Nichts treibt uns alle derzeit mehr um als die Ereignisse in Chemnitz dieser Tage. Jeder und jede aus seiner/ihrer Sicht, mit seiner und ihrer Zuweisung von Schuld. Auch mich treibt Chemnitz um. Auch ich mache mir Gedanken, habe Befürchtungen, aber nicht bezüglich Chemnitz – Chemnitz kann überall, jederzeit in Deutschland sein, wenn der Anlass gegeben ist -, sondern wegen der Vorgänge in Chemnitz – die ich nicht typisch Chemnitz werte -, wegen dem, was dort passiert ist, was ich schon mit den Pogromen der Nazizeit vergleiche in meiner rein subjektiven Wahrnehmung. Deshalb mache ich mir mehr Gedanken darüber, was wir tun können, was getan werden muss, als über die Geschehnisse selbst, Gedanken anlässlich Chemnitz, nicht über Chemnitz, und es werden sicherlich nicht die letzten Gedanken sein.
Schlagwort: Rechtsextremismus
Chemnitz
„Das gezeigte Maß an Hass, Aggressivität und Menschenverachtung schockierte sogar den abgebrühten langjährigen Pegida-Beobachter. Die in Chemnitz vor allem Primitivität, grobes Gebaren und animalische Instinkte demonstrierten, gehören zum Miesesten, was das unruhige Land derzeit hervorbringt.“ Diese Aussage von Michael Bartsch, taz-Korrespondent in Dresden, bringt recht gut auf den Punkt, wie man die Geschehnisse in Chemnitz im Anschluss an die Ermordung eines 35-Jährigen einzuschätzen hat.
Die Blutspur – Rechter Terror in Deutschland
Passend zum Ende des NSU-Prozesses in München ist mir die Reportage „Die Blutspur – Rechter Terror in Deutschland“ aus der Reihe ZDF History untergekommen, die sich mit genau den rechten Terrornetzwerken in Deutschland befasst, die im Verlauf des Verfahrens ja immer wieder bestritten wurden, indem auf Uwe Mundlos, Uwe Böhnhardt und Beate Zschäpe als allein agierendes Trio abgestellt wurde. Obwohl diese Reportage schon aus dem letzten Jahr ist, erhält sie auf diese Weise eine brandaktuelle Note.
Unsere Polizei mal wieder …
Der Fußballverein FC Energie Cottbus ist am vergangenen Wochenende von der vierten in die dritte Liga aufgestiegen. Das ist für die Fans des Clubs natürlich ein Grund zu feiern. Unschön war dann allerdings, wie einige von ihnen das taten: Es wurden Fackeln entzündet (okay …), es wurde ein Transparent mit der Aufschrift „Aufstieg des Bösen“ (das ist auch der Titel einer Filmbiografie über Adolf Hitler, also nicht mehr okay) entrollt, und als Krönung trugen die Fackel- und Transparentträger dann auch noch Ku-Klux-Klan-Masken (überhaupt gar nicht mehr okay). Und was machte die Polizei? Schaute sich das alles an und sah keinen Grund, gegen den Spuk vorzugehen …
So funktioniert rechte Hetze
Da wird in Berlin eine 14-Jährige erstochen, und sofort ist für rechte Hetzseiten wie Journalistenwatch klar, dass der Täter ein „arabischer Merkel-Schützling“ ist. Das wird sogar als Tatsache gleich an den Anfang des Artikels als Tatsache festgestellt – es ist nicht etwa von einem Tatverdächtigen die Rede, sondern im Gegensatz zur Polizei haben die rassistischen Schmierfinken den Fall natürlich schon sofort gelöst.
Der Infokrieg der Rechten
In den letzten Wochenhinweisen haben wir ja bereits einen Artikel verlinkt, in dem es um rechte Trolle geht, die sich über das Netzwerk Reconquista Germanica organisieren und auf diese Weise gezielt die öffentliche Meinung zu beeinflussen suchen. Nun wurden gerade die Ergebnisse einer umfangreichen Social-Media-Analyse, die sich mit Hasskommentaren beschäftigt hat, veröffentlicht, die zeigen, dass es sich bei vielen Hetzern, die sich in sozialen Medien in den Kommentarspalten von Zeitungen und politischen Portalen äußern, um eine sehr kleine Gruppe handelt, die mithilfe von Fake-Accounts für einen Großteil der Likes von rechten Hasskommentaren verantwortlich ist. Das ist alles andere als harmlos, da auf diese Weise die öffentliche Meinung massiv manipuliert wird.
Die rechte Wende
Zwar schon vom November letzten Jahres, aber das Thema ist ja leider nach wie vor aktuell: eine sehenswerte Reportage auf 3sat, die sich mit der sogenannten Neuen Rechten beschäftigt und ausgesprochen interessante Einblicke in diese Szene gewährt.
Franco A. – und wieder mal Behördenversagen im großen Stil …
Franco A., ein Oberleutnant der Bundeswehr, hat sich unter falschem Namen als syrischer Flüchtlinge registrieren lassen, um so, das ist zumindest die zurzeit kommunizierte Vermutung, einen Terroranschlag zu begehen, um Flüchtlinge zu diskreditieren. Dabei muss Franco A. als eindeutig Rechtsradikaler bezeichnet werden. Soweit das, was bisher bekannt ist. Allerdings wirft dieser Vorfall dann doch einige Fragen auf, die das ganze Geschehen noch grotesker erscheinen lassen könnten, als es ohnehin schon ist. Und mal wieder muss man im Zusammenhang mit Rechtsextremismus ein gewaltiges Behördenversagen attestieren.
Tod einer Polizistin – das kurze Leben der Michèle Kiesewetter
Vor zehn Jahren wurde in Heilbronn die 22-jährige Polizistin Michèle Kiesewetter erschossen. Der Täter konnte bis heute nicht ermittelt werden, wenngleich die NSU-Terroristen Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt Jahre später als vermeintliche Täter benannt wurden. Eine sehenswerte ARD-Rerportage widmet sich nun diesem Fall.
Hamed Abdel-Samad stellt ein paar Fragen …
Hamed Abdel-Samad, sogenannter Islamkritiker, AfD-Intimus, gern gesehener und verlinkter Gast auf rechten Hetzseiten wie PI-News und Fanboy von Broders Rechtsaußen-Blog Achse des Guten – also quasi der Vorzeige- und Lieblingsorientale der rechten Szene – hat anlässlich des Terroranschlags von Berlin am 19. Dezember eine Art offenen Brief mit acht Fragen an die Bundeskanzlerin und den Bundesinnenminister verfasst und auf seinem Facebook-Profil präsentiert. Nun bin ich (zum Glück) zwar weder Merkel noch de Maizière, doch dachte ich mir, dass es ja nicht schaden könnte, diese Fragen doch mal ein Stück weit zu beantworten und teilweise zu ergänzen.