozess ist leider noch lange nicht zu Ende, in der letzten Zeit mehren sich vielmehr die Anzeichen dafür, dass es eher immer noch schlimmer wird. Wo führt eine derart verrohte und entsolidarisierte Gesellschaft hin?

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Onlinepetitionen

Sie haben keinen allzu guten Ruf, die Onlinepetitionen, die von verschiedenen NGOs und Petitionsportalen verbreitet werden. Die Kritik daran lautet oft, dass die meisten Unterzeichner nur ihr Gewissen beruhigen wollen und auf bequeme Weise per Mausklick politische Teilhabe suggeriert bekommen, anstatt dass man sich aktiv bemüht, etwas zu verändern. Doch sind diese Petitionen tatsächlich nur dazu da und ansonsten vollkommen funktionslos?

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Ice Bucket Challenge

In den letzten Wochen war es in den sozialen Medien ja kaum möglich, der sogenannten Ice Bucket Challenge aus dem Weg zu gehen. Und eigentlich klingt das ja auch nach einer guten Sache, denn im Rahmen dessen wird ja immerhin für die ALS-Gesellschaft gespendet, die sich um Forschung zur Heilung und Linderung der wirklich schlimmen Amotryphen Lateralsklerose kümmert. Viel Prominenz und auch massig Subprominenz nahm daran teil, schüttete sich einen Eimer mit Eiswürfeln über den Kopf und spendete im Zuge dessen dann zum Teil (eigentlich hieß es bei dieser Challenge: entweder spenden an die ALS-Gesellschaft oder aber eine Eisdusche) auch etwas.

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Flucht auf die höhere Ebene

Vor einiger Zeit hatte ich bei einem Besuch der Hamburger Montagsdemo/Mahnwache ein interessantes Erlebnis: Da wurden Wortbeiträge dazu vorgebracht, dass die Bundesrepublik kein souveräner Staat sei und wie man ein neues Geldsystem implementieren müsse. Nach einer weiteren Ansprache, in der es über den Rechts-links-Vorwurf ging, dem diese Veranstaltungen häufig ausgesetzt sind (oder besser: waren, denn mittlerweile werden und wurden ja schon wieder genügend andere Säue durchs Dorf getrieben), verteilte dann der Redner zur Illustration seiner Analogie mit rechts- und linksdrehenden Joghurts zwei Paletten Müllermilch Froop an die Zuhörer. Moment mal: MÜLLER???

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Ab nach rechts: der Weg vieler Konservativer in der heutigen Zeit

Vor einigen Tagen geriet ich über drei Ecken in eine Facebook-Diskussion, in der ein Slogan von der Facebook-Seite der NPD gepostet wurde und (auch von mir bekannten Menschen) Zustimmung fand. Hierbei ging es darum, dass Deutschland angeblich ständig für andere Länder Geld ausgeben würde, aber nichts mehr für die Menschen im eigenen Land übrig hätte. Diese Simplifizierung ist natürlich genauso grundverkehrt wie dumm, aber die darauf sich entspinnende Diskussion, nachdem ich und weitere Diskutanten anhand zahlreicher Beispiele belegten, warum an dem Spruch nichts dran sei, bewegte mich zu der weiterführenden Frage: Warum tendieren immer mehr eher konservativ denkenden Menschen in Deutschland dazu, rechtes Gedankengut nicht nur zu tolerieren, sondern sich diesem auch noch aktiv zu öffnen?

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