CDU wird immer AfDämlicher

Dass sich CDU und AfD immer mehr annähern bzw. die CDU die Blaubraunen nutzt, um selbst zunehmend weiter nach rechts zu rücken, habe ich ja schon öfter mal thematisiert in den letzten Jahren (s. beispielsweise hier, hier, hier und hier). Und dass sich dieser Trend nun unter einem rechtslastigen und ewiggestrigen CDU-Vorsitzenden Friedrich Merz fortsetzt, ist ja nun auch keine allzu große Überraschung. Allerdings durfte ich neulich gerade die Erfahrung auf Facebook machen, dass nicht nur die Aussagen von CDU-Politikern, sondern auch die Kommentare ihrer Anhänger mittlerweile kaum noch von denen aus AfD-Kreisen zu unterscheiden sind.

Irgendwie bin ich auf das Posting des CDU-Politikers Andreas Bohl auf seiner Facebook-Wall gestoßen. Schaut Euch das ruhig selbst an, um Euch einen Eindruck zu machen:

Bohl posiert auf seinem Profilbild mit Friedrich Merz und bezeichnet sich selbst als Mitglied vom „Team Merz“ – man kann also davon ausgehen, dass dies durchaus der Linie unter dem neuen Parteivorsitzenden entspricht.

Und da findet sich reichlich AfD-Tonalität als Reaktion auf eine sinnvolle Entscheidung der Bundesregierung, nämlich dass Hartz-IV-Leistungen zumindest ein Jahr lang mal nicht gekürzt werden sollen. Sinnvoll deswegen, weil ich es ja schon etwas absurd finde, wenn man eine Sache, die man als Existenzminimum bezeichnet, noch weiter kürzt und das irgendwie mit der Menschenwürde der Betroffenen zusammenbringen will.

Bohl poltert nun aber gleich erst mal los, nachdem er schon durch seine Emoji-Befindlichkeit deutlich gemacht hat, dass er damit nicht einverstanden ist: Er fühlt sich erschöpft. Und so bezeichnet er diesen Beschluss auch als „Gesetz zum Recht auf Faulheit“. Damit bedient er ein beliebtes menschenverachtendes sozialdarwinistisches Klischee, nämlich dass Arbeitslose grundsätzlich faul seien und gar nicht arbeiten wollten. Und ist damit schon mal ganz genau auf der Linie, die auch von der AfD seit Jahren so proklamiert wird – und die natürlich komplett falsch ist, was auch schon seit vielen Jahren bekannt ist (s. hier und hier).

Aber einen Rechtspopulisten wie Bohl interessieren solche Fakten natürlich nicht, wenn er gerade mal wieder schön Stimmung gegen eine wenig privilegierte Bevölkerungsgruppe machen möchte …

Ulkig wird es dann, wenn er doch tatsächlich Folgendes meint: „Renten, Krankenkassen, Verteidigung – das ist ja bereits heute seit Jahren unterfinanziert.“ Na ja, welche Partei war jetzt gerade noch mal 16 Jahre an der Regierung und stellte in der Zeit die Bundeskanzlerin? Ach so, ja klar, die CDU, also Bohls Partei. Für wie blöd hält der eigentlich seine Wähler, dass die das nun nach einem guten halben Jahr schon vergessen haben s0llten? Aber klar, die AfD äußert sich ja auch ständig so, dass man meint, die würden ihre Wähler für komplette Vollpfosten halten. Gut, das mag nun in nicht kleinen Teilen auch durchaus zutreffend sein, aber sei’s drum …

Danach gibt’s dann noch ein bisschen Bashing von Kevin Kühnert (auch jemand, den AfDler gar nicht mögen) und die Warnung vor den Kommunisten (die ja auch zurzeit so richtig derbe präsent sind in Deutschland auf der politischen Bühne), woraufhin Bohl schließlich vom Gesamtkomplex, den ja Rot-Grün-Wähler nicht erkennen würden, schwafelt und sich auch einen Seitenhieb auf „bunte Wahlversprechen“ und „gegenderte Plakate“ nicht spart – beides ja auch Lieblingsaufreger von AfD-Jüngern und ihren Parteigranden. Das hat dann zwar mit dem Thema nichts zu tun, aber das ist ja auch egal, wenn man eben die größtmögliche Echauffierung bei seinen Anhängern auslösen möchte.

Und diese goutieren dieses blaubraun müffelnde Gezeter auch entsprechend, denn Bohl bekommt überwiegend positive Kommentare dazu, diese zum Teil auch so, wie man sie sonst vor allem unter AfD-Beiträgen von deren Fans findet.

Lecker, oder?

Ein spöttischer Verweis auf Nichtdeutsche, dann das In-den-Raum-Stellen eines Bürgerkriegs und schließlich mit katastrophaler Rechtschreibung dahingestammeltes Wüten wegen der „gesamten Flüchtlinge“, die angeblich alle Hartz IV bekämen, garniert mit der Forderung nach Zwangsarbeit.

Ich selbst hab dann darauf hingewiesen, dass da kaum noch Unterscheide zur AfD auszumachen sind, und die Reaktionen darauf sprechen dann auch Bände:

Zunächst mal natürlich das dümmliche Gegacker, dass von immer mehr argumentationsarmen Leute verwendet wird, wenn sie ihre Ablehnung einer Aussage zum Ausdruck bringen und dabei überlegen wirken wollen, auf mich allerdings immer nur einen dümmlich-überheblichen Eindruck machen. Gut, dass war ja bei CDU-Fans auch nicht anders zu erwarten, die haben halt nicht so wirklich einen Plan von Politik und können daher auch in politischen Diskussionen nicht so richtig konstruktiv mitmischen.

Dass dann aber der beliebte Slogan von Rechtsaußen der „linksversifften“ (auch gern als „linksgrünversifften“) Menschen, in diesem Fall sogar „Roten“ vorgebracht wird, ist dann schon etwas überraschender, da man sich damit ja selbst eindeutig und offensichtlich in die rechte Schmuddelecke stellt.

Und dann wird natürlich auch noch gegen eines der Lieblingsfeindbilder der AfDler, nämlich Angela Merkel, ausgekeilt, da diese ja die CDU angeblich so weit nach links geführt hätte und nun endlich eine Kurskorrektur erführen. Ja, nee, ist klar …

Zu diesem in rechten Kreisen weit verbreiteten Unfug hab ich ja vor etwa vier Jahren schon mal einen Artikel geschrieben, in dem ich das tatsächlich politische Handeln der CDU in den Jahren von Angela Merkels Kanzlerschaft mal ein wenig genauer unter die Lupe genommen habe – und feststellte, dass da bis auf ein paar möglicherweise als progressiv oder links zu deutende kleine Feigenblätter eher ein deutlicher Schwenk nach rechts festzustellen war.

Aber mit der Politik ihrer eigenen Partei kennen sich CDU-Anhänger offensichtlich nicht so richtig gut aus – hey, noch eine Parallele zu den AfD-Jüngern!

Wie man also sieht, unterscheiden sich AfD und CDU kaum noch voneinander – was auch ein Grund dafür sein könnte, dass die AfD bei den letzten Wahlen zunehmend schlechter abgeschnitten hat als zuvor. Wer also darin einen Trend erkennen möchte, dass rechtes und rechtsextremes Denken in Deutschland auf dem Rückzug ist, der sollte berücksichtigen, dass nicht nur die AfD, sondern eben auch die CDU und die FDP (s. dazu hier) mittlerweile reichlich bis sehr rechts drauf sind.

Will man also sehen, wie viele Menschen rechte Parteien gewählt haben, muss man nicht nur die AfD im Blick haben, sondern immer auch die Stimmen für CDU/CSU und FDP mit hinzurechnen. Und das sieht dann leider gar nicht so richtig rosig aus …

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Karl

Jahrgang 1969, ist nach einem Lehramtsstudium und diversen beruflichen Tätigkeiten seit 2002 freiberuflicher Lektor (Auf den Punkt). Nach vielen Jahren in Hamburg, lebt er nun seit November 2019 in Rendsburg. Neben dem Interesse für politische Themen ist er ein absoluter Musikfreak und hört den ganzen Tag Tonträger. An den Wochenenden ist er bevorzugt in Norgaardholz an der Ostsee und genießt dort die Natur.

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